In Thailand wandern – man erntet zunächst fragende, ungläubige Blicke, wenn man von solchen Urlaubsplänen erzählt. Zu sehr ist Thailand verbunden mit Strand und tauchen, vielleicht noch mit Tempeln und Elefanten.
Im Norden von Thailand, rund 700 km nördlich von Bangkok, liegt die Stadt Chiang Mai, umgeben von wilden Nationalparks, herrlichen Bambuswäldern und über 2000m hohen Bergen.
Kaum jemand geht hier wandern, die Bewohner der Region arbeiten in der Landwirtschaft und immer häufiger auch im Tourismus, denn unter den Urlaubern in Chiang Mai sind immer mehr, die die Berge im Mae Wang Nationalpark auch aus der Nähe sehen wollen. Ob bei einem Tagesausflug, oder, wie bei unserem kleinen Trupp, bei einer dreitägigen Rad-Floß-Trekking Tour. Das Praktische: solche Trekking Touren lassen sich schon vor der Reise über einen Reiseveranstalter buchen.
Mit einem offenen Truck werden wir am Hotel abgeholt, der Fahrer bringt uns in den Mae Wang Nationalpark und setzt uns an einer Art Parkplatz an der Straße ab. Wir fahren erst eine kleine Runde mit Mountainbikes; als diese wieder auf den Truck geladen sind, packen wir Schlafsäcke auf unsere Rucksäcke und unser Guide George führt uns an Feldern vorbei in den Wald hinein. Es geht über staubige Trampelpfade, vorbei an Teak-Bäumen und großen Spinnennetzen, und zuerst einmal bekommt jeder einen frischen Wanderstock aus Bambus in die Hand.
Es geht lange Zeit an einem Bach entlang, wir stoppen an einem Wasserfall und George zeigt uns jede Menge Pflanzen – incl der einen, aus der Seifenblasen entsteigen, wenn man den Stiel ein wenig umknickt und hinein pustet!
Im Wald ist es angenehm zu wandern, die rund 300 Höhenmeter verteilen sich auf mehrere Stunden Weg. Anderen Menschen begegnen wir nicht – lediglich ein paar Wasserbüffeln, Kühen, und dann: Elefanten!
Es sind keine wilden Elefanten sondern ehemalige Arbeitstiere und mit Ketten an Bäumen festgebunden – aber es sind Elefanten, die uns beim Wandern am Wegesrand begegnen, das ist schon etwas Besonderes.
Und die drei Elefanten lassen sich streicheln, sie schauen mir in die Augen, die Rüssel „schnüffeln“ herum. Ihr Betreuer erzählt uns, dass es für die Elefanten gut ist, dass so viele Touristen kommen, mit den Elefanten im Fluss baden wollen, sie streicheln, mit Schlamm abreiben. Denn Elefanten werden nun einmal sehr alt, wollen gefüttert werden, brauchen Zuneigung – und die Arbeit in der Landwirtschaft haben ihnen Maschinen abgenommen. Und so sind alle dankbar für ihre Zweit-Karriere im Tourismus.
Bald nach der Begegnung mit den Elefanten kommt das Dorf in Sicht – zunächst die Schule, vor der am Abend noch einige Schüler mit ihren Handys sitzen und mit dem Schul-Wlan wahrscheinlich das gleiche machen wie alle anderen Schüler auf dieser Welt. Danach eine Handvoll Häuser, zwischen Bananenstauden, krummen Bäumen und weiten Feldern. Unser Gästehaus ist aus Bambus gebaut und besteht aus nicht mehr als einem großen Schlafraum, mit dünnen Matratzen und Moskitonetzen. Beim „Einrichten“ kommen die Mitbewohner vorbei gekrabbelt und verschwinden dann bald wieder (wobei man ja nicht weiß, was schlimmer ist- wenn man sie sieht, oder wenn man sie nicht mehr sieht…).
Das „Bad“ ist draußen, eine Wellblechhütte mit Hock-Toiletten, einem Wasserfass, einem Wasserhahn. Vor dem Schlafraum ist auf einem Balkon ein langer Tisch mit Bänken und zwei Hängematten, am Tisch gibt es auch eine Lampe – möchte man zum Bad, geht nichts ohne Stirnlampe.
Hühner gackern, irgendwo klappern Teller, im Gras raschelt etwas, und in der schaukelnden Hängematte lässt sich zu diesem Soundtrack wunderbar über die Begegnung mit den Elefanten nachdenken. Mit einer Dose Chang in der Hand, denn auch wenn das Wlan der Dorfschule nicht so weit reicht, kühles Bier ist an so einem Abend irgendwo in den thailändischen Bergen noch viel nützlicher.
Bis unsere Guides mit dem Abendessen kommen, es gibt Suppe, Gemüse, Reis und noch ein Bier. Nach dem Essen schauen wir uns noch ein wenig die Sterne an, gehen aber bald schlafen – seit die Sonne untergegangen ist, ist von thailändischer Hitze nichts mehr zu spüren. Wir brauchen Socken. Und eine Fleecejacke – in Thailand!
Am nächsten Morgen stärken wir uns mit Papaya, Kaffee und Marmeladen-Toast, schnappen uns die Bambus-Wanderstöcke. Von der Kälte der Nacht ist glücklicherweise nichts mehr zu spüren. Einige Frauen aus dem Dorf breiten direkt neben unseren Frühstückstellern ihre Waren aus, selten war ein „Markt“ mit gewebten und geschnitzten Souvenirs so bequem zu erreichen. Nach einem kurzen Besuch in einer Schule machen wir uns gegen halb 11 auf den Weg – Hardcore-Wandern ist das nicht, aber Hitze und steile Wege sind auch nichts für Anfänger. Mal geht es heute durch lichten Laubwald…
…mal über abgeerntete Reisfelder…
…und oft über Wege mit weitem Blick auf hohe Berge.
Früher wurde hier viel Marihuana angebaut, inzwischen subventioniert die Regierung den Gemüse-Anbau, so dass jetzt eher Kohl, Salat oder auch Knoblauch geerntet werden.
Unsere Mittagspause verbringen wir an einem Fluss mit Wasserfall, es ist viel Zeit zum Baden und in der Sonne braten, unser Guide kocht für uns. Zu dem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, was uns auf dem weiteren Weg zu unserem Nachtquartier erwartet, wir wären sicher aufgeregter gewesen und hätten nicht ein so entspanntes Nickerchen nach dem Essen gehalten.
Denn nun holen die Guides ihre Macheten aus dem Rucksack! Ein Weg lässt sich nur erahnen, so als wären hier vor Jahren Bauern ab und zu vorbeigekommen. Es scheint aber lange her zu sein.
Hohes Gras, kleine Bäume, alles wächst kreuz und quer, es gibt kleine Bäche und Schlammlöcher, und weil ich beide Hände brauche, um mir den Weg durch den Dschungel frei zu räumen, mache ich viel zu wenig Fotos. Stellt euch undurchdringlichen Dschungel vor, wo man Tiger, Schlangen und Spinnen vermutet aber nicht sieht – durch genau so einen Dschungel sind wir im Mae Wang Nationalpark gewandert. Ohne Tiger oder sonst wen zu sehen. Nur Schmetterlinge. Wahrscheinlich wurden eher wir von den wilden Tieren beobachtet, in der Stille des Dschungels waren unser Getrampel und unsere Pfad-Finderei sicher kilometerweit zu hören.
Man verliert auch jedes Gefühl für Zeit beim Dschungel-Stapfen. Aber plötzlich kommen wir zum Waldrand, haben wieder Reisterrassen vor uns, Büffel rupfen die letzten Halme aus, und weit hoch über uns sehen wir ein paar Häuser – bis zum nächsten Dorf geht es noch einmal richtig steil bergauf…
…was die logische Folge hat, dass wir von unserer Bambushütte eine fantastische Aussicht haben!
Dieses Mal haben wir kleine 2er Abteile zum Schlafen, wieder wird es kühl, sobald die Sonne untergegangen ist. Wieder freuen wir uns über ein einfaches, leckeres Abendessen, leises Geplauder ist das einzige Geräusch neben ein paar Grillen, und ziemlich bald kriechen wir in den kuscheligen Schlafsack – dunkel ist es gegen 18.30 Uhr, schlagartig, und Nachtleben gibt es in den Karen-Dörfern nicht. Braucht man auch nicht.
Auch wenn die Wanderung nicht sonderlich anspruchsvoll ist, man nicht völlig kaputt – hier, weit weg von der Zivilisation, kann man lange, tief und fest schlafen. Bis am Morgen die Hähne krähen, die Sonne wieder vom Himmel strahlt und man die Socken nur noch wegen der Wanderschuhe braucht. Der Frühstücksplatz allerdings, der wird noch lange in Erinnerung bleiben. Die Aussicht beim Frühstück (Kaffee, Toast, Melone und zum-Schwan-geschnitzte Äpfel) ist grandios!
Reisfelder und Wald, ein paar Elefanten und Büffel, Orchideen und Farne, weite Blicke und strahlendblauer Himmel, der Beginn unseres dritten Wandertages lässt mich wehmütig werden, bald schon ist es vorbei und wir werden wieder in „normalen Thailand-Urlaub“ zurückkehren. Am Horizont erblicken wir den Doi Inthanon, den mit 2.565 m höchsten Berg Thailands. Für richtiges Gipfelglück muss ich wohl noch ein anderes Mal wiederkommen.
Wir machen noch eine kurze Pause an einem Wasserfall, beobachten wie eine Wasserschlange im Zickzack über die Wasseroberfläche schwimmt (oder kriecht. oder sich schlängelt), eine Frau sitzt mit ihrem kleinen Webstuhl im Schatten und stellt Schals zum Verkaufen her. Und dann überqueren einen letzten kleinen Bach und erreichen einen Parkplatz, wo unser Truck wartet. Viel zu schnell sind diese Wandertage vergangen, klar freuen sich die Füße wieder über die Flipflops, aber die Beine sind noch viel zu sehr im Wandermodus, wollen noch nicht ruhen.
Fazit zum Thailand-Trekking
Diese Trekking Tour ist nichts, wenn man Wert auf viele Höhenmeter, lange Wandertage oder schwieriges Gelände legt. Durch das Klima sind die Wanderungen zwar anspruchsvoll, aber technisch einfach und für geübte Wanderer sehr gut zu bewältigen. Es geht um das Gesamterlebnis, darum den Mae Wang Nationalpark zu Fuß, mit dem Fahrrad und dem Floß kennen zu lernen, auch die Lebensweise der Menschen, einfach eine andere Seite von Thailand.
Man sieht unterwegs nur ab und zu andere Wanderer, für die Bewohner (meist vom Karen Stamm) ist es aber kein ungewöhnlicher Anblick, wenn man vorbeikommt. Und die Kinder der Grundschule, in die wir am Morgen des 2. Tages hineinschauen dürfen, sind völlig unbeeindruckt von uns und machen cool weiter mit rechnen und schreiben.
Trekking Touren in Thailand buchen
Wer viel Zeit hat, kann in Chiang Mai die Reisebüros und Trekkinganbieter abklappern und sich eine perfekte Trekking Tour aussuchen und buchen. Wer wenig Zeit hat, möchte seinen Urlaub lieber mit schönen Aktivitäten verbringen und nicht in Reisebüros, weshalb man längere Touren am besten schon vorher bucht, zum Beispiel – wie bei mir – über den Reiseveranstalter Erlebe Thailand*.
Man kann sich dort natürlich einen ganzen Urlaub organisieren lassen, oder aber (das Reisen in Thailand ist wirklich einfach!) nur die Trekking Tour als Baustein buchen. Die Planung läuft über die (deutsch sprechenden) Mitarbeiter vorher per E-mail oder am Telefon, die Reiseunterlagen werden im Hotel in Chiang Mai hinterlegt, nur für die notwendigen Nationalpark Genehmigungen muss man noch kurz im Büro der Trekking Agentur seinen Pass kopieren lassen.
Ich habe mich zugegebenermaßen nicht um Wanderkarten gekümmert, aber ich vermute, dass so ein Trekking ohne Guides, auf eigene Faust, nur schwer machbar ist, da es keinerlei Wandermarkierungen oder Beschilderungen gibt. Man kann nicht davon ausgehen, dass die Bauern englisch sprechen, man kommt an keinen Läden vorbei um Essen oder Trinken einzukaufen, da die Gegend sehr dünn besiedelt ist – zumindest dort, wo wir unterwegs waren. Unsere Guides haben viel erzählt, viel, was über einen Standard-Thailand-Urlaub hinaus geht, haben viel mit uns gelacht, viele Pflanzen erklärt und fantastisch für uns gekocht. Deswegen kann ich die Tour sehr empfehlen – auch wenn mir sonst längere Touren mit mehr Höhenmetern sehr viel lieber sind.
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Kultur & Outdoor: Der Goldene Berg in Bangkok
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*Erlebe Thailand hat meine Teilnahme an der Trekking Tour gesponsert, vielen Dank dafür.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
9 Kommentare
Reis – Check, Bambus – Check, Elefanten – Leider nicht… Aber dafür haben wir Rehe in Japan zu bieten, die man streicheln kann!
Vielen Dank für diesen schönen Bericht!
Grüße aus Tokio,
Tessa
Zum Glück ists überall anders, sonst wäre es ja langweilig ;-) Viele Grüße!
[…] Wandern in Thailand Gipfelglück war in Thailand unterwegs und hatte natürlich auch die Wanderschuhe im Gepäck. > Trekking im Norden von Thailand: Wandern bei Bambus, Reis und Elefanten […]
[…] wanderst du einen Waldpfad entlang, und plötzlich steht ein Elefant vor dir. Bzw sogar drei! Meine 3-Tageswanderung im Mae Wang Nationalpark in der Nähe von Chiang Mai war nur ein kleiner Teil meines Thailand Urlaubs, der sonst natürlich […]
Mit welchen Preisen muss man für die von dir geschilderte Tour rechnen, wenn man Sie zuvor über Erlebe Thailand bucht? Besten Dank!
Hallo Andreas,
das ungefähr war die Tour, die ich mitgemacht habe: https://www.erlebe-thailand.de/reise-baustein/nord/chiang-mai-fahrradtour-trekking-bergvolk-flossfahrt/
Sie wird derzeit für 198 Euro angeboten.
Der Norden Thailands bietet tatsächlich die besten Möglichkeiten zum Wandern. Aber auch der Süden hat einige wirklich schöne Pfade. Sehr zu empfehlen ist die Trekking Tour zum Khao Luang, dem Dach von Südthailand. Diese Tour geht jedoch nur mit einem Guide und ist für ungeübte Geher nicht geeignet. LG Armin
Gut zu wissen, ich will gerne wieder mal nach Thailand und noch mehr von diesem tollen Land sehen.
[…] wanderst du einen Waldpfad entlang, und plötzlich steht ein Elefant vor dir. Bzw sogar drei! Meine 3-Tageswanderung im Mae Wang Nationalpark in der Nähe von Chiang Mai war nur ein kleiner Teil meines Thailand Urlaubs, der sonst natürlich […]