Die Berge am Tegernsee bieten sich ja immer an für eine kleine oder große Bergtour.
Aber kennst du das Dilemma, wenn die Wetterberichte uneinig sind, man unbedingt raus zum Wandern will, und unzählige Tourenvorschläge durchforstet und die Entscheidung so schwer fällt?
Ein Aussichtsberg soll nicht an schlechte Aussicht „verschwendet“ werden. Was, wenn in der Nachbarregion in die Sonne scheint aber man selber nur Nebel stapft? Lawinengefahr, Hüttenöffnungszeiten, wie voll ist es während der Weihnachtsferien und was, wenn das Wetter doch richtig schlecht wird auf einmal?
Die evtl-Zwischenziel-Outdoor-Taktik
Am besten sind ja dann Touren mit mehreren Varianten, mit einem Ziel, das bei günstigen Bedingungen zum Zwischenziel wird und man wandert zum eigentlichen Ziel weiter. Im ungünstigen Fall hat man das Ziel erreicht, kann drüber bloggen und ein anderes Mal wiederkommen. Die Tour, die hier beschrieben wird, war genau so eine. Der Wetterbericht schwankte zwischen Sonne und Schneeregen, zu weit sollte es nicht sein und mit einer Hütteneinkehr verbunden. Der Riederstein wurde das Zwischenziel (oder Ziel), die Baumgartenschneid das Ziel (oder notfalls auf ein anderes Mal verschoben).
Wanderung von Rottach-Egern zum Riederstein
Also ab zum Tegernsee, der dann doch erst mal graue Suppe als Winterzauber zu bieten hat. In Rottach-Egern findet sich am Ende der Riedersteinstraße ein Wanderparkplatz, der bei meinem Eintreffen fast voll ist. Von hier geht es in den Wald hinein, auf einem ganz schön steilen Forstweg, der einen schnell ins schwitzen bringt. Von Schnee keine Spur, dabei soll das hier doch eine Rodelbahn sein. Durch Lücken im Wald sieht man immer mal wieder auf den Tegernsee hinab. Und einmal hoch oben, die kleine Kapelle auf dem Riederstein, ein hoher steiler Felsen, das gesamte Plateau scheint mit der Kapelle „vollgebaut“ zu sein. Das Zwischenziel!
Nach einer Weile sieht man es am Waldende weiß blitzen, und plötzlich lässt einem die Kulisse den Mund offen stehen: ein kleines Hüttchen auf blendendem Schneefeld, weit darüber thronen Felsen und Kapelle und in der anderen Richtung tief unten der blaue Tegernsee. Wenig sonnig, aber gut genug, um erst mal zum Riederstein aufzusteigen. Es gibt einen leichten Weg und einen schwereren – schwer heißt Treppenstufen, Matsch aber sonst ist es nicht sehr kompliziert. Alle paar Meter stehen Stationen eines Kreuzwegs.
Der letzte Aufstieg, die letzten Treppenstufen zum Gipfel sind ein wenig vereist, ein Treppengeländer hilft aber. Und oben auf 1.207m jede Menge Menschen und Kinder und Hunde, zu viele um den Cache zu finden, rund um die Kapelle ist gerade Platz für einen schmalen Weg, und hinter der Kapelle ist der Blick einfach toll. Der Himmel noch immer grau aber die Luft relativ klar auf all die Berge, die rund um den Tegernsee zu finden sind, den Leonhardstein, die Neureuth Alm zum Beispiel. Und im Tal scheint rund um den See auf jedem freien Flecken ein Haus zu stehen, das fällt sonst auch nie so extrem auf.
Vom Riederstein zum Gipfel der Baumgartenschneid über dem Tegernsee
Und jetzt die Entscheidung – ist der Riederstein Ziel oder Zwischenziel? Als Ziel wäre es durchaus eine schöne Tour gewesen, aber das Wetter ist gut genug, noch einen zweiten Gipfel anzupeilen, die Baumgartenschneid. Nun wird es doch noch winterlich, es sind kaum noch Leute unterwegs, keine Geräusche außer dem Knirschen des Schnees. An vielen Stellen ist es eisig, die Spur zur Baumgartenschneid aber gut zu finden und gut zu gehen. Zum Teil geht es durch den Wald, zum Teil über freie Flächen, mal eben, mal ein wenig bergauf und bergab.
Der letzte Anstieg ist sehr vereist, das ist hier kein Wanderweg mehr für Anfänger. Dann am Gipfel – kein Mensch, aber viel Wind, eisiger Wind auf 1.444 m. Aber welch Blick! Bei Sonne könnte zumindest der Blick kaum schöner sein. Eigentlich müsste man von hier zur Gindelalm, zur Neureuth hinüberwandern können, aber es ist keine Spur im Schnee zu sehen.
Nach kurzer Rast ziehe ich die Grödeln an und nehme die Wanderstöcke in die Hände – man käme sicher auch ohne hinab, aber wenn man die Ausrüstung schon mal dabei hat… Und es geht doch erheblich schnell mit den Zacken unter den Schuhen, kein Rutschen, kein Schlittern. Nun kommen mir einige Leute entgegen, keiner ist wirklich begeistert vom Wind und nicht lange, dann beginnt es auch noch zu schneien. Mit Grödeln an den Füßen kommt man schnell voran, diesmal nehme ich den einfachen Weg zum Riederstein Haus.
Und siehe da, der Schnee hört wieder auf, es erscheint eine Bank – und die steht im prallen Sonnenschein! Welch schöne Überraschung. Kurze Pause, Grödeln ausziehen, Tshirt wechseln, freuen.
Und dann ist es auch nicht mehr weit bis zur Hütte, und auf der Terrasse kann man tatsächlich draußen sitzen und das Gesicht in die Sonne halten. Ab und an zieht eine Wolke vorbei, dann beginnt das Brummeln und Fluchen ringsum, aber schon bald ist es wieder Zeit für die Sonnenbrille. Das Highlight des Tages: Kaffee und Kuchen, ein Käsekuchen, der wie fluffiger Vanillepudding schmeckt.
Beim Rückweg zum Parkplatz merkt man, wir steil der Weg wirklich ist, die Knie ächzen und sind froh über die Unterstützung der Wanderstöcke. Und man ist 10 mal schneller als auf dem Weg hinauf.
Fazit: die Tour war richtig gewählt, wie schön, dass die Sonne noch rauskam, der Ausflug bis zur Baumgartenschneid ging und der Kuchen so gut war!
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
3 Kommentare
Hi Steffi,
der Ausblick von der Baumgartenschneid ist schon klasse, das finde ich auch. Aber ging es Dir wie mir? So richtig toll fand ich sie als Berg nicht, irgendwas fehlt mir da. Vielleicht war es auch nur das nicht so tolle Wetter.
Wir sind damals als Einstiegswanderung im Frühjahr hochgegangen, auch über den Riederstein, sind dann aber zum Schliersee abgestiegen ( http://bit.ly/diCJBj ).
Fluffige Kuchen haben wir aber leider verpasst!
Viele Grüße,
Uli
Gute Frage… Es war am Gipfel der Bodenschneid so ungemütlich, so un-einladend, länger zu bleiben. Und dadurch war es ok da oben. Nur zum Riederstein wandern ist schon etwas kurz. Die Hütte war auf jeden Fall schön!
Ja, bis zum Riederstein und auf der Gelaun finde ich es auch klasse!