Im letzten Winter kam es bloß zu einer einzigen Schneeschuhtour, und wenn ich von den Anzeichen der letzten Wochen ausgehen kann, werden die kommenden Monate mehr ein Skiwinter als ein Schneeschuhwinter. Je nachdem natürlich, wie viel Schnee wann und wo fällt.
Um so schöner, dass wir schon Schnee hatten in den Bergen, und wie schön, dass ich am letzten Wochenende schon eine sonnige, gipfelglückliche Schneeschuhtour mit Ute unternehmen konnte. Unser Ziel war das Sonntagshorn, das sich im Chiemgau befindet, allerdings schon im Salzburger Land, nicht in Bayern.
Der Talort ist Unken, kurz hinter der Grenze von Inzell kommend. Hier folgt man der Straße in ein überaus idyllisches Hochtal bis zu dem Parkplatz im Heutal auf ca. 970 m, wo auch die Kletterwand zu sehen ist. Die 5 Euro Parkgebühr scheinen zunächst happig, doch bei der Einkehr auf der Hochalm werden einem 2 Euro verrechnet, und ohne Einkehr an der Hütte ist die Tour auf das Sonntagshorn eh nur der halbe Spaß.
Zunächst wandern die Schneeschuhe lediglich am Rucksack festgeschnallt mit, Waldboden und vor allem Matsch bilden den Untergrund für die ersten 500 Höhenmeter. Die Almhütten der Hochalm sind schon von Schnee umgeben, wunderbare Fotomotive zusammen mit den grünen Nadelbäumen im Hintergrund und dem strahlendblauen Himmel über uns.
Erst am recht steilen Gipfelhang zum Sonntagshorn ziehen wir dann die Schneeschuhe an, während die meisten anderen Sonntagswanderer mit normalen Schuhen die Serpentinen hinauf stapfen. Der Hang liegt sehr frei, nach Süden ausgerichtet; die Sonne ermöglicht das Gehen im T-Shirt (hallo November?), mit jedem Höhenmeter wird die Sicht besser, keine einzige Wolke zeigt sich am Himmel.
Für die letzten 5 min vor dem Gipfel des Sonntagshorns ziehen wir die Schneeschuhe wieder aus, für Gras und Steine sind sie nicht mehr nötig…
dafür öffnet sich nun der Blick nach Norden Richtung Chiemsee und zum Hochfelln, den ich am Tag vorher erst bestiegen habe (Bericht hier!).
Rund 30 Wanderer haben es sich am Gipfel auf 1.961 m gemütlich gemacht, obwohl keine Seilbahn irgendwem Höhenmeter und Beschwerlichkeiten abnimmt wie am Hochfelln. An diesem Fleckchen könnte man Stunden mit Sonnenbaden verbringen – wäre da nicht der Gutschein vom Parkplatz in der Tasche, mit dem selbst am Gipfel der Duft von Hüttenköstlichkeiten der Hochalm in der klaren Herbstluft zu erahnen ist.
Beim Abstieg kommt dann die Stunde der Schneeschuhe, in der Direttissima geht es fliegend den weißen Hang hinunter, meist über festen griffigen Schnee, manchmal aber auch so tief einsinkend, dass der Schnee von oben in die Schuhe fällt. Jede noch so starke Membran, jedes noch so unschlagbare Material am Schuh hat keine Chance- heute triefen und schwimmen die Füße beim Abstieg mehr als das sie klettern…
Die Jausenstation Hochalm toppt das Gipfelglück tatsächlich noch – obwohl die Terrasse voll besetzt ist, wir uns unsere Brotzeit in der Hütte holen und uns einen einigermaßen bequemen Stein zum Sitzen suchen müssen. Ein wenig verwünsche ich jetzt doch den Schnee – auf der Wiese ausstrecken und ein Nickerchen machen, die Alm-Pause wäre noch perfekter. Aber auch so schmeckt Der Klassiker…
… unter neidischen Blicken des Schneemanns, dem sichtbar das Wasser im Munde zusammenläuft.
Auch der restliche Abstieg, wieder ohne Schneeschuhe, ist sonnig, wenn auch noch matschiger und glitschiger als am Morgen. Eine Wohltat sind trockene Socken und Ersatzschuhe, der große Vorteil, wenn man mit dem Auto unterwegs ist…
Das Sonntagshorn ist wenig lawinengefährdet und wirklich sehr für eine Schneeschuhtour zu empfehlen. Die Autofahrt zieht sich allerdings, verglichen mit den anderen Chiemgauer Bergen, lohnt sich aber definitiv. Im Sommer ist die Anfahrt für die knapp 1.000 Höhenmeter vielleicht etwas zu weit.
Übrigens: Die Tour ist eine von 27 erwähnten im Wanderbuch „Meine Lieblings-Winter-Alm“.
*Alle Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte Berchtesgadener Land Chiemgauer Alpen
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Ausrüstungs-Tipps für Schneeschuh-Touren
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.