Teil 3 der Wanderer-Interviews, heute wollen gleich zwei Leute bei jeder Frage zu Wort kommen, Karo und Alex vom Luftschubser-Blog. Es geht um Schlangen, Kaiserschmarrn und den Cotopaxi, und ich glaube eine echte Wanderung mit den beiden zusammen würde ganz viel Spaß machen. Vielleicht klappts ja mal :-)
1) Stellt Euch bitte kurz den Gipfelglück Lesern vor, damit jeder weiß, mit wem ich heute virtuell wandern gehe.
Alex: Wir sind quasi First-Timer und waren noch nie virtuell wandern. Wir, das sind Karo und Alex aus München. Karo hat es vor fünf Jahren aus dem hohen Norden bei Hamburg hierher verschlagen und ich bin ein waschechter Münchner.
Karo: Wann ist man denn ein waschechter Münchner???
Alex: Naja, wenn mindestens beide Eltern in München geboren wurden und man selbst auch.
Karo: Das trifft also bei Dir zu?
Alex: Achso, …nein, Mist! Dann bin ich doch kein so ganz waschechter Münchner. Mein Vater ist gar kein Münchner.
Karo: Jedenfalls gehen wir zusammen gerne in die Berge. Alles in allem findet man uns unterwegs auf Berg- und Hüttentouren, Klettersteigen und Wanderungen. Sommer wie Winter. Und neuerdings auch auf Schneeschuhtour.
Alex: Ja und wir gehen natürlich gern auf Burgentour. Und seit einem knappen Jahr betreiben wir unser gemeinsames Blog Luftschubser.de, der unsere Outdoor-Vorlieben mit Berge, Burgen, Outdoor ganz gut zusammenfasst.
2) Auf welche Tour nehmt ihr mich heute mit?*
Karo: Heute sind wir unterwegs auf der Zweigipfeltour Feichteck (1.514 m) und Karkopf (1.496 m) in den Chiemgauer Alpen. Die Gipfel liegen in direkter Nachbarschaft zum Hochries.Wir starten am Wanderparkplatz bei Spatenau. Bis zur Doaglalm sind ziemlich viele Wanderer unterwegs, die entweder an der einladenden Almhütte hängen bleiben oder Richtung Hochries weitergehen.
Alex: Wir nehmen einen Waldpfad, entlang des E4, als Karo plötzlich quiekt. Ein Feuersalamander, der uns mindestens so neugierig betrachtet wie wir ihn. Ich liebe diese Art von Entdeckungen unterwegs.
Karo: Ja, zuerst dachte ich, da kriecht eine Schlange – igitt.
Alex: Wir sehen inzwischen die beiden Gipfel recht gut. Auch die Scharte dazwischen. Die ist unser nächstes Etappenziel. Aber zunächst geht es bergauf in den Wald hinein. Der Weg wechselt zwischen Waldpfad und altem Forstweg, der schon etwas im Abbruch begriffen und teils von Schnee bedeckt ist.
Karo: Wir queren diese Passagen halbakrobatisch über Schnee und durch Stäucherwildwuchs und sind einen Moment später auf der Scharte angekommen. D.h., ich zuerst. Alex braucht noch ein wenig. Knipst hier und da noch ein Foto. Endlich stehen wir gemeinsam auf dem Plateau zwischen den Gipfeln und genießen das Panorama ringsum. Leider ist es aber sehr diesig. Darum nehmen wir gleich den Gipfel des Feichteck in Angriff. Ein kurzes Stück bergauf, durch den Wald, über ein großes Schneefeld und dann auf den Gipfel: Tolle Aussicht zum Zahmen Kaiser. So langsam wird die Sicht auch ein wenig klarer.
Alex: Nach einer Gipfelrast, ein Mann versteckt für seinen kleinen Sohn überall Gummibären, die der Kleine dann voller Begeisterung sucht, findet und verputzt, geht es zurück zur Scharte und dann auf den anderen Gipfel, den Karkopf. Da treffen wir auf eine kurze Kraxelpassage. Karo klettert zuerst hoch, ich knipse wieder. Kurze Zeit später liegen wir aber schon auf dem Gipfel in der schönen Maisonne. Wir sind eine Weile völlig alleine bis sich dann doch noch ein einsamer Wandersmann auf den Karkopf verirrt.
Karo: Alex quatscht den Bergsteiger später natürlich noch an. Ein kurzes Gespräch und dann können wir los. Es geht zurück über ein weiteres Schneefeld und einen Höhenweg zur Seitenalm, unterhalb des Hochries. Die ausgetretenen Wege lassen uns schon den sommerlichen Massenbergtourismus erahnen. Aber zum 1. Mai ist hier noch nicht soviel los.
Zurück an der Doaglalm schließt sich der Kreis und von dort geht’s denselben Weg zurück zum Parkplatz, den wir vormittags heraufgekommen waren.
3) Nur Wandern ist doch langweilig, oder?
Alex: Nur Wandern alleine finde ich schon faszinierend. Dabei entdeckt man doch immer wieder völlig erstaunliche Dinge.
Karo: Ja, beispielsweise alte baufällige Mauern, oder aber irgendwelche Löcher und Gäähn … öhm ich meine Gräben im Boden.
Alex: Hey! Ja genau! Ich finde es total spannende Burgruinen zu erkunden und ein wenig im Kopf herum zu rekonstruieren.
Karo: Und ich setz mich derweil auf die Mauer, knabbere an einem Müsliriegel und schaue Alex zu, wie er in den Mauern herumwuselt.
Alex: Auf unseren Bergtouren entdecken wir auch immer wieder die Flora und Fauna neu. Wenn eben Salamander den Weg queren, oder Geier über uns hinwegfliegen. Oder wenn Gämsen plötzlich auf dem Weg auftauchen: spannend ist das alles.
Karo: Alex bleibt auch gerne an der x-ten Blume hängen, um sie zu knipsen. Ich finde auch die Kletter- und Kraxelpassagen auf Bergtouren spannend. Da kann ich meine Boulder-Kenntnisse ein wenig einfließen lassen. Ich würde fast sagen: Wandern ist das beste Mittel gegen Langeweile und für bewußteres (er)leben. Mit „nur wandern“ hat das nicht mehr viel zu tun.
4) Zeit für eine Pause, wie verbringen wir diese?
Karo: Wir haben immer viel Wasser und Brotzeit dabei. Belegte Brote, Paprika, Tomaten und ein wenig Süßkram. Also Müsliriegel mit Schoko u.ä. Für uns ist eine Gipfelbrotzeit das i-Tüpfelchen. Liegt vielleicht auch dran, dass wir Touren ohne Almbewirtschaftung wählen, um ein wenig abseits des Trubels zu bleiben.
Alex: Ab und zu, auf sehr langen Touren, haben wir den Esbit-Kocher dabei und gönnen uns auch mal ein Gemüserisotto oder Pasta a la Travel-Lunch. Aber wisst ihr was das Beste ist? Eine Scheibe frisches Brot und ein süßer Apfel dazu: Schlicht, gut und saulecker!
Karo: Ich kann aber am Ende einer Tour einem Teller Kaiserschmarrn oder einem Stück Kuchen an einer Almhütte auch nicht wiederstehen. Wenn sich das einrichten lässt, ist das so eine Art krönender Abschluss. Manchmal auch ein wenig Motivation, den inneren Schweinehund zu überwinden: Jeder braucht ein Ziel. Außerdem geht es hier ja wohl um einen ausgeglichenen Zuckerhaushalt!
Alex: Stimmt, am Ende einer Tour dann noch was für Leib und Seele auf dem Tisch stehen zu haben, ist klasse. Bei mir ist das allerdings eher eine Brotzeit und ein isotonisches Hopfengebräu. Außerdem schau ich Karo immer so gern zu, wenn Sie den Süßkram mümmelt!
5) Sieht man euch bei Wanderungen an, dass ihr als Blogger unterwegs seid?
Alex: Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Wie sieht denn ein Blogger unterwegs aus? Mich erkennt ihr ganz leicht an dem schwarzen Basecap mit dem roten T, und der Kamera in der rechten Hand, deren Band um mein Gelenk gewickelt ist.
Karo: Ja und das GPS baumelt bei Dir immer am Rucksack herum. Ansonsten: Klares Nein. Wir wandern, wir genießen und wir lassen die Natur auf uns wirken. Notebook, Tablet oder Handy nehmen wir erst wieder zuhause in die Hand. Wir twittern eher selten von unterwegs. Höchstens die Kamera in Alex‘ Hand verrät uns.
6) Wenn Zeit und Geld keine Rolle spielt, wo möchtet ihr gerne eine Wanderung unternehmen?
Karo: Der Cotopaxi steht ganz oben auf meiner Liste. Seitdem ich im Cotopaxi-Nationalpark den schneebedeckten Vulkan gesehen habe, lässt mich dieser Gipfel nicht mehr los. Und ich würde gern den Ngauruhoe in Neuseeland erklimmen. Das könnte in ein bis zwei Jahren schon klappen. Oder Alex???
Alex: Wie kann ich da nein sagen? Also bei mir gibt es einen Traum: Ich möchte einmal das Grüne Band von Süd nach Nord entlang wandern. An der ehemaligen Deutsch Deutschen Grenze entlang auf ca. 1400 km. Ich wollte immer schon einmal quer durch Deutschland wandern. Auf das Grüne Band bin ich 2009 aufmerksam geworden und seitdem träume ich davon. Aber das an einem Stück ist eine Herausforderung in verschiedenen Bereichen.
Welche Träume wir uns erfüllen können, könnt ihr auf Luftschubser.de verfolgen.
Danke liebe Stefanie für die tolle Idee des virtuellen Wander-Interviews und dass wir mitmachen durften.
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*Den ganzen Tourenbericht könnt ihr hier nachlesen.
Ich habe zu danken und ich bin schon jetzt froh, dass ich die Interview-Serie angefangen habe! Das Grüne Band ist für mich ehrlich gesagt nicht so reizvoll, ich bin da aufgewachsen, als es noch ein eisernes Band war. Neuseeland kann ich aber auf jeden Fall empfehlen! Hinfahren! Für die Leser hier noch der Link zum Luftschubser-Twitter.
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Alle Virtuell-Wandern-Interviews:
Folge 16 mit Sabrina und Christian "skiwandern"Folge 14 mit Tamina Kallert und ihrem WDR-Fernsehteam über die Alpen
Folge 13 mit Michaela und Johannes auf die höchsten Gipfel aller europäischen Länder
Folge 12 mit Wibke in der Eifel
Folge 11 minimalistisch unterwegs mit Christof
Folge 10 mit Claudia auf dem Jakobsweg
Folge 9 mit Alix auf nahe und ferne Berge
Folge 8 mit Claudia durch die Lüfte
Folge 7 mit Robert in Südtirol
Folge 6 mit Bettina in Kroatien
Folge 5 mit Zwerg am Berg in Südtirol
Folge 4 mit Hendrik in Finnland
Folge 3 mit den Luftschubsern in den Chiemgauer Alpen
Folge 2 mit Jens auf den Halden rund um Dortmund
Folge 1 mit Rebecca zur Aiplspitz
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.