Der Winter und ich, wir sind immer noch keine richtigen Freunde geworden.
Ich bemühe mich ja, mache sogar demnächst noch einen längeren Winterausflug in die Schweiz nach Interlaken, aber er, der Winter, zeigt sich nicht so kooperativ. So hatte ich letztes Wochenende eine geführte Schneeschuh-Wanderung gebucht, aber statt Sonne, Pulverschnee und Zauber-Wunderland-Stimmung musste ich erst durch Regen und dann durch Schneegestöber stapfen.
Schön wars irgendwie trotzdem, zum Glück gehörte nämlich eine Hütteneinkehr zur Tour dazu.
Am Wanderparkplatz in Neuhaus am Schliersee hat unser Guide erst einmal Stöcke und Schneeschuhe an uns (Gruppe aus 4 Personen) verteilt und auch jedem ein LVS-Gerät gegeben, ein Lawinenverschüttetensuchgerät. Mit so etwas hatte ich vorher auch noch nie zu tun – man bindet sich ein Gerät um den Oberkörper, schaltet es ein und sendet damit ein Signal, das die Position anzeigt.
Wird man nun von einer Lawine verschüttet, können Helfer über dieses Signal zu der Stelle geführt werden, wo man liegt, sie fangen dort an zu graben und finden einen hoffentlich innerhalb der ersten 15 min – später ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man schon erstickt ist, bevor man ausgegraben wird.
Das Gerät wiegt nicht viel und beim Gehen spürt man gar nicht, dass man es um hat. Sinnvoll scheint es auf jeden Fall, wir haben an vielen Stellen Lawinenabgänge gesehen. Gerade durch den Regen der letzten Tage weicht das Gras unter dem Schnee auf, alles gerät leicht ins Rutschen und dann wird es für Schneeschuh-Wanderer gefährlich. Bei unserer Tour ging aber alles gut!
Man lernt, dass man mit den Schneeschuhen unter den Wanderschuhen breitbeiniger gehen soll als normal, wie John Wayne. Und man soll die Füße ordentlich heben, wie eine Katze. Ich finde, man läuft ein wenig wie ein Hobbit… Jedenfalls hat man sich schnell dran gewöhnt und man bemerkt schon bald den Vorteil zum Wandern im Schnee ohne Schneeschuhe: man sinkt nicht so tief ein (durch die größere Auflagefläche) und man rutscht nicht so sehr (durch die Zacken). Besonders spaßig ist es einen Hügel hinab zu rennen, auch wenn es ganz schön anstrengend ist.
Unsere Tour führte vom Parkplatz in der Nähe des Neuhausener Bahnhofs zur Freudenreich-Alm, zum Teil über die Forstwege, zum Teil querfeldein in einer Linie durch den unberührten Schnee dem Guide hinterher. Für 5 Minuten kam sogar die Sonne zum Vorschein… gefolgt von wildem Schneegestöber mit riesigen Schneeflocken. Wir standen vor der (geschlossenen) Hütte der Freudenreich-Alm, zumindest unter einem Dach, aßen unsere Brote und kamen uns vor wie in einer Schneekugel stehend. Grau oben am Hügel sah man die Bodenschneid-Hütte wie ein Schatten liegen.
Aber mit dem Hüttenziel vor Augen – und ich konnte mich an sie ja gut nach der herbstlichen Bodenschneid-Tour im August erinnern – erwachen Kräfte und das Wetter gerät in den Hintergrund. Wir marschierten ein Stück durch den Wald und denn den recht steilen Hang hinauf zur Hütte. Dabei merkte man, dass es grundsätzlich schön ist, wenn der Guide voran geht und spurt – man als Mensch mit kleineren Füßen und kürzeren Beinen aber dann nicht immer in seine Fußstapfen treten kann und doch seine eigene Spur ziehen muss. Trotz Schnee und Wind wurde es einem dann ganz schön warm an diesem Hang.
Am Bodenschneidhaus war viel mehr los als gedacht, so viele Menschen waren uns unterwegs nicht begegnet. Die Bude war voll, die Stimmung gut, und schon bald standen kühles Weißbier und warme Leberknödelsuppe auf dem Tisch.
Mal sehen, was noch aus diesem Winter wird, mir wird Sonne und Sommer immer lieber sein, aber vielleicht gibts noch ein paar sonnige Schneetage zum Genießen. Unterwegs war ich übrigens mit einem Guide von den Sportpiraten, bei der ersten Tour mit Schneeschuhen macht es schon Sinn, einen Guide dabei zu haben, und Spaß hat man mit so einer Gruppe auf jeden Fall auch.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
14 Kommentare
Hallo Stefanie,
ein Guide für die erste Tour ist definitiv zu empfehlen. Denn neben der Routenführung muss ja doch einiges im Auge gehalten werden, wie Wetter, mögliche gefährdete Abschnitte durch Lawinen, etc. LVS muss man regelmäßig üben (räusper…), damit man nicht lange überlegen muss, wenn was passiert. Ich habe es auch lange nicht mehr gemacht, es wird aber voraussichtlich nicht viel mit winterlichen Aktivitäten bei mir, wo ein solches Gerät zum Einsatz kommen würde.
Schwere Leute sollten übrigens nicht mit der Grundversion des Schneeschuhs unterwegs sein, sondern explizit nach einer „Verlängerung“ fragen. Das ist wie eine Zipfelmütze hinten und vergrößert die Fläche des. Schneeschuhs. Hört ich blöd an, aber ich bin etwas schwerer und oft hüfttief bei schlechtem Schnee eingesunken. Dann macht Schneeschuhlaufen wirklich keinen Spaß!
Schönes Wetter wirst Du schon bekommen. In den letzten beiden Wintern hatte ich jeweils exzellentes Wetter im Januar zum Achneeschuhlaufen.
Viele Grüße & ein frohes Fest wünscht Bernd.
Immer schön, deine langen Kommentare Bernd :) Tief einsinken ist wirklich nicht witzig, das hatte ich schon öfter ohne Schneeschuhe. Und die Lawinensache muss man wirklich ernst nehmen… Schöne Feiertage dir und alles Gute für 2013!
Ich bemühe mich konstruktives beizutragen.
Dir ebenfalls eine schöne Weihnachtszeit!
:-)
Na, da konnte ich den Post gerade noch mitnehmen.
Auch wenn das Wetter nicht so wollte, klingt es auf jeden Fall toll! Wie warm warst du denn eingepackt?
Grüssle vom Flughafen ;-)
Manuela
Vom Flughafen… viel Spaß unterwegs :-)
Ich hatte eine warme Hose an, ohne lange Unterhose, und oben T-Shirt, Fleecepulli und mittelwarme Jacke- wobei Shirt und Pulli genügt hätten beim Bergaufgehen, da wird einem ordentlich warm. Es war letztes Wochenende aber auch wirklich nicht kalt! Zum Teil bin ich ohne Handschuhe gegangen.
Hi Stefanie,
wir hatten unsere erste Schneeschuh-Tour im Februar in Reit im Winkel. War geführt und mit einer Rodelpartie zum Schluss. Klasse!
Genau wie Du dachten wir uns, die erste Tour sollte geführt sein. Diese Woche wollen wir uns im Alleingang daran versuchen.
Wo bitte ist jetzt Schnee? ;-)
cheers und guten Rutsch ins neue Jahr!
Alex
Frohes neues Jahr Alex! Mit dem Schnee siehts wirklich schlecht aus, ich hoffe ihr findet diese Woche genug für eine Schneeschuhtour, viel Spaß dabei!
Hallo Stefanie!
Eben Deinen Blog entdeckt… sehr schön!
Ich empfehle eine Schneeschuhwanderung bei Nacht und Vollmond! Ein wunderbarer Traum! Tipps gebe ich gerne :-)
Liebe Grüße aus Bayrischzell, Tina
Das freut mich zu hören, danke!
Welche Tour würdest du Schneeschuhanfängern denn besonders empfehlen?
Moin!
Der Spitzingsee ist für Einsteiger toll. Das Gebiet um die Schönfeldalmen zum Beispiel, da auf der Taubensteinseite außer in den Ferien unter der Woche kein Skibetrieb ist (aber immer Obacht bei den Wilden Fräulein… Lawinen!). Jägerkamp und Aiplspitz, dann Richtung Tanzeck und Einkehr auf dem Taubensteinhaus. Von dort evtl. weiter über den Lämpersberg zur Rotwand. Am Wochenende bietet sich zum Beispiel der Stolzenberg an(vieleicht mit Verlängerung auf den Rotkopf?)mit der Albert-Link-Hütte als Basecamp.
Und wenn der LLB mal ganz garstig ist: Um die Törlen unterhalb des Wettersteins. Ein Hochplateau mit einer beeindruckenden Schau!
Viel Spaß und ein wundervolles Wochenende!
Tina
Tolle Tipps, vielen Dank. Unter der Woche ist schwierig, ich nehme meine Urlaubstage lieber im Sommer ;-)
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Und weil mir dieser Beitrag und der gesamte Blog uns so gut gefallen hat, haben wir den auch in unsere Blog-Schau im Podcast aufgenommen ;-)
http://www.vielweib.de/2013/01/podcast-vusdl004-blog-schau-mit-uwe/