Eine Bergtour an richtig heißen Tagen braucht möglichst 3 Zutaten: viel Schatten, eine Quelle unterwegs und eine Hütte zum Einkehren zwischendurch. Im Tennengebirge im Salzburger Land gibt es eine Tagestour im Lammertal, die diese Voraussetzungen bestens erfüllt: die Bergtour auf die Tagweide von Abtenau aus.
Als Bonus ist es an der Tagweide auch noch relativ einsam, es gibt feine Kraxel- Passagen und einen selten gefundenen Geocache direkt am Gipfel. Lies hier meinen Tourenbericht zur Tagweide mit vielen Fotos!
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Ein heißer Tag im Tennengebirge: vom Parkplatz bei Abtenau zur Wandalm
Es gibt im Gebiet zwei Wanderparkplätze, beide sind für Ortsunkundige tatsächlich schwer zu finden, da kaum Schilder stehen. Zufahrt ist in Abtenau an der Talstation der Karkogel Bergbahn. In der Satelliten-Ansicht von Google Maps sind die Parkplätze „Karalm“ gut zu erkennen, auch wenn keine Straße dort eingetragen ist. Am unteren Parkplatz auf ca 1.000 m sieht man einen Wegweiser zur Laufener Hütte, dort startet die hier beschriebene Tour.
Es beginnt gleich steil, über Stufen und Wurzeln einen Steig hinauf, dennoch ideal für eine Bergtour an heißen Tagen: durch den Wald. Man ist dankbar für den Schatten, wenn selbst hier oben 30 Grad angekündigt sind. Nur ein kleines Stück geht es zwischendurch eine Forststraße entlang, dann gleich wieder in den steilen Wald. Natürlich kommt man dann doch ins Schwitzen.
Ein heißer Tag im Tennengebirge: von der Wandalm bis zum Gipfel der Tagweide
Als es nach 1,5 h Stunden etwas flacher wird, kommt links vorne die Hütte der unbewirtschafteten Wandalm (1.380 m ) in Sicht, rechts eine Quelle und in der Mitte ein Wegweiser – links ab zum “First” und zur Tagweide, schwarz markiert.
Der Wald ist vorbei, der Pfad wird noch schmaler und führt eine steile Wiese hinauf, die tatsächlich wie eine Wand vor einem aufragt, flankiert von Felswänden. Das alles liegt noch immer im Schatten und nach ein paar Schritten in der neuen Richtung macht sich ein kühler Wind bemerkbar. Konstanter Wind von oben auf den nassgeschwitzten Rücken, puh, unangenehm. Aber bei einer Bergtour an heißen Tagen hat man ja frische T-Shirts zum Wechseln dabei.
Nach einer Weile quert der kleine Pfad ganz nach links und wird dann etwas anspruchsvoller. Ziemlich ausgesetzt an manchen Stellen, es hängt auch mal ein Seil in der Wand zum Festhalten an den schwierigeren Stellen.
Für erfahrene Berggeher*innen ist es aber nirgends schwierig. Nach 2,5 h Stunden endlich – oder auch nicht, je nach Vorlieben – der Schatten ist vorbei, Sonnenbrille und Sonnenhut auf, endlich gehen wir in der Sonne!
Noch ein paar Kurven und Wendungen, dann sehen wir den Grat, “First” genannt, der auch aussieht wie ein Dachfirst, und es wird Zeit für eine kleine Pause. Das erste T-Shirt trocknet derweil vor sich hin.
Bis jetzt haben wir nur 7 andere Leute gesehen, die Tagweide ist ein so toller Berg und doch ist es so schön einsam. So, wie es mir im Sommer 2020 angenehm ist…Während unserer Pause am First (1.820 m) beobachten wir zwei Personen, die das letzte Stück zum Gipfelkreuz der Tagweide herauf kraxeln. Ein Weg ist zwischen den Felsen nämlich keiner zu erkennen, durch die beiden vor uns wird es etwas deutlicher für uns.
Der Weg ist nun wirklich schwarz, aber er macht auch richtig Spaß. Es geht hinauf über leichte Kletterstellen, an denen man Hand an den Fels anlegen muss. Überall sind aber genau die richtigen Tritte und Haltegriffe, die man benötigt. Die Aussicht wird nun auch immer besser, auf den Dachstein, den Gosaukamm und unzählige andere Gipfel, weit hinten im Norden erkennt man Salzburg, da, wo das Land flach wird.
Mag es von unten unübersichtlich aussehen – der Weg zum Gipfel der Tagweide ist gut markiert und immer gut zu erkennen.
Ein letzter Grashang, dann stehen wir nach 3,5 h Stunden am Gipfelkreuz auf 2.126 m. Es ist heiß und es schwirren Mücken umher… Den Geocache findet man erstaunlich leicht am Gipfelkreuz, dennoch wird er nur sehr selten gefunden. Einsam ist es nicht mehr. Ich wechsle wieder die T-Shirts.
Ein August Tag im Tennengebirge: von der Tagweide zur Laufener Hütte
Es gäbe verschiedene Varianten, nun weiterzugehen. Vielleicht ist deswegen auch insgesamt wenig los, es verteilt sich auf die verschiedenen Ecken rund um die Tagweide. Die spannendste wäre über den Grat weiterzugehen über Edelweißkogel und Hochkarfelderkogel zur Laufener Hütte.
Oder zum First zurück und dann um den Großen Traunstein herum zur Gsengalm. Wir entscheiden uns für den direkten Abstieg zur Laufener Hütte, einer Selbstversorgerhütte, bei der es aber kühle Getränke geben soll. Wie gesagt, ein wichtiger Faktor für eine Bergtour an heißen Tagen…
Der Weg ist zwar durchaus beschildert, aber sehr seltsam. Teilweise scheint er kaum begangen, gerade so, dass die Grashalme nieder gedrückt scheinen. Das Gelände ist auch extrem unübersichtlich, es ist kaum zu erkennen, wie der Weg verlaufen wird. Und durch steiles Grasgelände kommen wir auch nur langsam voran, dafür, dass jetzt die Sonne niederbrennt, kein Schatten mehr weit und breit ist und der Durst immer stärker wird.
Es gibt ein paar kurze Abkletterstellen, harmlos für Bergerfahrene, eine schöne Abwechslung.
Irgendwann wird der Weg flacher und schlängelt sich durch Latschengelände. Latschen an einem heißen Tag verdoppeln die Temperatur, der Schweiß fließt und es zieht sich. Bis dann die Laufener Hütte über uns erscheint. Über uns heißt, wieder bergauf, auch wenn es nur ein kurzes Stück ist.
Zunächst genieße ich es sehr, unterm Sonnenschirm auf der Hausbank der Laufener Hütte (1.721 m) zu sitzen. Schnell noch mal das T-Shirt gewechselt, dann weckt ein kühles Skiwasser neue Lebensgeister.
Leider wird die Idylle an der Hütte getrübt, von einer Gruppe betrunkener Männer, die für einen so heißen Tag schon eindeutig zu viel Bier hatten. Sie lärmen, stinken nach Bier, scheren sich nicht um Abstand Halten und stören den schönen Sommertag so sehr, dass wir sehr schnell wieder aufbrechen. Wie froh ich plötzlich bin, dass ich an diesem Tag nicht in der Hütte übernachten muss!
August im Tennengebirge: Abstieg von der Laufener Hütte
Am Berg an einem so heißen Tag sehnt sich der Körper irgendwann nach einer Forststraße, wo man einfach dahintraben kann, ohne nachzudenken, ohne allzuviel Konzentration, ein langweiliger Hüttenzustieg wäre jetzt willkommen.
Nicht so an der Laufener Hütte im Tennengebirge, an der letzten Etappe zurück zum Parkplatz. Es geht zunächst durch ein Latschen- und Felsbrocken-Gebiet, immer wieder mit kurzen Anstiegen, von denen man dann den nächsten Wegabschnitt überblickt, der genauso ausschaut wie der vorherige. Einerseits toll, es ist so schön ruhig und einsam – im Herbst ist es hier vermutlich traumhaft. Im Hochsommer ist Latschengelände einfach brutal.
Abwechslung bringt dann eine Schotterpassage, kurz aber durchaus anspruchsvoll, es geht nun aber endgültig bergab und die Sicht auf die steil aufragenden Wände zur rechten und das grüne Tal voraus ist herrlich.
Im hohen Gras zweigt ein direkter Weg nach Abtenau ab, den wir ignorieren, wir gehen lieber rechts, voller Begeisterung ein Stück bergauf. Dennoch steigt auch die Laune – denn wir nähern uns der Wandalm. Mit der Quelle und dem danach beginnenden Wald!
Die Quelle ist einfach perfekt. Es ist einer dieser heißen Tage, wo man sich tatsächlich Wasser einfach über den Kopf kippt. Und wenn es den Kragen und Rücken hinunter rinnt, merkt man es kaum. Beim Trinken des kalten Wassers ist tatsächlich Vorsicht geboten, so kalt ist es! Aber wir füllen unsere Flaschen bis zum Rand, ich tränke meinen Sonnenhut, wir schauen noch einmal zufrieden zum steilen Hang bis zum First hinauf. Sonnenüberflutet. Wie gut, dass wir den am Morgen noch im Schatten gehen konnten!
Auch der Weg durch den Bergwald erfordert noch mal Konzentration, es gibt viele Wurzeln und steile Tritte. Aber der Schatten ist eine Wohltat und schon jetzt merken wir, dass vor allem die schönen, herausfordernden Teile dieser Tour in Erinnerung bleiben werden. Die Latscherei durch die Latschen gerät bereits in Vergessenheit.
Am oberen Parkplatz (wo auch Schilder zur Karkogel Hütte und zur Gsengalm stehen) wartet noch ein kleiner Glücksmoment- ein Bach bildet eine Kneippanlage. Wie schön ist es, nach der Bergtour an einem solch heißen Tag die Schuhe und Socken auszuziehen und kaltes Bergwasser über die Haut rinnen zu lassen.
Ich war zum ersten Mal im Tennengebirge unterwegs. Von zu Hause nur knapp eine Stunde entfernt (von staufreier Autobahn ausgehend), bieten sich hier noch viele weitere Tourenmöglichkeiten, die es zu entdecken gilt.
Datum der Tour: 8. August 2020
Alle Höhenangaben von Schildern unterwegs und aus der freytag & berndt Wanderkarte 392 Tennengebirge-Lammertal-Osterhorngruppe. Hier kannst du die Wanderkarte bei Amazon bestellen* oder hole sie dir in deiner örtlichen Buchhandlung.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.