Mein Erfahrungs-Bericht zum Enns-Radweg in Österreich ist da, hurra! Meine Mehrtages-Radtouren haben leider bisher selten den Weg in einen Blog-Artikel gefunden. Der Enns-Radweg ist aber absolut berichtenswert, wegen seiner Abwechslung, seinen anspruchsvollen Passagen und auch als Inspiration, diesen kleinen Fernradweg (5 Tage, 4 Nächte) etwas bekannter zu machen.
Der Fluss Enns fließt auf 254 km durch 4 österreichische Bundesländer, erst nach Osten, dann nach Norden, aus den Salzburger Bergen zur Donau. Der Radweg ist durchgehend gut beschildert, führt aber nicht ganz durchgängig am Fluss entlang: Das Reichraminger Hintergebirge ist eine spannende Variante um dem Autoverkehr zu entgehen.
Wir waren wie gesagt 5 Tage lang unterwegs, sind 290 km und 2.360 Höhenmeter (Zahlen aus Komoot, Strava meldet wie üblich höhere Werte) gefahren, mit so einigen Highlights, die ich dir unten vorstelle. Beim Wetter war alles dabei – von Hitze und blauem Himmel bis zu stundenlangem Dauerregen. Deswegen habe ich es sehr genossen, abends in Hotels und Gasthöfen zu übernachten und nicht im Zelt. Auch zur Etappen-Planung für den Enns-Radweg erfährst du in diesem Artikel mehr.
Werbehinweis: Die Österreich Werbung und ihre Partner haben diese Reise großzügig unterstützt. Das Buch ist ein Rezensionsexemplar des Verlags, der Artikel enthält Affiliate Links*. Findest du Inspiration, findest du Gefallen an diesem Artikel und diesem Blog? Lade mich auf einen Kaffee ein! Abonniere gerne auch den kostenlosen Newsletter und folge Gipfelglück auf Komoot.
Inhaltsverzeichnis
Etappen auf dem Enns-Radweg in Österreich
Es war am Anfang relativ schwierig, für uns passende Etappen zu planen, nicht zu kurz, nicht zu lang, passend zu einzelnen wichtigen Punkten wie der Klosterbibliothek Admont, den An- und Abreise-Bahnhöfen. Mit dem Ergebnis der Planung bin ich sehr zufrieden und kann es dir empfehlen – ich rate dir aber, die Strecke vorher genau anzuschauen. Es ist keine Radtour, wo man den ganzen Tag locker auf einem breiten asphaltierten Ufer-Radweg dahinrollt und nicht überall finden sich so leicht Übernachtungsmöglichkeiten.
Wichtiger Hinweis zu Länge, Höhenmeter und Dauer: Alle Daten sind selbst getrackt über Strava, dann auf Komoot hochgeladen. Die Daten von Strava und Komoot stimmen selten überein… Verwendet habe ich hier die Angaben aus Komoot, damit sie mit den Tracks übereinstimmen, aber du kannst davon ausgehen, etwas länger und etwas mehr bergauf zu fahren. Hier geht’s zur Collection auf Komoot (gerne liken und für dich speichern!). Weitere Angaben stammen aus Infomaterial der Österreich Werbung, der Bundesländer und der Tourismusverbände entlang des Flussufers.
Etappe 1 Enns-Radweg: von Flachauwinkel nach Radstadt
Die Quelle der Enns liegt irgendwo versteckt in den Schladminger Tauern… kompliziert mit dem Fahrrad zu erreichen (vor allem, wenn man ja nur 5 Tage Zeit hat). Deswegen steht in Flachauwinkel ein offizielles Start-Schild – ab hier 264 km bis in die Stadt Enns.
In Flachauwinkel ist die Enns immer noch ein Bächlein, der Start ist aber gut erreichbar. Entweder wie wir: du radelst die Etappe 0 vom Bahnhof Radstadt flussaufwärts (siehe unten) oder du fährst mit dem Auto bis zum großen Parkplatz des Skigebiets, wo im Sommer jede Menge Platz für Autos ist (vom Skigebiet Zauchensee habe ich hier einmal erzählt). Dann musst du am Ende der Tour über ein Taxi-Unternehmen eine Rückfahrt organisieren – ich empfehle die Bahn-Variante!
Nach den obligatorischen Start-Fotos ist die Etappe 1 dann ein Träumchen, genau wie man sich im Kopf einen Fluss-Radweg vorstellt. Es geht nur bergab, du fährst immer den Fluss entlang und die Schilder sagen dir genau, wo du abbiegen musst, auf der Straße musst du kaum fahren, herrlich entspannt! Man merkt der Gegend an, dass hier der Winter-Tourismus eine größere Rolle spielt als der Sommer, am meisten Trubel herrscht noch in Flachau, viele Leute sind mit Mountainbikes unterwegs.
Ruckzuck erreichen wir unser Hotel in der Innenstadt von Radstadt und bummeln durch das Städtchen. Lange her, dass hier mal auf dem Rossbrand war. Im Rad-Garten von Künstler Didi Senft stehen faszinierende Kunstwerke zum Thema Fahrrad, ein schöner Kontrast zu den Türmen an der alten Stadtmauer. Nach dem lockeren Aufwärmen heute sind wir gespannt auf Tag 2.
Etappen-Infos Tag 1
Start: | Flachauwinkel, Salzburg |
Ziel: | Radstadt, Salzburg |
Länge: | 18,8 km |
Höhenmeter: | 20 hm |
Fahrzeit ohne Pausen: | 0:57 h |
Übernachtung: | Stegerbräu |
Highlights: | der Moment am Start-Schild, der Bummel durch Radstadt |
Etappe 2 Enns-Radweg: von Radstadt bis Aigen
Den Tag mit einem Frühstücksbuffett wie im Stegerbräu in Radstadt starten, ist für mich das Paradies. So viele Leckereien, guter Kaffee, und das Wissen, dass an diesem Tag so viele Kalorien verbrannt werden, dass man beim Frühstück so richtig reinhauen kann!
Der zweite Tag auf dem Enns-Radweg ist sonnig und heiß, wir queren immer wieder den Fluss, kommen durch kleine Dörfer und halten an jedem Brunnen an, um unsere Flaschen aufzufüllen. In Schladming lohnt ein Halt zum Einkaufen, wenn du irgendein Teil Ausrüstung vergessen hast oder noch mal in einen großen Supermarkt willst – für die nächste Zeit fährst du durch viel Natur und kleine Dörfer. Diese haben zum Teil gut bestückte Selbstbedienungsläden oder auch kleine Supermärkte.
Bevor man Schladming erreicht, quert man erst einmal die Grenze vom Salzburger Land in die Steiermark, was uns von Einheimischen auch ausführlich und herzlich erklärt wird.
Auf unserer linken Seite schaut ab und zu der Dachstein durch die Hügel, wirklich fotogen ist aber vor allem der Grimming, der uns als relativ alleinstehender faszinierender Klotz über viele Stunden begleitet.
In Aich treffen wir dann eine folgenschwere Entscheidung: wir machen noch einen Abstecher zum Steirischen Bodensee. Puh, hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich vielleicht anders entschieden. Zum Bodensee geht es nämlich sehr lange sehr steil in der prallen Sonne bergauf. An heißen Tagen „wärmt“ einen ja nicht nur die Sonne von oben sondern auch der Asphalt von unten, man lechzt nach Schatten…
Im Abstand von einigen Wochen kann ich jetzt natürlich sagen, dass es sich total gelohnt hat! Zum einen geht es die gesamten ca 450 Höhenmeter ja auch wieder bergab, zum anderen liegt der See wirklich traumhaft schön! Oben ist ein großer Parkplatz mit Ausflugs-Bussen, man ist also nicht so allein, wie es das Foto vermuten lässt.
Wir suchen also schnell einen Geocache, bewundern den Wasserfall, essen ein Brot mit Steierer Kas und setzen uns wieder aufs Rad. Nächstes Ziel: unsere Unterkunft am Putterer See.
In vielen Dörfern finden sich Gaststätten, wo unter schattigen Bäumen kühle Getränke serviert werden, überall blüht es, viele Radlerinnen und Radler sind mit mehr oder weniger viel Gepäck in allen Richtungen unterwegs. Es ist anstrengend, aber nichts kann mehr so schlimm sein wie der Anstieg zum Steirischen Bodensee, und so rollen wir dahin und überlegen, ob wir noch ins Strandbad am Putterer See gehen werden.
Der Abend ist dann zu kurz – wir duschen ausgiebig, genießen unser Abendessen, ich schreibe meine Notizen zum Tag, lade Fotos vom Handy in eine Cloud, wir planen die Etappe für den nächsten Tagen, prüfen immer wieder den Wetterbericht. Und dann kommt halt irgendwann der Zeitpunkt, wo man sich gar nicht mehr bewegen will, selbst wenn man sich nur wenige Meter von einem erfrischenden Badesee entfernt befindet.
Etappen-Infos Tag 2
Start: Radstadt, Salzburg
Ziel: Aigen, Steiermark
Länge: 82,7 km
Höhenmeter: 740 hm
Fahrzeit ohne Pausen: 6:01 h
Übernachtung: Landhotel Gut Puttererseehof
Highlights: das Mega-Frühstück, den Anstieg zum Steirischen Bodensee geschafft zu haben
Etappe 3 Enns-Radweg: von Aigen bis Altenmarkt
Ein Tag voller Highlights, was gibt es alles von dieser Etappe zu erzählen! Wir schaufeln Energie am Frühstücksbuffett, der Tag wird ein Wettlauf mit Regen und Gewitter werden (kleiner Spoiler – der Regen ist am Ende der Gewinner…).
Zunächst ist es aber sonnig und schnell heiß, wir fahren rund 2h neben der Straße her durchs Ennstal. Bei jedem Blick zurück grüßt der Grimming mächtig und gewaltig herüber.
Die Natur und das Radfahren standen im Mittelpunkt dieser Radreise, doch ein kultureller Halt war mir wichtig: ein Besuch in der ältesten Klosterbibliothek der Welt im Kloster Admont. Die Bibliothek öffnet morgens um 10 Uhr, dieser Termin hat die Etappenplanung zu einem großten Teil beeinflusst (und ich finde, sie ist genau richtig geworden).
Ein langer, barocker Saal, Gemälde an den Decken, breite, verschnörkelte Bücherregeale an den Seiten, auf zwei Ebenen, vollgestellt mit alten Büchern, über die man so gerne mit dem Finger entlang streifen würde… Es ist so schwer, den kurzen Besuch in der Bibliothek im Kloster Admont in Worte zu fassen. Solch Schönheit, so viel Geschichte, und es ist nur eine halbe Stunde Zeit für einen kurzen Blick hinein, weil dann der Radweg wieder ruft.
Die halbe Stunde hat sich trotzdem gelohnt, ich bin mit strahlenden Augen an den alten Büchern vorbei gelaufen und habe auf die Schnelle versucht, so viele Informationen wie möglich aufzusaugen. Besonders ist nämlich auch, dass das Kloster Admont in frühen Zeiten schon Bibliothekarinnen und Schreiberinnen hatte. Das Privileg Bücher zu lesen und abzuschreiben, Kopien zu erstellen, hatten nicht wie sonst meist die Mönche, auch Frauen waren hier für Bücher verantwortlich. Um mehr darüber herauszufinden, muss ich einfach wieder kommen, und dann auch all die anderen Museums-Säle erkunden, an denen wir dieses Mal einfach vorbei gehastet sind, um wenigstens einen Blick in die Bibliothek zu erhaschen… Mehr Infos: https://stiftadmont.at/ueber-die-stiftsbibliothek/
Ab Admont radeln wir dann in Richtung Gesäuse Nationalpark. Ich hatte mich auf diese Passage besonders gefreut, diesen Nationalpark wollte ich schon so lange einmal sehen (und jetzt, wo ich mal da war, will ich unbedingt wieder hin, und länger!). Gleichzeitig wurde an allen Stellen vor dieser Passage gewarnt – enge Straße, viel Autoverkehr, es werden sogar Fahrten mit Shuttlebussen angeboten, damit man nicht radeln „muss“.
Letztendlich bin ich froh, dass wir „ganz normal“ durchs Gesäuse durchgefahren sind, nicht einmal alle MTB-Umfahrungen haben wir genommen. Vermutlich durch Freitag nachmittag und Gewitterwarnung war nicht wirklich schlimm Verkehr. Es geht auch fast nur bergab, auf der Straße rollt man gut dahin – bei viel Verkehr kann ich mir vorstellen, dass es sehr unangenehm sein kann.
Die Landschaft im Gesäuse ist gigantisch schön! Die Enns rauscht und gurgelt durch eine enge Schlucht wie sonst nie in ihrem „Leben“, das immer sehr gemächlich zu sein scheint. Man fährt durch ein paar Tunnel und umfährt ein paar Tunnel, diese Wege gehören zu den Highlights der gesamten Radreise. Wie gesagt, ich will wieder kommen, nicht nur für ein paar Stunden auf dem Rad bei Gewittermeldungen, unbedingt für länger!
Schließlich erreichen wir Hieflau, am Regenradar rückt das „Blaue“ immer näher, es ist heiß und schwül, aber Altenmarkt ist noch weit. Also Pause am Supermarkt, Kaltes und Flüssiges rein in den Körper, ein Moment im Schatten. Dann weiter, es geht wieder bergauf, größtenteils am Radweg direkt neben der Straße, teils auch auf der Straße. Immer mehr Wolken, in der Ferne ab und zu Donnergrollen, und dann, irgendwo bei Sankt Gallen, fängt es an zu regnen.
Vermutlich könnte man in dieser Gegend tolle Fotos machen: einsame Gegenden zwischen Kirchenlandl, Erb, Schloss Kassegg am Erbsattel, Sankt Gallen, Weißenstein… wir strampeln die Hügel und Berge stumpf hoch, rasen, so schnell es bei Nässe geht, auf der anderen Seite wieder hinunter. Hauptsache endlich ankommen. Keine Fotos.
Am Ende wartet ein gemütlicher Gasthof auf uns, eine volle Stube, herzliche Wirtsleute, volle Teller, eine Dusche und ein bequemes Bett, es war eventuell doch alles nicht so schlimm?
Etappen-Infos Tag 3
Start: Aigen, Steiermark
Ziel: Altenmarkt, Steiermark
Länge: 84,6 km
Höhenmeter: 770 hm
Fahrzeit ohne Pausen: 5:21 h
Übernachtung: Gasthof Post
Highlights: die Bibliothek im Kloster Admont, der Gesäuse Nationalpark, die heiße Dusche nach dem Regen
Etappe 4 Enns-Radweg: von Altenmarkt bis Steyr
Der Alptraum aller Radreisenden: zum Geräusch von strömendem Regen aufwachen. Puh, der Wetterbericht hatte es ja angekündigt, aber beim Einschlafen hatten wir doch auf ein Wunder gehofft… Das Frühstück ist heute mehr ein Mutmacher als ein Muntermacher.
Wir haben eine spannende Etappe vor uns und ziehen halt alles an, was wir so zum Schutz haben. Statt dem Fluss und der lauten Bundesstraße zu folgen, begeben wir uns auf die Tour durch das Reichraminger Hintergebirge und den Nationalpark Kalkalpen!
Kurz hinter Altenmarkt verlassen wir die Steiermark und setzen unsere Radreise in Oberösterreich fort – auf der Straße, deswegen auch die Warnweste. Dem Wetter sei Dank, es ist nicht allzu viel Verkehr, haha. Die Straße ist beliebt bei Radler*innen und Motorradfahrer*innen, denn sie geht weiter zum bekannten Hengstpass, der nach Windischgarsten führt.
Wir kurbeln uns monoton und gleichgültig die Straße entlang bis nach Unterlaussa, immerhin ist kein Wind und der Regen kommt nur von unten (und spritzt von unten, weil mein MTB keine Schutzbleche hat…).
Unser erstes Zwischenziel heißt Mooshöhe. Bis dahin ist nichts außer Bäumen und unser 4 km langer Weg, konstant bergauf – durch das größte geschlossene und unbesiedelte Waldgebiet Österreichs, das Reichraminger Hintergebirge im Nationalpark Kalkalpen. Es geht nur ums Ankommen und Vorankommen und Durchhalten, ums Klarkommen mit den eigenen monotonen Gedanken. In der Hoffnung, dass die Jausenstation Mooshöhe geöffnet hat…
Die Tür ist tatsächlich offen, als wir die versteckte Hütte erreichen, der Wirt schaut überrascht auf, als da zwei triefendnasse Gäste vor ihm stehen und Pfützen auf dem Fußboden hinterlassen. Er ist pessimistisch: der Regen wird andauern, wir werden wohl kaum noch anderen Menschen begegnen heute, aber der Weg wird spannend, bergab zudem, und ja, er serviert uns eine warme Frittatensuppe.
Wir raffen uns auf, das geschwitzte T-Shirt durch ein frisches ersetzt, innerlich gewärmt duch die Suppe, setzen wir unseren Weg fort. Der Wirt hat recht, dass der Weg spannend wird, aber sonst? Kaum sind wir los gefahren, hört tatsächlich der Regen auf! Und es dauert nicht lange, bis uns viele andere Radlerinnen und Radler entgegen kommen, auf unserem breiten Waldweg mit unendlich vielen Tunneln!
Der Weg führt uns jetzt nämlich über die Trasse der ehemaligen Waldbahn. Die Tunnel sind mit Bewegungsmeldern ausgerüstet und werden hell, wenn wir den Eingang passieren. Wir kommen an Wasserfällen und tiefen Gräben und Schluchten vorbei, ab und an könnte man auf Infotafeln mehr über das Waldgebiet und seine Bergbau-Geschichte erfahren – aber wir ziehen es vor, uns vom Fahrtwind die Regenkleidung trocknen zu lassen und immer mehr Schichten auszuziehen.
Kaum treten, kaum bremsen, bis wir das Zentrum von Reichraming erreichen und „unsere“ Enns wiedersehen.
Eine kurze Pause mit Müsliriegeln und Obst aus dem Supermarkt später, geht es leider anstrengend weiter. Im bikeline Radtourenbuch (sh unten) sind „starke Steigungen“ mit Pfeilen > gekennzeichnet – und diese Pfeile und die starken Steigungen begleiten uns die nächsten Kilometer. Immer wieder kurbeln… im niedrigsten Gang, mit den letzten Kraftreserven, auch mental ist dieser Abschnitt fordernd.
Die Enns ist nun richtig breit, das Tal eng und milchig grün. Wir tun gut daran, an den Ortschaften vorbei zu fahren. Denn auf uns wartet ein lauer Sommerabend in feinstem Kleinstadt-Flair in Steyr, angefangen mit der heißen Dusche im Hotel, trockener Kleidung, Flipflops statt Regenschutz.
Steyr entschädigt uns nicht nur für den harten Tag, Steyr ist ein herrlicher Ort, die eigene Leistung und den Durchhaltewillen zu feiern, ein herrlicher Ort für den letzten Abend dieser Radreise.
Die Eisenverarbeitung und der Handel mit Eisen brachten schon früh Wohlstand, Bedeutung und eine gewisse Internationalität nach Steyr. Der lange Stadtplatz mit prächtigen Gebäuden, wo wir zum Abendessen sitzen, ist ein krasser Gegensatz zu unser einsamen Wald-Durchfahrt am Vormittag.
Die Stadtführung mit der Nachtwächterin mag zunächst „zu viel“ scheinen nach dem langen Tag, doch ich bin froh, dass ich mich doch dafür entschieden habe, ihren Anekdoten und Erläuterungen bei dem kleinen Rundgang zu lauschen – selbst den abschließenden Aufstieg über die enge Wendeltreppe auf den Turm der Stadtpfarrkirche haben die müden Oberschenkel und Waden noch mitgemacht. Ein bisschen Jammern muss erlaubt sein!
Etappen-Infos Tag 4
Start: Altenmarkt, Steiermark
Ziel: Steyr, Oberösterreich
Länge: 71,7 km
Höhenmeter: 730 hm
Fahrzeit ohne Pausen: 4:49 h
Übernachtung: harry’s home hotels & apartments, www.harrys-home.com
Highlights: die heiße Suppe an der Mooshöhe, der Nationalpark Kalkalpen nach dem Regen, der laue Stadt-Sommerabend in Steyr mit der Nachtwächterin
Etappe 5 Enns-Radweg: von Steyr bis zur Mündung der Enns in die Donau
Etwas trübe startet unser letzter Tag. Wieder genießen wir unser Frühstücks-Buffett mit Porridge, Kuchen und Cappucino, der Speiseraum des Hotels ist in der obersten Etage, Kaffee mit Blick über Steyr. Die letzte Etappe rollt schön flach dahin, vorbei an Getreidefeldern, Mohn- und Kornblumen, Mais- und Kohl-Feldern. Zeit für den ein oder anderen Geocache ist heute.
Die Stadt Enns liegt nicht direkt an der Mündung des Flusses Enns in die Donau und wir machen deswegen einen Bogen um die historische Stadt: Wir waren letztes Jahr hier, bei einer Tour am Donau-Radweg, die leider ihren Weg in den Blog (noch) nicht gefunden hat. Enns gilt als älteste Stadt Österreichs – im Jahr 212 erhielt sie als römische Siedlung Lauriacum das Stadtrecht! Mit Stadtturm, Stadtmauer und interessanter Geschichte ist Enns wirklich sehenswert.
Zum ersten Mal auf unserer Radreise verwirren uns nun aber die Wegweiser. Es geht durch Wohn- und Hafengebiete, wir versuchen den Schildern zur Radfähre nach Mauthausen zu folgen. Eine seltsame Wegführung, mit Google Maps kommen wir aber unserem Ziel näher. Und da:
Plötzlich, mitten im Nirgendwo hängt an einem Strommast ein Schild und verkündet das Ende des Enns-Radwegs. Bums, fertig. Die Welt ist voller Fragezeichen. Sind hier die Schilder oder das Geld ausgegangen? Hatte jemand keine Lust mehr? Es ist ein ernüchterndes, leeres Gefühl, dass das unser Ziel und Abschluss sein soll.
Dieses Schild ist tatsächlich meine einzige Kritik am Enns-Radweg – das muss doch besser gehen, warum nicht ein schöneres Ende?
Nun, wir haben Glück im Unglück.
Wie geplant rollen wir die letzten Meter zur Fähre, durch die Hecken und Büsche blitzt ab und zu die Donau und wir feiern unser Ziel, als wir die Fähre erblicken. Zum Glück als einzige Fahrgäste weit und breit, auch Dank des trüben Wetters. Denn so hat unser Fährmann Zeit für einen kleinen, wunderbaren Umweg. Statt den direkten Weg ans andere Flussufer zu nehmen, fährt er mit uns Richtung Enns, mitten hinein, da, wo sich das Enns-Wasser mit dem Donau-Wasser mischt. Yeah, das ist ein angemessenes Ende für fast 300 km Radweg die Enns entlang.
Etappen-Infos Tag 5
Start: Steyr, Oberösterreich
Ziel: Donauradfähre Enns-Mauthausen-St. Pantaleon-Erla, Oberösterreich
Länge: 31,8 km
Höhenmeter: 100 hm
Fahrzeit ohne Pausen: 1:53 h
Highlights: der Fährmann der Donaufähre und mit ihm durch Enns- und Donauwasser zu cruisen
Buchtipp: das bikeline Radtourenbuch Enns-Radweg [Rezensionsexemplar]
Diesen Radführer für den Enns-Radweg kann ich wirklich zu 100 % empfehlen – sowohl für die Vorbereitung vor der Reise als auch unterwegs während dem Radeln als auch am Abend um sich auf die Etappe am nächsten Tag vorzubereiten. Dass ein Radtourenbuch wetterfest sein muss, haben wir oben besprochen…
Die GPX Tracks hatte ich mir aufs Handy geladen, die Kartenausschnitte sind so gestaltet, dass man immer weiß, wo man als nächstes hin muss, nach welchen Schildern oder Wegnummern man Ausschau halten muss. Alle Varianten und alle Abstecher wie Reichraminger Hintergebirge und Steirischer Bodensee sind beschrieben, auf die Ankündigung von steilen Passagen oder Strecken mit viel Verkehr kann man sich ebenfalls verlassen.
Nicht zuletzt haben wir mit Hilfe des Buchs auch unsere Etappen-Planung zufriedenstellend abschließen können. Das war zunächst nicht eindeutig oder selbsterklärend aber letztendlich haben wir unsere 5 Tage mit genau den richtigen Aktivitäten füllen können. Alle Infos sind kurz und knapp gehalten, aber so ausführlich wie man es für die Planung benötigt.
bikeline ist sicher der Klassiker unter den Radführern, dennoch habe ich zum ersten Mal komplett die Planung und Durchführung einer Radtour mit dem Radtourenbuch „erledigt“ – aber sicher nicht zum letzten Mal.
Tipps zum Radführer: bikeline-Radtourenbuch „Enns-Radweg“, erschienen 2022 in der 8. überarbeiteten Auflage im Verlag Esterbauer. Hier kannst du das Radtourenbuch bei Amazon bestellen* oder hol es dir in deiner Lieblings-Buchhandlung.
Tipps zur Radtour auf dem Enns-Radweg
Eine Verwirrung muss ich noch beseitigen: ich schrieb ganz oben, dass die Enns durch vier österreichische Bundesländer fließt, wir sind aber nur durch drei gekommen. Am Ende der Tour, ab Steyr, bildet die Enns die Grenze zwischen Oberösterreich und Niederösterreich. Es gibt eine Variante, wo man am rechten Ufer der Enns entlang fährt, bei dieser Variante radelt man dann auch durch Niederösterreich und damit durch vier Bundesländer.
Anreise und Abreise
Mit ein bisschen Jonglieren geht An- und Abreise sehr gut mit der Bahn!
Wir sind mit dem Eurocity von Traunstein gestartet, umgestiegen in Bischofshofen und kurz danach in Radstadt ausgestiegen. Radplätze vorher reservieren, das hat super funktioniert. Dann sind wir als Etappe 0 an der Enns nach Flachauwinkel geradelt und haben dabei gecheckt, dass man den Radweg auch in der Gegenrichtung fahren kann, die Beschilderung passt gut (19 km, 219 hm, 1:17 h).
Zurück solltest du dich am Bahnhof Linz orientieren. Entweder von der Stadt Enns aus, oder wie wir ein Stück die Donau flussaufwärts radeln bis Linz oder in unserem Fall bis St. Georgen an der Gusen, von dort die S-Bahn nach Linz und weiter mit der Westbahn nach Salzburg und der BRB nach Traunstein. Auch in der Westbahn Fahrradplatz reservieren!
Theoretisch (!) fährt zwischen Hieflau und Steyr ein Zug, für Gewittertage oder so. Hätten wir tatsächlich gerne genutzt, siehe oben, aber es gab zu unserer Zeit eine Baustelle mit Schienenersatzverkehr, der keine Fahrräder mitnahm. Nunja, ging ja trotzdem.
Außerdem gibt es einen Shuttleservice, der einen vom Ziel nach Flachauwinkel zurück bringt. Adressen siehe Radtourenbuch oben oder die Websites der verschiedenen Tourismus-Verbände.
Übernachten am Enns-Radweg
Wir wussten, wir haben Zeit für 5 Etappen, danach haben wir versucht, unsere Tour einzuteilen. Nach langem hin und her haben wir uns entschieden, alle Unterkünfte im voraus zu buchen, da man teilweise in relativ einsamen Gegenden unterwegs ist, wo es wenig Unterkünfte gibt (auch wenn man sich dies an anderen Stellen der Tour kaum vorstellen mag). Es war auch klar, dass wir in Hotels und Gasthöfen übernachten wollen, nicht im Zelt, deswegen kann ich zum Thema Camping am Enns-Radweg nichts sagen.
Im oben erwähnten Radtourenbuch sind viele Unterkünfte gelistet. Die Fahrräder standen immer in abschließbaren Kellern oder Schuppen, häufig gab es Öl, Luftpumpen, Werkzeug, was man so braucht.
Datum der Tour: Ende Juni/ Anfang Juli 2023
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Tour nachfahren: GPX Tracks auf Komoot
Mehr Gipfelglück Touren und Urlaube in Österreich
Website der Österreich Werbung
Websites Oberösterreich, Steiermark, Salzburger Land
Websites Steyr und Nationalpark Region, Gesäuse Nationalpark
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.