Die Farben der Wüste haben mich beim Wandern im Wadi Rum am meisten fasziniert. So viele Schattierungen von rot, orange, braun, im stetigen Wechsel zu verschiedenen Tageszeiten und Blickwinkeln. So faszinierend, dass die Vier-Tage-Wanderung durch die Wüste Jordaniens zu keiner Zeit langweilig wurden, Fels und Sand, ab und an ein Kamel und nachts der Sternenhimmel!
Dieser Artikel ist Teil 2 meiner Reise nach Jordanien mit Wikinger Reisen, es geht um vier Tage wandern im Wadi Rum, der Wüste im Süden von Jordanien. Es geht sowohl um persönliche Eindrücke als auch um die praktischen Gegebenheiten unserer Tour.
Werbehinweis: Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Wikinger Reisen. Findest du Inspiration, findest du Gefallen an diesem Artikel und diesem Blog? Lade mich auf einen Kaffee ein!
Inhaltsverzeichnis
Ein paar Fakten zum Wandern im Wadi Rum
Als “Wadi” wird ein Tal oder ein ausgetrocknetes Flussbett bezeichnet. Das Wadi Rum liegt im Süden von Jordanien, nicht weit entfernt von der Hafenstadt Aqaba, und nicht weit von der Grenze zu Saudi Arabien. Das Gebiet ist ca 100 x 60 km groß und gehört zum Welterbe der UNESCO.
Bekannt ist die Gegend als Drehort berühmter Filme: „Lorenz von Arabien“, „Star Wars“, „Indiana Jones“ oder „Der Marsianer“. Tatsächlich würde es einen nicht wundern, käme ein Jedi daher spaziert oder Jar Jar Binks.
Handy Empfang? Fehlanzeige.
Das Dorf Rum, wo die meisten Touren starten, liegt etwa auf 1000 m, am Rande der Wüste befindet sich mit dem Dschabal Umm ad-Dami der höchste Berg Jordaniens mit 1854 m.
Wandern im Wadi Rum und andere Aktivitäten
Meine 4-Tage-Wanderung im Wadi Rum war Teil einer 2-wöchigen Jordanien-Rundreise, die ich hier im Detail beschrieben habe. Wir waren mit unserem Reiseleiter unterwegs, der selber Beduine und ausgebildeter Wüstenführer ist. Wir haben in sehr einfachen Zelten in sehr einfachen Camps geschlafen, ohne jegliche Hygieneeinrichtungen. Wir hatten aber ein Team von zwei weiteren Beduinen, die einen Jeep hatten, für uns gekocht, die Zelte auf- und abgebaut und alles Gepäck transportiert haben.
Es gibt sehr luxuriöse Zeltcamps im Wadi Rum, außerdem kommen viele Leute nur zu Tagesausflügen in die Wüste. Sie werden mit Jeep zu sehenswerten Stellen gefahren, reiten mit Kamelen oder Pferden oder gehen klettern.
Wir haben an den zwei mittleren Tagen kaum andere Menschen gesehen!
Wandern im Wadi Rum mit Wikinger Reisen
Im Grunde beginnt eine Wanderung im Wadi Rum im Besucherzentrum, ca 8 km außerhalb des Dorfs Rum. Der Reiseleiter regelt die Formalitäten, zahlt die Eintrittsgebühr, die zum Schutz des Gebiets und der Beduinen verwendet wird, zum letzten Mal geht’s auf ein richtiges Klo.
Von einer Art Aussichtsterrasse blicken wir auf Kolonnen von weißen Jeeps und auf die 7 Säulen der Weisheit (siehe unten).
Im Dorf ein paar km weiter ist die Asphaltstraße zu Ende. Herren in blütenweißen Gewändern und rotweißen Tüchern um den Kopf laden unser Gepäck vom Bus auf die Ladeflächen von zwei Jeeps, wir quetschen uns dazu, ab in die Wüste.
Diese entpuppt sich zum Start einfach als flache leere Fläche, auf der Jeeps hin und her wuseln, zum Wandern nicht sehr einladend.
Doch im Laufe der nächsten 4 Tage wird sich das sehr ändern: kaum noch Menschen. Ab und zu ein Jeep. Nur unsere Wandergruppe und unser Reiseleiter, dazu zwei weitere Beduinen, die für uns Feuer machen und kochen, die Zelte aufbauen, unser Hauptgepäck transportieren.
Die Beduinen gehören nomadischen arabischen Stämmen an, die schon lange auf der arabischen Halbinsel umher zogen. Schwierig wurde dies im 20. Jahrhundert mit der Grenzziehung und die Einteilung der Wüstengebiete in einzelne Staaten. Viele Beduinen leben inzwischen in Häusern, haben Jeeps statt Kamele und wenn sie einander nicht besuchen können, halten sie Kontakt über WhatsApp Gruppen.
Das Wadi Rum ist seit der Steinzeit besiedelt, dort wo es Wasserquellen gibt, wo sich der Regen sammelt zwischen Oktober und März. Heute ist der Tourismus die Einnahmequelle der Beduinen, sie arbeiten als Köche, Guides und Fahrer – zumindest die Männer, Frauen habe ich nicht zu sehen bekommen.
In einer Hinsicht war unsere Tour luxuriös: unser Team hatte jede Menge Wasserflaschen im Jeep dabei und wir konnten uns in unsere Flaschen abfüllen, was wir brauchten. Abends im Camp gab es sogar kühle Cola und gekühltes alkoholfreies Bier. Zur Mittagspause kam unser Team und brachte uns Essen vorbei, abends wurde vorzüglich für uns gekocht: im traditionellen Erdofen zum Beispiel, große Mengen Gemüse und Reis und Fleisch, dazu Salat, zum Abschluss Baklava.
In anderer Hinsicht war unsere Tour im Wadi Rum sehr rustikal. Wir hatten kein fließendes Wasser, waschen ging nur mit Feuchttüchern (die aber sehr gut funktionieren!). Zur Toilette ging es hinter ein paar Felsen, vorher wurde vereinbart, zu welchem Felsen die Frauen gehen, zu welchem die Männer. Dort hockte man sich hin, verbrannte am Ende das Toilettenpapier und schob ein wenig Sand über das „Geschäft“. Nicht schön, aber es geht schon auch!
Der Vorteil der Wüste ist, dass die Hitze eine sehr trockene ist. Keine Schwüle, keine hohe Luftfeuchtigkeit, das Schwitzen war nicht zu extrem. Und mit den Feuchttüchern bekommt man sich schon einigermaßen sauber, bevor man abends frische Klamotten anzieht und in den Schlafsack kriecht.
Persönliche Highlights im Wadi Rum
Die Felsen
Aus Sandstein und Granit bestehen die kleinen und großen Felsbrocken, Hügel und Berge, die sich aus der Wüste erheben. Sie waren eins meiner Highlights in der Wüste und mir wurde in den vier Tagen nie langweilig sie zu bestaunen. Eine unglaubliche Vielfalt an Formationen, an Farben, an Strukturen, an Blickwinkeln. Klippen, Berge, Dünen, Brücken. Hochplateaus. Sanfte Schwünge und steile aufragende Wände. Frei stehend und Schluchten und enge Durchgänge formend. Farben, die sich im Tagesverlauf, je nach Sonnenstand verändern. Der blaue Himmel bildete stets einen perfekten Hintergrund.
Wenn ich die Augen schließe, kann ich noch genau die rauhen Felsen im Wadi Rum unter meinen Händen spüren.
Ein Ausflug zum Sonnenuntergang
Unsere Camps waren immer nah an Felsen eingerichtet, warum auch immer. Weil ein paar von unser aber gerne einen Sonnenuntergang sehen wollten, nahm uns unser Fahrer für ein paar Dinar auf dem Jeep bis zu einer Dühne mit, relativ frei stehend und Ort eines wunderbaren Farbspiels und herrlichen Fotomotiven.
Eine Nacht unter freiem Himmel
In der zweiten Nacht schleppten meine Zeltnachbarin und ich unsere Matratzen und Schlafsäcke nach draußen und verbrachten die Nacht unter freiem Himmel. Unter einem Schauspiel aus Planeten, Sternen, der Milchstraße, ab und zu einem blinkenden Flugzeug, Unmengen von Sternschnuppen. Der Himmel über dem Wadi Rum ist überwältigend schön.
Es schien kein Mond, es war kühl, aber nicht kalt, es war unfassbar still, und ich wurde rechtzeitig wach um das Morgenlicht zu beobachten. Wie man in der Dunkelheit zunächst einzelne Fels-Konturen erkennen konnte, die Nachbarzelte, wie alles blau zu leuchten begann und dann gelb und orange. Dann wachten die anderen auf, bald brannte das Feuer und es gab Kaffee.
Der erste Kaffee des Tages
Eine Nacht in der Wüste schärft deine Sinne auf ganz neue Art. Das Team kümmert sich gleich nach dem Wachwerden um ein Feuer und heißes Wasser, mit Nescafé rührt man sich einen Kaffee an, dazu ein Schuss Milch. Himmlisch!
Schweigen und barfuß gehen
Ein besonderer Erlebnis für alle Sinne. Am dritten Tag zogen wir eine Weile Schuhe und Socken aus, um eine Runde barfuß zu gehen und dabei zu schweigen! War es eine Stunde, oder mehr oder weniger, keine Ahnung, Zeitgefühl verschwindet völlig. Du lauschst dem Rauschen des Windes, spürst losen Sand unter den Füßen oder festen Boden, wo Jeep Spuren entlang führen. Du hörst irgendwann auf zu denken und könntest einfach nur gehen gehen gehen.
Berühmte Orte im Wadi Rum, „Sehenswürdigkeiten“
Die 7 Säulen der Weisheit
Ein großes Fels-Massiv, das sich gegenüber des Besucherzentrums befindet. Es ist benannt nach “Lawrence von Arabien”, Thomas Edward Lawrence, einem Schriftsteller und Offizier, der Anfang des 20. Jhd in Jordanien war und ein Buch namens “Die sieben Säulen der Weisheit” schrieb. Sein Buch und vor allem der Film über Lawrence of Arabia aus den 60ern machten den Wadi Rum berühmt, heute scheinen sich historische Wirklichkeit, Mythos, Buch und Film wild zu durchmischen…
Felsenbrücken
Um Fruth ist wohl die berühmteste Felsenbrücke im Wadi Rum, 15 m hoch. Relativ einfach kommt man rechts der Brücke über den Felsen nach oben. Tatsächlich stürzen aber immer wieder Leute ab, beim Hüpfen und Fotografieren… Spektakulärer ist die Brücke auch von unten, wenn man ehrlich ist. Und bizarrerweise steht neben Um Fruth ein riesiger Souvenirstand – vermutlich kommt hier jede Jeeptour vorbei. Wir hatten den Felsen trotzdem für uns allein. Weiter oben siehst du die Brücke übrigens aus etwas 2/3 Höhe.
Vorsicht Kamel
Ganz am Ende, schon wieder im Bus unterwegs, kamen wir noch an einer letzten Attraktion vorbei: dem Vorsicht Kamel Straßenschild. Ob es „echt“ ist, ob es nur als Fotomotiv aufgestellt wurde? Egal, es ist ein toller Abschluss dieser aufregenden Tage in der Wüste gewesen.
Blumen in der Wüste
Die Wüste besteht vor allem aus Sand und Fels. Ab und zu niedriges Gestrüpp. Wie groß war die Begeisterung als wir an einem zarten weißen Blümchen vorbei kamen. Was wurde dieses einzelne Blümelein fotografiert und bestaunt! Wir wussten ja nicht, dass wir noch ganz vielen Exemplaren davon begegnen würden! Dünentrichternarzissen heißen sie. Auch hell-lila zarte Blumen wachsen im Wadi Rum, ähnlich wie Herbstzeitlose bei uns. Außerdem kleine Kakteen und Sukkulenten. Man muss schon genau hinsehen, um sie nicht zu verpassen, aber zu Fuß in dieser Landschaft funktionieren die Sinne ganz anders als im Alltag.
Unterwegs mit Wikinger Reisen
Die von mir beschriebene Reise „Durch Wüsten und biblische Landschaften“ ist auch 2023 im Angebot von Wikinger Reisen.
Zeitpunkt der Reise: 2 Wochen im Oktober 2022
Weiterlesen
Wikinger Reisen: Jordanien-Angebote mit Terminen für 2023
Teil 1: Gipfelglück in Jordanien
Gipfelglück: die Reise Übersicht mit über 20 Ländern
In der Wüste in Mexiko: Baja California
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.