Eine Wanderung abbrechen ist nie ein schönes Gefühl. Manchmal muss man es tun, wegen Gewitter oder so. Eine Zugabfahrt und der Wunsch nach Hüttenbesuch, das sind auch irgendwie Gründe. Am gleichen Abend beim Banff Mountain Film Festival sitzen und sehen, welche Touren andere Leute nicht abbrechen – sehr unschön. Eine Tour an einem Berglein wie dem Fockenstein abbrechen, sehr sehr unschön.
Warum wir abbrechen mussten:
Ohne Schneeschuhe oder Ski ist es im Moment wirklich sehr mühselig und zeitraubend, auf den Fockenstein Gipfel zu gelangen… Wir haben wirklich unser bestes gegeben. Manchmal ist man bei einem Schritt auch nur bis zum Knie eingesunken. Oder bis zum Knöchel. Die Schneebeschaffenheit war unberechenbar, es war ihm nicht anzusehen, wie tief man einsinken würde. Und man denkt automatisch an Bergsteiger-Erzählungen, wo es um die Wichtigkeit geht, sich beim Spuren abzuwechseln.
Der Fockenstein ist ein klassischer Münchner Hausberg, ich war auch schon mal dort, als es noch kein Gipfelglück Blog gab. Mit Andre war schon lange mal eine Bergtour geplant, wenn sich dann mal ein Termin ergibt, ist das Wetter egal und es wurde ja sogar schöner als gedacht! Wir fahren also zum Tegernsee, nach Bad Wiessee, biegen am Ortsende rechts ab Richtung Sonnenbichl und stellen das Auto auf den teuern Wanderparkplatz ab ( 4 Euro für ein Tagesticket ist schon happig…)
Der Weg bis zur Aueralm ist gut zu gehen, festgestampfter Schnee, es geht über weite Strecken flach oder nur leicht ansteigend. Größtenteils durch den Wald, am Bach entlang; es geht kein Wind und im Vergleich zu Woche davor kommt es einem richtig warm vor.
Hinter der Aueralm (auf 1299m) biegt man links vom breiten Weg auf einen winzigen Pfad ab und das Drama nimmt seinen Lauf. Erst mal die Gamaschen anziehen und die Wanderstöcke auseinander schrauben. Zunächst ist die Spur noch relativ fest, man sinkt nur ein, wenn man vom Wege abkommt. Der Wald ist erst einmal weg, man blickt zum Hirschberg hinüber, es gibt Stücke von blauem Himmel zu sehen und ab und an auch die Sonne!
Zwei Skifahrer überholen uns. Wir sehen sie erst wieder, als sie vom Gipfel herabdüsen, während wir noch immer im Aufstieg sind… Die Almwiesen hier sind tief verschneit, es wird noch ganz schön lange dauern, bis das alles getaut ist.
Bald wird jeder einzelne Schritt anstrengend. Entweder sinkt man bis zur Hüfte ein, bis zum Knie, überraschend manchmal, wenn der Schnee ausnahmsweise hält. Der Schnee schiebt sich zwischen Hose und Gamaschen. Örgs. Ein paar wenige andere Leute sind unterwegs, mit Schneeschuhen oder Skiern kommen die gut voran. Neid kommt auf.
Eigentlich sollte es von der Alm bis zum Gipfel nur eine Stunde dauern, nach 1 1/2 Stunden sind wir noch immer 200 Höhenmeter vom Gipfel entfernt und biegen gerade erst zum Gipfelgrat ab. Es ist schon 2 Uhr, wir müssen um 5 am Bahnhof sein, wollen natürlich noch in der Almhütte einkehren. Also drehen wir schweren Herzens um. Ohne Gipfelglück heute.
Aber runter zur Alm geht es so viel schneller als bergauf – wir können ja in unsere vorher mit Mühe getretenen Spuren treten. Die kleine Hütte ist, wie zu erwarten, proppevoll. Touristen, Einheimische, Kinder, Hunde. Die Hosenbeine tauen auf, das obligatorische Weißbier weckt neue Lebensgeister, der Blaubeerkuchen ist grandios. Was macht es da schon, dass wir nicht am Gipfel standen. Es war eine tolle Tour, die definitiv in Erinnerung bleiben wird!
Die Aueralm ist übrigens auch im Winter-Wander-Führer „Meine Lieblings-Winter-Alm“ erwähnt.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
9 Kommentare
Klasse war’s – und ich find ja es hat echt was, ohne Hilfsmittel wie Schneeschuhe eine Tiefschneetour zu machen, könnt ich glatt öfter machen – ist zwar anstrengend, aber da steh ich ja drauf :-)
Beim nächsten Mal starten wir halt früher, dann ist nach hinten mehr Puffer für unvorhergesehene Hindernisse :-)
Jau :o) … dabei kommt mir nun allerdings glatt die philosophisch anmutende Frage in den Sinn, ob, wenn man Unvorhergesehenes von vornherein einplant, es dann noch im ureigentlichen Sinne unvorhergesehen ist ;-)
Für philosophische Fragen hatten wir am Samstag ja leider gar keine Zeit mehr, durch all das Buddeln und Stapfen.
Stimmt – kommt mit auf die Liste für die nächste Tour :)
Diese Schneemassen sind ja unglaublich! Gerade die Bilder, auf denen ja fast nur Schnee zu sehen ist und sich ein Haus nur entfernt erahnen lässt.
Und bitte nicht vergessen (Bild) die Hunde an der Leine zu führen. Die könnten sonst im Schnee verschwinden. :)
Klasse Bilder.
LG
Christina
Ein Hund hätte keine Chance! Und in München hats den ganzen Tag heute geschneit, krasser Winter dieses Jahr…
Uiiii der Blaubeerkuchen sieht gut aus!! Hat sich gelohnt oder ? :-)
Oh ja, sehr :-)