Soll man ein Buch erst lesen und danach in eine Lesung des Autors gehen? Oder lieber erst in die Lesung und danach, mit der Widmung vorne drin und der Stimme im Ohr, das Buch komplett lesen? Mir ist zweiteres meistens lieber, weil ich mich wirklich immer über die signierten ersten Seiten freue, und wenn das Buch im Regal steht, schaut man ja doch nicht mehr so oft rein…
Unser Alpines Museum in München habe ich inzwischen liebgewonnenen als Ort für abendliche Berg-Veranstaltungen in der Stadt, und wo sonst wenn nicht dort sollte Bene Benedikt aus seiner neuen „Gebrauchsanweisung für die Alpen“ vorlesen und erzählen. Und hinterher im Museum, bei Brot und Wein, Zeit zum Signieren und Plaudern haben.
Bücher der Reihe „Gebrauchsanweisung für…“ treffen manchmal genau meinen Geschmack, andere sind total langweilig, aber ich mag sie generell sehr gerne vor, während und nach einer Reise. Die Gebrauchsanweisung für die Alpen ist gut gelungen, allerdings beschreibt sie weniger ein Reiseziel – wer reist schon in „die Alpen“, eher doch nach Tirol oder Graubünden, nach Bled oder Bozen oder an den Tegernsee.
Diese Gebrauchsanweisung ist mehr eine fast willkürliche Aneinanderreihung von Fakten und Geschichten und Anekdoten über die Berge, der Autor kommt vom hundertsten ins tausendste, von Hölzchen auf Stöckchen, so wie man sich auf einer Berghütte ohne Luftholen Geschichten erzählt und plötzlich ist die Rotweinkaraffe leer und der Hüttenwirt schon im Bett. Als Leser ist man versucht, ständig Bemerkungen an den Rand zu schreiben (ich habe darauf verzichtet, stattdessen hat fast jede Seite ein Eselsohr, weil ich mir irgendetwas merken wollte…).
Zum Beispiel möchte man Ausrufezeichen an alle Stellen malen, wo es um Gipfel und Hütten geht, wo man noch nicht war und gerne hin will. Einen Smiley malt man an solche Stellen, wo der Autor irgendwelche Insidertipps zu geben scheint, die man selber schon laaaange kennt (ich sag nur Bierflasche in Slowenien). Manchmal passt auch nur ein „häh?“ an den Rand, neben seltsamen Tipps wie die Aussage, dass wer seine „Liebste (oder die frische Eroberung) ins Lager führt statt ins Himmelbett (…) nicht unbedingt Gipfelgefühle auslösen (wird)“. Ohne hier intim werden zu wollen – kommt auf den Bergsteiger an, die Liebste bzw Eroberung, und das Lager :-)
„Soso“ könnte man klugscheißerisch an den Rand kritzeln, wenn man’s wieder mal besser weiß als der Autor (Nur zwei Stellen in den Alpen, an denen wir Andreas Hofer begegnen? Nur Bergisel und sein Geburtshaus? Was ist bitte mit der Pfandleralm, wo man ihn gefangen genommen hat?), aber wahrscheinlich liegt so was daran, dass das Buch nur 220 Seiten haben durfte.
Genauso, wie man in der Lesung im Alpinen Museum noch eine weitere Stunde hätte zuhören können, genauso hätte man nämlich auch noch 100 Seiten mehr im Buch lesen können – wenn man die Berge liebt und Berggeschichten mag. Am Ende des Abends, auf der letzten Seite angekommen, bleibt dann nur noch eins – ab auf eine Hütte und dort weiter zuhören und erzählen. Oder halt ins Himmelbett.
Ja und die Frage vom Anfang, was zuerst, Buch oder Lesung – Hauptsache beides, die Kombination macht’s! (Dies ist mein ganz persönlicher Kulturtipp, denn dieser Artikel ist ein Beitrag für die Blogparade von Ironblogger-Kollegin Tanja Praske!)
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Und hier mehr Tipps für Veranstaltungen im Alpinen Museum und anderswo in München
Danke an das Alpine Museum München für die Einladung zur Lesung von Bene Benedikt und an den Piper Verlag für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
10 Kommentare
Danke für den Tipp. Gerade beim Online-Buchhändler bestellt. Bin gespannt.
Du wirst direkt in die Berge fahren wollen, Martin, viel Vergnügen beim Lesen :)
Klingt wirklich nett, das Buch. Als Weihnachtsgeschenk auch perfekt geeignet!
Ohja, perfektes Geschenk für so einige Leute!
Liebe Stefanie,
sehr schön! Jep, da habe ich jetztwohl ein Weihnachtsgeschenk für meinen Liebsten, denn nächstes Jahr soll es endlich losgehen, nachdem mein Knie endlich wieder hergestellt ist. Deine Rezension des Buches macht Appetit auf mehr.
Die Blogparade auch, denn der Post von KulturNatur: http://www.kulturnatur.de/2014/10/07/auf-dem-sentiero-della-pace/ passt prima zu deiner Buchbesprechung. Ich bin gespannt und werde dann wohl auch mal von einer Wanderung berichten – hoffentlich!
Herzlich,
Tanja
Das Buch macht wirklich Lust auf die Berge. Und dank dem nahenden Ende deiner Blogparade ist dann auch der Artikel endlich fertig geworden. Viele Grüße!
[…] Stefanie: “Buchtipp: “Gebrauchsanweisung für die Alpen” (22.10.14) // @Gipfelglueck (Alpen, Buchtipp, […]
Das Buch werde ich mir auf jeden Fall auch bestellen :-) Seit wir im Familienhotel Tirol waren, bin ich total begeistert vom Wandern und von den Alpen. Danke für den Tipp!
Melanie
Danke für die Rezension! Hab überlegt ob ich mir das gute Stück zulegen soll, war aber unsicher weil die Alpen einfach sehr unterschiedlich in ihrer kultureller Ausführung sind. Aber dank deiner Beschreibund wird es wohl doch den Weg zu mir finden. :)
Das freut mich Martin, und ich kann dir das Buch guten Gewissens empfehlen – es geht halt um einzelne Ausschnitte der Alpen, um Anekdoten, die sich wirklich gut lesen lassen. Viel Vergnügen beim Lesen!