Der Pinzgau im Herbst, eine letzte Hüttentour zum Sommer-Abschluss: das Statzerhaus auf dem Hundstein hat auch dann noch geöffnet, wenn fast alle anderen Berghütten schon Winterschlaf halten.
Unsere Tour über 2 Tage startet in Maria Alm, zu den Highlights gehören 5 Gipfel, 1 Hütte am Gipfel, 1 Sonnenuntergang, 1 Sachertorte, 1 Sonnenaufgang, gefühlt eine Aussicht über ganz Österreich vom Steinernen Meer über die Hohen Tauern, Hochkönig, Dachstein, Ankogel, Kitzbüheler Alpen, Leoganger und Loferer Steinberge bis zum Kaisergebirge. Wolken: null.
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Aufstieg zum Hundstein über Schwalbenwand und Schönwieskopf
Die Schwalbenwand hatte ich schon länger auf meiner Berg-Liste stehen. An diesem sonniggoldenen Oktober-Wochenende ist sie unser erstes Zwischenziel auf dem langen Weg zum Hundstein, auf dessen Gipfel sich das Statzerhaus befindet, wo wir übernachten werden. Wir starten früh, im Spätherbst drohen keine Gewitter, das Wetter ist perfekt und stabil, und so können wir uns Zeit lassen.
Wir starten am Wanderparkplatz Unterberg auf 900 m, einem Ortsteil von Maria Alm am Steinernen Meer. Zwar verläuft unser Weg zunächst auf einer Forststraße, doch sie ist abwechslungsreich, das Laub der Bäume ringsum herrlich bunt, die Aussicht auf die felsige Umgebung mit Schönfeldspitze, Wildalmkircherl und Hochkönig ist gigantisch. Unendlich weit weg, am Ende des langgestreckten Bergrückens, erkennen wir einen kleinen Knubbel: unser Tagesziel, das Statzerhaus auf dem Hundstein. Weit weg, aber mit jedem Schritt steigt die Vorfreude dort oben übernachten zu dürfen.
Bis zum Gipfel der Schwalbenwand müssen wir vor allem eins, Höhe gewinnen. 1.100 Höhenmeter, mal mit Blick zum Hochkönig, mal hinunter nach Saalfelden, hinüber ins Glemmtal und zu den Kitzbüheler Alpen, mal nur auf Bäume um uns herum. Etwas spannender wird es über der Baumgrenze, als wir zwischen Felsen, Dolinen und den allerletzten Herbstblumen dem Gipfel des bekannten Pinzgauer Grasbergs entgegen streben.
An der Schwalbenwand auf 2.011 m halten die vielen Wanderer im Gras ihr Gesicht in die wärmende Herbstsonne – und uns wird bewusst, dass wir auf unserem Weg von Maria Alm herauf kaum andere Leute getroffen haben!
Jetzt, wo der Gipfel der Schwalbenwand nicht mehr „im Weg“ ist, haben wir endlich Aussicht nach Süden. Der Zeller See liegt direkt unter uns, Kaprun duckt sich unter die Tauernberge, darüber wachen grau und weiß Venediger, Kitzsteinhorn, Großes Wiesbachhorn und viele ihrer Nachbarn.
Wir brechen schon bald wieder auf, der Hundstein mit dem Statzerhaus scheint nur ein kleines Stück näher gekommen, der Weg über den Rücken, das sehen wir jetzt: eine lange Abfolge von Auf und Ab. Nirgends am leuchtenden Herbsthimmel ist eine Wolke zu sehen. Ungläubig gehen unsere Blicke in alle Richtungen.
Es ist manchmal ein wenig ausgesetzt, doch wirklich schwierig ist der Weg auf dem Grat nie. Das nächste Zwischenziel ist der Gipfel des Schönwieskopfs 1994m, wo wir angesichts des sensationellen Wetters und Fernblicks noch eine Pause einlegen “müssen”.
Der vorletzte drohende Anstieg wird links umgangen, nun scheint es nur noch ein Katzensprung bis zum Hundstein. Endspurt, nach rund 6 Stunden unterwegs. Links herum stünde ein breiter, mäßig steiler Weg zur Verfügung, doch natürlich schlagen wir den Weg rechtsherum ein, kürzer, schmaler, und noch mal steil, noch einmal alle Kräfte fordernd. Aber: wir bleiben ja am Gipfel, die nächsten 15 Stunden oder so!
Hütten Übernachtung auf dem Statzerhaus 2.117m
Das Statzerhaus ist eine Hütte des Österreichischen Touristikklubs. Schon Ende des 19. Jahrhunderts gab es hier eine Hütte. Zwar wurde immer wieder renoviert, doch die Stube ist eine der altmodisch-gemütlichen geblieben. Hier oben findet man sogar ein Stück UNESCO Welterbe: Ende Juli findet ein Wettkampf im Ringen statt, das Jakobiranggeln (Details zum Hundstoaranggeln auf Wikipedia). Seit 2010 ist das Ranggeln immaterielles Welterbe und auf der Liste der nationalen Kulturgüter, und entsprechend ist die Westwand der Stube dem Ranggeln gewidmet. Nach Osten befinden sich Fenster, für den Sonnenaufgang aus der Stube heraus, doch dazu kommen wir später…
Die Hütte am Gipfel des Hundstein bereitet sich Ende Oktober auf den Winter vor. Die meisten Zimmer sind schon geputzt und gelüftet, nur ein Bettenlager ist noch offen. Für uns zwei allein, weil fünf andere ohne abzusagen einfach nicht gekommen sind… Tagesgäste gibt es allerdings jede Menge, und so duftet es abwechselnd nach frisch gebackenen Kuchen und Strudel sowie in der Pfanne brutzelnden Kaspressknödln für den nächsten Tag.
Das Highlight des Abends: der Sonnenuntergang hinter dem Glemmtal, der Schmittenhöhe und dem Zeller See. Um 18:25 Uhr ist die Sonne verschwunden, immer mehr Lichter leuchten an den Seeufern auf. Die höchsten Spitzen von Kitzsteinhorn und Großem Wiesbachhorn werden noch eine Weile angeleuchtet, werden dunkel und zurück bleibt ein einziges kleines Licht, die Bergstation der Kitzsteinhorn Bahn.
Die Fahne vor dem Statzerhaus wird eingeholt, dann ist – abgesehen vom pfeifenden Wind – Ruhe auf dem Hundstein.
Der Vorteil von Herbsttouren: zivile Zeiten für den Sonnenaufgang! 6:53 Uhr Dämmerung, 7:23 Uhr Sonnenaufgang. Da stellt man den Wecker gerne, es duftet schon wieder nach Kuchen, als er klingelt. Dunkle Shilouetten um uns herum, der Himmel wolkenlos und ein einziges Versprechen, dass es wieder ein strahlender Herbsttag wird rund um den Hundstein im Pinzgau.
Hinterm Dachstein und den Schladminger Tauern färbt sich der Himmel als erstes gelborangerothell. Rundherum wechseln die Schatten ihre Farbe von schwarz zu grau.
Dann schiebt sich die Sonne rund und strahlend hinter einer Felsspitze hervor, bringt die Welt zum Leuchten. Am Gipfel des Hundstein hisst der Senior-Chef die Österreich-Fahne.
So friedlich, so optimistisch und voller Zuversicht ist die Welt beim Sonnenaufgang. Viel öfter sollten wir den Tagesbeginn so bewusst und voller Ruhe erleben.
Abstieg nach Maria Alm über Hochkasern, Klingspitz und Marbachhöhe
Nach dem Frühstück marschieren wir los Richtung Osten, die nächsten drei Stunden begegnen wir keinen anderen Menschen, nur einmal tauchen weit unter uns zwei Mountainbiker auf.
Nicht immer ist der Weg markiert oder ganz deutlich zu erkennen. Manchmal muss man da gehen, wo das Gras etwas mehr nach Trampelspur aussieht, und hoffen, dass Menschfüße statt die Hufe von Kühen verantwortlich sind für die Spur.
Nach einer kurzen furchtbar steilen Querfeldeinpassage (sprich zwischen Verlieren und Wiederfinden des Pfads) erreichen wir den Hochegg (oder Hochkasern) Gipfel (2.017m)…
… und ca 20 Minuten später auch das eingezäunte Gipfelkreuz des Klingspitz 1.988m, gegenüber des Hochkönigs, an dem man jetzt den Königsjodler Klettersteig ausmachen kann.
Es geht nun deutlich bergab, Richtung Tal. Und ab der Marbachhöhe 1.814m, wo wir endgültig vom Grat nach “links unten” abbiegen, treffen wir tatsächlich auf andere Menschen. Die Sonne und der klare erneut wolkenlose Himmel scheinen alle, die an diesem Sonntag im Pinzgau unterwegs sind, zum Strahlen zu bringen. In unser Strahlen mischt sich der erste Abschiedsschmerz, von der Wochenendtour ebenso wie vom Sommer. Viele Touren wie diese wird es nicht mehr geben. Der Winter wird anders schön, aber die grünen Wiesen, die Wärme, die bunten Blumen, unterwegs sein in luftiger Kleidung, das werde ich vermissen.
Die Forststraße lässt uns dahin traben, gedankenverloren, immer Richtung Tal. Am Ende einer langen Tour ist das in Ordnung, so lange es sonnig und warm ist, genug Wasser in der Trinkblase, ab und an ein Steig, um ein paar Serpentinen zu umgehen.
Wir erreichen die Zivilisation an der Talstation der Schwarzeckalmbahn in Maria Alm-Hintermoos auf 886 m, 5 km bis zum Auto in Unterberg. Der Bus ist natürlich gerade weg, aber unter den Autofahrenden Urlaubern gibt es vielleicht welche mit Platz auf dem Rücksitz? Na klar, schon der erste Frage-Versuch gelingt, eine kurze Plauderei zu woher und wohin später steigen wir dankbar in Unterberg wieder aus, haben nur noch ein paar hundert Meter bis zum Wanderparkplatz, wo sich der Kreis schließt. Immer noch ein wolkenloser Himmel über uns, aber jetzt können wir mit dem Finger auf alle Gipfel zeigen, auf denen wir an diesem Wochenende gestanden haben.
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Datum der Tour: 13. und 14. Oktober 2018
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.