Der Dobratsch-Gipfel in Kärnten landete irgendwann auf der “Da-will-ich-mal-hin”-Liste. Ohne, dass ich wirklich etwas über ihn wusste, oder konkrete Gründe dafür gehabt hätte. 2.166 m hoch, eine Panorama-Lage im Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien, Hausberg von Villach (Kärnten), ein Top Spot für Sonnenuntergang und Sonnenaufgang, eine moderne Hütte direkt am Gipfel – als ich die Dobratsch-Bergtour für unseren Oster-Urlaub plante, kamen sie plötzlich alle zum Vorschein, die Gründe.
Ostersonntag 2018 konnte bzw musste man ab dem Parkplatz Heiligengeist mit Schneeschuhen los marschieren, wir waren fast die einzigen Übernachtungsgäste im Dobratsch Gipfelhaus und kamen mit so viel Begeisterung am Ostermontag vom Berg herunter, dass mir die Tour in sehr guter Erinnerung geblieben ist.
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Vor einer Tour zum Dobratsch muss man zwei Dinge wissen: Erstens ist es ein zugebauter Berg. Die Hütte (eher ein mächtiges Haus), 2 Kirchen, eine Wetterstation und einen riesigen Sendemast des ORF findet man rund um den Gipfel. Zweitens führt eine Straße bis zum Parkplatz Roßtratte (1.733m), nur 500 Hm unterhalb des Gipfels. Im Winter ist die Straße mautfrei, entsprechend wenig Einsamkeit findest du rund um den Dobratsch-Gipfel (allerdings: zum Schlafen bleibt fast niemand…).
Aufstieg mit Schneeschuhen zum Dobratsch
Start ist am Parkplatz Heiligengeist, 11 km von Villach entfernt. Die erste Zeit sind wir noch relativ allein unterwegs – die Skiabfahrt entlang (nur für Skitouren, wird nicht präpariert), teilweise durch den Wald auf einem kleinen Pfad. Teilweise in bereits wärmender Frühlingssonne, teilweise im empfindlich kühlen Schatten.
Wegweiser zeigen zum Ludwig-Walter-Haus, der alte Hütten-Name. Je höher wir kommen, desto mehr brechen wir im Neuschnee ein. Auf der festgefahrenen Skipiste geht es etwas besser, teilweise kämpfen wir uns in einer Pistenbully-Spur steil hinauf.
Wir erreichen Rosstratten und damit das Ende der Einsamkeit. Hier endet die Straße an einem großen Parkplatz, nur im Sommer ist es eine Mautstraße, im Winter gratis. Hier beginnt auch der gewalzte Fußweg zum Gipfelhaus, mehrere Meter breit, nur selten wirklich steil, beliebt bei Schlittenfahrern und: durchnummeriert.
Alle paar Meter steht ein rundes orangefarbenes Schild, darauf ein Countdown zum Gipfel. Angefangen bei etwa 160 steht auf jedem Schild eine um 1 niedrigere Nummer. Die Schilder sind zum einen nützliche Markierung im Nebel und in Graupelschauern, wie wir selber miterleben müssen. Zum anderen sind sie auch Motivation und zeigen dir an den zäheren Stücken, dass du voran kommst und deinem Ziel näher.
Die Aussicht wird mit jedem orangenen Schild toller. Zur Aussicht über die frühlingshaften Kärntner Seen kommt der Blick über die schneebedeckten Gailtaler und Julischen Alpen, Slowenien und Italien.
Bald kommt der zugebaute Gipfel in Sicht, doch es zieht sich noch eine Weile. Eine Schlange von Wanderern und Skitourengehern strebt dem Fernsehturm entgegen, der Stück für Stück näher kommt.
Sonnenuntergang am Dobratsch
Zwanzig Meter höher als das Dobratsch Haus ist der Dobratsch Gipfel. Alles ist tief verschneit, nach dem ersten Kaffee und dem „Einchecken“ im Zimmer ziehen wir die Schneeschuhe wieder an, stapfen den steilen Hang hinauf, zunächst zur Deutschen Kirche. Sie ist laut Wikipedia die „höchstgelegene unter den alten Bergkirchen der Ostalpen„. Schwerer zu entdecken ist im Schnee und im Abendlicht die kleine Windische Kirche. Die Wetterstation ist vereist…
Ein eisiger Wind geht und weht den pulvrigen Neuschnee in Wolken in alle Richtungen. Das Wetter tagsüber war alles andere als perfekt, doch jetzt am Abend ist es klar, in allen Richtungen. Zum Gipfelkreuz sind es noch 10 m zu gehen, über einen sehr schmalen ausgesetzten Schneestreifen – ich gehe an diesem Abend nicht hinüber. Ein Stolperer, eine zu starke Windboe könnte hier fatale Folgen haben, höher ist der Gipfel eh nicht mehr – und die Wanderer mit Hund am Gipfelkreuz sind ein perfektes Fotomotiv!
Himmel und Schnee leuchten, der Wind fegt um uns herum, das einzige Geräusch ist das Knarzen der Schneeschuhe, wenn jemand einen Schritt nach rechts oder links geht.
Du siehst keine Grenzen von hier.
Kein Österreich, Italien, Slowenien. Du siehst Berge und Schnee, Weite und Tiefe, immer dunkler wird das Tal und immer mehr Lichter gehen an.
Es ist so friedlich und ich wünsche mir überall wäre solch Frieden, Freiheit und Grenzenlosigkeit.
Beim Sonnenuntergang wird nicht viel gesprochen. Die Gedanken überschlagen sich jedoch und ich wünsche mir, mir alle Gedanken merken zu können, für später, sie mitzunehmen in den Alltag im Tal.
Übernachten im Dobratsch Gipfelhaus 2.143m
Das Dobratsch Gipfelhaus (Sektion Villach des ÖAV) ist eine moderne “Berghütte”, 2010 neu gebaut, davor bekannt unter dem Namen Ludwig-Walter-Haus. Es duckt sich unter den ORF Sendemast und lebt, wie wir herausfinden, von Tagesgästen. Von Massentourismus spricht Hüttenwirt Johannes Staudacher sogar. Er hat theoretisch Platz für 34 Schlaf-Gäste, doch außer uns sind es nur noch zwei andere Leute, die hier übernachten wollen. Alle anderen verschwinden nach und nach in der Dunkelheit in Richtung Parkplatz Roßtratten. Dabei ist es ein so herrlicher Platz zum Übernachten! Durch die großen Fensterflächen der Stube hat man einen weiten Blick über die Kärntner Seen, es blinken die Lichter aus dem Tal herauf. Unser Doppelzimmer ist gemütlich und komplett aus Holz, die Waschräume modern.
Die Portion Spagetti am Abend ist riesig! So riesig, dass ich meinen Teller tatsächlich nicht schaffe! Riesig und lecker noch dazu… Auch beim Thema Küche sind wir verwundert – wir sind die ersten Gäste überhaupt, die nach dem alpenverein-üblichen Liter Teewasser fragen (und nach viel Nachfragen und Lachen auch bekommen!), auch ein Bergsteiger-Essen für DAV Mitglieder wird nur sehr selten bestellt.
1810 wurde das erste Schutzhaus am Dobratsch gebaut, das neue laut Website in Passivhausbauweise geplant, also hochgedämmt gegen thermische Verluste. Über die großflächig geplante Südfassade kann die passive und aktive Sonnenenergie optimal genutzt werden. Alle Abwässer werden über eine Bio-Kläranlage aufbereitet.
Sonnenaufgang am Dobratsch
Dank der Lage der Hütte und den großen Fenstern könnte man tatsächlich in der Hütte den Sonnenaufgang bewundern, man könnte einfach mit Schlafanzug und Hüttenschuhen in die Stube gehen (Anfang April reicht es, den Wecker auf 6.30 Uhr zu stellen!), wo der Wirt bereits Apfelstrudl backt, klassische Musik laut aus den Lautsprechern tönt (“Radio Kärnten – festliche Musik zu Ostern”), es wäre so viel gemütlicher als draußen in Schnee und Wind.
Natürlich ziehen wir uns aber doch die Fleecejacke über und die Bergschuhe an die Füße, denn der Sendemast ist im Weg! Je nach Standort sieht man die Sonne dann über dem Wörthersee aufgehen oder über dem Ossiacher See, die ersten Skitourengeher aus dem Tal (bzw vom Ende der Mautstraße) sind auch bereits da, es herrscht diese unglaublich Stille, die nur bei Sonnenaufgang am Berg zu fühlen ist.
Sonnenaufgang. Ein Moment voller Glück, Zuversicht und Optimismus, du strahlst fremde Menschen an, der neue Tag liegt vor dir, es duftet nach Apfelstrudl. Und dann kriechst du zurück ins noch warme Bett, denn Frühstück gibts erst um 8.
Das Osterfrühstück zwei Stunden später sieht dann übrigens so aus im Dobratsch Gipfelhaus:
Abstieg vom Dobratsch
Die Sonne im Gesicht verlassen wir den Dobratsch-Gipfel und unendlich viele Wanderer und Skitourengeher kommen uns entgegen. Das ist der Massentourismus, von dem der Hüttenwirt erzählt hat. Der Blick geht hinüber über die weiten Schneeflächen zum Zehnernock und zu den Julischen Alpen, in der anderen Richtung zum Ossiacher See, zum türkisen Faaker See, zum Wörthersee – wo der Frühling fast zu riechen ist und doch so weit entfernt.
Wir kürzen einige Serpentinen durch pulvrigen Neuschnee ab, stapfen den Rand der Skipiste entlang, weiter immer weiter hinunter bis zum Parkplatz. 2,5 h später nimmt uns der Frühling in Empfang. Zwei unterschiedliche Welten. Und welch Privileg, so viel schöne Zeit in der Winter-Welt verbracht zu haben!
Alle Höhenangaben aus dem Buch Rother Selection Gipfelhütten Ostalpen von Evamaria und Primus Wecker (Hier kannst du das Buch bei Amazon anschauen und bestellen*)
Datum der Tour: 1. und 2. April 2018
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Ostern: 2017 in Graz – 2015 in London – 2014 am Chiemsee – 2013 in Liverpool – 2012 am Gardasee
Website des Gipfelhaus Dobratsch und seine Facebook Seite
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.