Heute geht es um ein Hüttenwochenende, an das ich mich noch lange erinneren werde: Eine Wanderung von den Allgäuer Bergen in die Ammergauer Alpen, von Neuschwanstein nach Linderhof, über die herrlichen Gipfel von Krähe und Ammergauer Hochplatte, mit einem Abend in der gemütlichen Kenzenhütte.
Diese Bergtour ist ein besonderes Schmankerl für geübte Wanderer, eine anspruchsvolle Tour, die schon lange auf meiner Wunschliste stand, und die ich beim schönsten Herbstwetter erlebte, das man sich nur vorstellen kann.
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Zusammen mit drei Blogger-Freundinnen (Sonya, Simone und Katrin – ihre Berichte zu der Bergtour verlinke ich unten) fuhr ich bereits am Freitag abend mit der Bahn nach Füssen – ich bin wahrlich kein Fan von Eisenbahnfahrten aber wenn man diese Bergtour optimal durchführen will, geht es nicht anders. Die schlimmsten Befürchtungen wurden auf der Anfahrt nach Füssen alle wahr und bei Ankunft regnete es auch noch. Doch das (Gipfel-)Glück ist mit den Tüchtigen – am Samstag morgen strahlte die Sonne, als würde sie am Himmel über Füssen nie etwas anderes tun.
Vom Tegelberg bis zur Krähe
Von der Innenstadt von Füssen zur Talstation der Tegelbergbahn zu kommen ist gar nicht so einfach, vor allem wenn man versucht (was ratsam ist) um 9 Uhr die erste Gondel nach oben zu nehmen, um genug Zeit für den langen Weg zur Kenzenhütte mit all seinen Zwischenzielen zu haben. Taxis gibt es nicht so viele wie in der Großstadt, der Linienbus ist voller begeisterter, dauerfilmender Touristen, die erst mal in Neuschwanstein und Hohenschwangau abgesetzt werden – 30 min Busfahrt muss man auf jeden Fall einplanen.
Bereits in der Gondel (das muss sogar ich zugeben…) beginnen die Wandereraugen zu leuchten. Damals 2013 bei den 24 Stunden von Bayern lag hier leider alles im Nebel, wie gut, noch einmal bei Sonne zurück zu kommen. Man blickt auf ein Bilderbuch-Bayern aus grünen Wiesen, blauen Seen, ein paar Häusern und ein paar Schlössern, den herumwuselnden Menschenmassen entschwebt man einfach. Und befindet sich beim Aussteigen aus der Gondel rund 900 m höher über dem Alltag im Tal, auf 1.707m. Natürlich könnte man auf den Tegelberg auch wandern – aber zum einen ist der Weg nicht sonderlich aufregend und man sollte sich die Zeit lieber für den herrlichen Weg bis zur Kenzenhütte nehmen.
Sind an der Bergstation ein paar Fotos von Forggensee und Neuschwanstein gemacht, beginnt die Wanderung auf einem einfachen Wanderweg, der für die erste Stunde oder so kaum Steigung oder Gefällt aufweist, gemütlich geht es durch Bergwald und Latschen, durch Blumenwiesen hindurch, mit Blick auf Säuling und Hohen Straußberg. Gipfelsammler können noch einen kurzen Abstecher zur Ahornspitze machen.
Immer mal wieder trifft man auf andere Wanderer, aber es sind nicht viele und kein Vergleich zu dem, was im Tal bei den Schlössern abgeht. Man nähert sich der mächtigen Wand des Niederen Straußbergs, quert unterhalb im Schatten und sollte dann im sogenannten Schwangauer Kessel eine erste kurze Pause einlegen.
Denn vor einem liegen die 12 Serpentinen, rund 400 Hm zum Gabelschrofensattel hinauf, sonnig, steil und immer mit Blick auf den Gabelschrofen.
Vom Sattel könnte man einen einfacheren Weg zur Kenzenhütte nehmen, auf jeden Fall bei schlechterem Wetter zu empfehlen, doch wir haben einen perfekten Wettertag erwischt, wenden uns nach rechts und kraxeln zur Krähe empor. Der Weg ist kurz mit einem Seil gesichert, die einfache Steilstufe ist aber mit 3, 4 Schritten geschafft und der restliche Weg zum Gipfel geht dann über den Grashang.
Wenn man überhaupt weitergeht, denn erst einmal muss man den Blick von 2.012m über das Bergpanorama schweifen lassen, ein paar Minuten lang, um die ganze Pracht an Allgäu und Tannheimer Gipfeln in sich aufzunehmen. Der Herbst hat klarste Luft parat, eine Bergkette reiht sich hinter die nächste, Seen glitzern und von irgendwo blinken Reflektionen von Gipfelkreuzen herüber. Vom Hochvogel, vom Gimpel, die Berge des Bregenzerwaldes sieht man wohl, auch wenn sie sich nicht zuordnen lassen.
Entsprechend lang dauert unsere Rast am Gipfel – was nicht uneingeschränkt zu empfehlen ist, denn der Weg zur Kenzenhütte ist noch weit und die nächste Etappe bis zum Gipfel der Ammergauer Hochplatte ist der anspruchsvollste Teil der Bergtour mit einigen Raffinessen.
Von der Krähe zur Ammergauer Hochplatte
Wir folgen dem Grat auf dem Rücken der Krähe, der links des Weges, zur Nordseite, steil abbricht. Nach Süden ist es flacher und grüner, der Weg nie extrem ausgesetzt und gut zu gehen. Etwas 100 m steigt man ab, immer nach Osten wandernd, zum „Fensterl“, einem Felsenloch, an dem man schon wieder Lust auf eine kurze Pause verspürt, denn der nächste Anstieg wartet.
Der Anstieg zur Ammergauer Hochplatte verläuft am Grat, teilweise ziemlich ausgesetzt, an machen Kraxelstellen nimmt man einmal kurz die Hände zur Hilfe. Auch Stahlseile helfen einem an einigen Stellen, alle Abschnitte sind für geübte, trittsichere und schwindelfreie Berggeher unproblematisch, man sollte sich aber bewusst sein, dass diese Bergtour schwarz und damit schwierig gekennzeichnet ist.
Die Aussicht ist weiter sensationell, von unterwegs wie vom 2. Gipfel des Tages, der Ammergauer Hochplatte.
Sie ist 2.082m hoch, 170 Hm seit dem Fensterl, und 790 Hm über der Kenzenhütte.
Von der Ammergauer Hochplatte zur Kenzenhütte
Der Abstieg zur Kenzenhütte lässt sich in 3 Abschnitte aufteilen, auf der Karte erst gepunktet, dann gestrichelt, dann mit einer durchgezogenen Linie markiert. Zunächst bleiben wir auf der Höhe, folgen dem langgestreckten Buckel der Hochplatte, bis der Weg rechts in die Latschen abzweigt, passt man nicht auf, ist man ruckzuck am Abzweig vorbeigelatscht.
Hier wird der Weg etwas unübersichtlich, auch wenn Müdigkeit langsam einsetzt, sollte man hier sehr auf die Wegmarkierungen achten. Der Weg ist aber nicht schwer, nicht mehr ausgesetzt und auch nicht steil. Am Ende der Latschen landet man an einem Wegweiser, an dem ein kleiner Schutzengel hängt – den kann man ja immer gebrauchen, auch an der Ammergauer Hochplatte.
Man kommt nun schneller voran, es geht über Wiesenpfade abwärts, ab und an erblickt man auf einer kleinen Lichtung unten schon die Sonnenschirme, die vor der Kenzenhütte stehen. Doch es zieht sich, man erreicht wieder Wald und schließlich einen breiten Forstweg, auf dem man den Turbo einschalten und das letzte Stück zur Hütte rauschen kann.
Zur Kenzenhütte kommen viele Mountainbiker und tatsächlich auch ein Shuttlebus, so dass viele Einheimische aus dem Tal aus Halblech am Wochenende zum Abendessen auf die Hütte herauffahren bzw sich fahren lassen. So kommt es, dass an allen Tischen dicht gedrängt Wanderer und Biker sitzen, die einen kommen von der Hochplatte, die anderen kommen von der Klammspitze und planen die Hochplatte für den nächsten Tag.
Zwischen Geschnetzeltem und Kässpätzle (das ist tatsächlich die ganze Speisekarte am Abend), zwischen Bier, Uno-Karten und Würfeln, herrscht eine sehr lässige, entspannte Stimmung, die Schwestern Corinna, Pamela und Kathrin Linder lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn neben 65 Schlafgästen noch jede Menge Nachbarn aus dem Tal in der Hütte sitzen.
Vor der Hütte stehen Liegestühle (abends ideal zum Sterne Beobachten!), in der Hütte gibt es Duschen, die Betten im Lager sind breit und bequem (in anderen Hütten würde man auf diesen Betten locker 3 statt 2 nebeneinander unterbringen) und erstaunlicherweise bleibt das Fenster offen und keiner schnarcht! Den Kuchen konnte ich aus Zeitgründen nicht testen, dennoch kann ich euch die Hütte sehr empfehlen (www.berggasthof-kenzenhuette.de) – sie gehört übrigens zu den ältesten Berghütten in Bayern, Jäger und Forstarbeiter haben hier im 16. Jahrhundert schon übernachtet. Natürlich wurde seitdem renoviert und alles viel gemütlicher gestaltet als es vermutlich bei den Jägern damals war.
Von der Kenzenhütte nach Linderhof
Auch am Sonntagmorgen scheint die Sonne, zumindest auf den Gipfeln. Wir marschieren im Schatten los.
Nach etwa 1 Stunde durch den Wald ist der Bäckenalmsattel (1.536m) erreicht, hier könnte man nach links abbiegen und auf die Große Klammspitze steigen, was wohl mit einigen unangenehmen Kraxelstellen verbunden ist. Für uns geht es weiter gerade aus Richtung Talschluss (bzw. Anfang!) Wir laufen eine Weile durch wilde blühende Wiesen, schon bald wärmt die Sonne die Gesichter. Was als kaum zu erkennender Pfad beginnt, wird breiter und breiter und führt bald wieder in den Wald.
Und dann zieht es sich…einen elendig langen und langweiligen Forstweg schleppen wir uns entlang bis wir an Schloss Linderhof ankommen. Wenn man gut Zeit hat, könnte man von hier noch zum Pürschling weiter, im August-Schuster-Haus einkehren und nach Unterammergau absteigen. Wir entscheiden uns stattdessen für eine Führung im Schloss und spazieren durch den Park. Die Details über die Rückfahrt nach München mit diversen Bussen, Bahnen und Schienenersatzverkehren erspare ich euch, bei dieser Tour bleibt einem nichts anders übrig, als das ganze Elend der An- und Abreise einfach schnell wieder zu vergessen. Und sich noch Wochen später an das traumhafte Wetter, die Ausblicke und die Erlebnisse zwischen den Bus- und Bahnfahrten zu erinnern.
Eine Variante der Tour listet übrigens das Wanderbuch “Die Bayerischen Alpen für Gipfelsammler” und die Kenzenhütte fand einen Platz im Buch “Meine Lieblings-Alm”, hält aber die Anreise zur Hütte mit dem Shuttlebus oder dem Mountainbike für ausreichend – wenn ihr die Zeit habt, macht die oben beschriebene Überschreitung!
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Datum der Tour: 11. bis 13. September 2015
Alle Höhenangaben aus der Kompass Wanderkarte 4 Füssen Außerfern
Bericht von Simone auf www.outzeit-passau.de
Bericht einer kürzeren Version der Tour bei Claudia plaudert
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
6 Kommentare
[…] Blogbeiträge von Outzeit Passau > Outdoor-Ladies on Tour im Ammergebirge und Gipfelglück > Gipfelbuch: Krähe, Ammergauer Hochplatte & Kenzenhütte sind schon […]
[…] September war ich mit den fantastischen Outdoor Ladies Fräulein Draußen, Gipfelglück und OutZeit Passau im Allgäu und den Ammergauer Alpen unterwegs. Von der Tegelbergbahn ging es […]
Ammergauer Alpen und Krähe(n)
Da wäre ich gerne dabei gewesen. Als ich Deine Überschrift las, fiel mir spontan eine Begebenheit ein, die ich vor vielen Jahren dort in der Gegend erlebt hab. Ich war mit Familie von Linderhof auf die Klammspitze gewandert. Dort oben ließen wir uns im Gras nieder. Als wir eine Packung Gummibärchen auspackten und anfingen zu essen, versammelten sich ein paar Krähen (oder waren es Dohlen) um uns herum. Wir hatten den Eindruck, dass eine der Krähen uns ablenken wollte, in dem sie vor uns herumhupfte, während eine andere von hinten an die Gummibärchentüte wollte. Tatsächlich haben sie dann von uns angebotenen Gummibärchen genommen. Leider bin ich schon lange nicht mehr in O’gau und in den angrenzenden Bergen gewesen. Aber es waren immer ganz besondere Tage da unten.
So freche Vögel sind meistens Dohlen ;-)
Es ist schön, wenn einen Berichte von anderen an eigene Erlebnisse erinnern. Bei der Klammspitze denke ich z.B. immer an die Schaukeln, die an den Brunnenkopfhäusern stehen. Ein Vergnügen auch für die Erwachsenen!
[…] die Tour 2015 schon gemacht und beschrieben, inklusive Hochplatte. Unbedingt nachzulesen … hier […]
Netter Bericht