Wandern im Herbst hat – wie in diesem Erfahrungsbericht aus Österreich zu lesen – viele Vorteile gegenüber dem Hochsommer. Klare Luft, strahlende Farben, nicht allzu viel los am Berg wie auch auf den Salzburger Autobahnen, die wärmenden Sonnenstrahlen im Gesicht genießt man viel mehr, wenn man den nahenden dunklen Winter im Hinterkopf hat.
Der Nachteil beim Wandern im Herbst: viele Hütten haben bereits geschlossen. Was mir im Falle der Oberhütte fast das Herz zerissen hätte, so schön ihre Lage am Oberhütteneee. Zu perfekt wäre hier eine Einkehr gewesen.Wie so oft kann man nicht alles haben, und insgesamt kann ich dir einen sonnigen Herbsttag für die Bergtour auf die Lungauer Kalkspitze mehr als empfehlen!
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Wandern im Herbst auf die Lungauer Kalkspitze
Wir hatten von einer früheren Tour noch eine Vignette für die Autobahn in Österreich, wir wollten sie am österreichischen Nationalfeiertag für eine Fahrt in die Schladminger Tauern ausnutzen.
Hinter Radstadt hält man sich Richtung Schladming, allerdings nicht über die Bundesstraße! In Forstau geht es rechts ab, über die Mautstraße zur Vögeialm (die Maut von 7 Euro zahlt man bei der Rückfahrt!).
Die 11 km Straße ist holprig und führt durch Wald. Sie endet am Parkplatz Vögeialm, eisigkalt ist es hier im Schatten, aber der klare Himmel ist vielversprechend wolkenlos.
Auch der Wald, auf den wir zugehen, ist typisch beim Wandern im Herbst in den Alpen: gelbe Lärchen, die ihre Nadeln bereits verlieren. Doch auch die Lärchen liegen noch im Schatten, erst am Nachmittag werden sie golden leuchten.
Ausgeschildert sind übrigens sowohl die Steirische als auch die Lungauer Kalkspitze, es gibt den Steig (den wir genommen haben) und auch einen breiten Fahrweg bis zur Oberhütte. Unser Steig ist am Boden mit gelben Lärchennadeln übersät.
Die Sonne erreicht uns (oder wir sie) erst kurz vor der Oberhütte. Aus dem Wald treten wir in eine Welt aus sonnengebräunten trockenen Grashängen, Latschen und Leere. Weite Blicke, Schnee in der Ferne, eine Idylee aus See und Hütte.
Wandern im Herbst im Lungau: Von der Oberhütte zum Gipfel der Lungauer Kalkspitze
An der Oberhütte auf 1.845 m ist alles verlassen und aufgeräumt. In meiner Fantasie stehen auf der Terrasse Tische und Bänke, Gläser klirren, es duftet nach Kaiserschmarrn, eine Atmosphäre der Ruhe, unterbrochen nur von murmelnden Stimmen der Gäste.
Aus der Fantasie zurück in die Einsamkeit des österreichischen Nationalfeiertags – noch haben wir auf dieser Tour keinen einzigen Menschen gesehen! Wir gehen ein paar Schritte weiter bis zum Oberhüttensee.
Sonnenstrahlen glitzern auf dem Wasser, leichte Wellen kräuseln sich auf der Oberfläche, dünne lange Gräser wiegen sich im Wind. Ein Kreuz steht am Ufer.
Unser Weg führt auf der anderen Seite am See entlang, und so langsam wird es steil.
Steinige Serpentinen führen durch das gelbbraune Gras, die Sonne beginnt zu wärmen, unter strahlend blauem Himmel wandern wir durch die felsige Lungauer Landschaft.
Unser Gipfel ist noch lange versteckt. Eigentlich könnten wir ja heute sogar auf zwei Nachbargipfel gehen, auf die Lungauer und auf die Steirische Kalkspitze, getrennt durch die Akarscharte auf 2.315 m.
An der Scharte begegnen wir den ersten anderen Menschen, bunte Punkte in der graubraunen Landschaft. Fast alle sind heute in Plauderlaune und erklären uns geduldig alles, was wir über die uns unbekannte Gegend wissen wollen. Irgendwo müssen Hochgolling, Greifenberg und Klafferkessel sein, wo ich vor Jahren schon einmal war. Aber ehrlich gesagt – auf 360 Grad nur unbekannte Gipfel und Bergketten. Bis auf Dachstein und Hochkönig, die lassen sich von (fast) überall erkennen.
Von der Akarscharte Links geht es zur Steirischen Kalkspitze, geradeaus hinunter zu den Giglachseen und rechts hinauf zur Lungauer Kalkspitze.
Über den Grat hinüber zum Gipfel ist es gemütlich, gefühlt kaum noch steigung, aber es sind doch 150 Hm. Dann haben wir nach drei Stunden den Gipfel der Lungauer Kalkspitze erreicht und blicken begeistert um uns herum.
Auf die Giglachseen, auf die Schladminger Tauern, auf den mächtigen Dachstein und den Hochkönig. Im Dunst erkennt man den Sendemast am Rossbrand, wo wir mit Schneeschuhen unterwegs waren.
Glitzernd schimmert 600 Hm unter uns der Oberhüttensee.
Gipfelglück – im Herbst in den Schladminger Tauern
Am Kreuz ist jede Menge Platz zum Sitzen, für immer mehr Leute, die nach und nach grinsend auftauchen. Die die Gesichter in die Sonne halten, während sie ihre Brote verspeisen. Hütte hin oder her, am Gipfel schmeckt es halt doch am besten.
Auf dem Rückweg wandern wir vom graugelben Gipfel, zurück nach unten ins bunte, zum blauen See und den grünen Latschen, zu roten, gelben, pinken Menschen-Punkten und vor allem zu den golden leuchtenden Lärchen.
Der See ruht jetzt still und starr.
Jetzt wäre die perfekte Zeit für die Hütteneinkehr… aber im Sommer bei offener Hütte wäre es am Horizont wahrscheinlich schon diesig und die Gewitter im Anmarsch.
Der Himmel jetzt im Herbst ist noch immer ungetrübt blau, die Farben um uns herum strahlend und intensiv. Wir setzen uns auf der Terrasse der Oberhütte auf den Holzboden, lehnen uns an das warme Holz der Hüttenwand und verspeisen noch ein Brot.
Es sind die letzten warmen Herbsttage, der Moment will ausgekostet werden, bald wird es nass und ungemütlich und kalt und weiß.
Im Abstieg liegt unser Weg recht bald wieder im Schatten, aber gegenüber leuchten die Lärchen, perfekte Herbstfarben, eine perfekte Herbstwanderung.
Zurück am Parkplatz ist die Welt voller Sonne und Wärme, aber auch die Vögeialm hat seit Ende September geschlossen und bietet keine Möglichkeit der Einkehr mehr. So ist das im Herbst. Es kann perfekt sein, wenn du am richtigen Tag losziehst. Und genug Essen im Rucksack mitnimmst!
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Datum der Tour: 26. Oktober 2019
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.