Fjorde, Wasserfälle, Seen, Wald, glatte Felsen, moosige Steine – die Tage auf dem Festland in Norwegen waren schon sehr norwegisch. Die Zeit dann auf den Inseln – leider auch nur zwei Tage – waren dann mehr wie Schottland. Es sah aus wie auf Skye, das Restaurant am Hafen von Værlandet hätte gut ein Pub sein können, es wurde über Whisky geredet und noch vor dem Abendessen welcher getrunken. Sonne gabs nicht so viel, aber irgendwie war das ok, und wirklich schlecht war das Wetter auch nicht. Und es hat mir mindestens so gut gefallen wie in Schottland!
Solche Inseln wie Værlandet und Bulandet sind eigentlich dafür geschaffen, mit dicken Büchern auf gemütlichen Sofas zu liegen, am Kamin, Schokolade zu essen und – eben – Whiskey zu trinken. Noch besser ist es natürlich, den ganzen Tag draußen zu verbringen, um abends den gemütlichen Teil noch mehr genießen zu können.
Mit dem Segelboot zum Wandern!
Eine Outdoor-Kombination, die mir besonders gut gefallen hat, ist das Sail & Hike mit Ray von Butesail. Mit Ray und seinem Segelschiff Aquilo (lateinisch für Nordwind), einer Scanyacht 391, kann man Segel-Urlaub machen, dabei an verschiedenen Inseln anlegen und auf die Gipfel wandern. Der Alden, zu dem uns die Aquilo gebracht hat, gehört zu den berühmtesten Insel-Bergen an der Küste von Norwegen. Den besten Blick auf den Berg hat man von der Fähre zwische Askvoll und Værlandet aus:
Der Alden ist 481 m hoch, am Anleger ist Platz für 3 oder 4 Boote, wirklich viele Menschen sieht man nicht. Dafür wird der Blick mit jedem Schritt besser, weiter, denn bergauf geht es eigentlich die ganze Zeit. Auf einem schmalen Pfad, manchmal sieht man gerade so ein paar Spuren im Gras. Wegweiser braucht man eigentlich nicht, doch es gibt sie. Und es steht einfach „zum Gipfel“ drauf.
Wir haben etwa 1 Stunde gebraucht, die Schnellsten rennen angeblich in 20 Minuten rauf. Am Gipfel: ein Steinhaufen und ein umwerfender 360 Grad Blick! Ganz klein unten unsere Aquilo, unzählige bergige Inseln, die paar Häuser von Værlandet, am Horizont Grönland. Also fast, in meiner Fantasie ;-)
Nach Obst und Schokolade am Gipfel (nein, kein Kvikk Lunsj) geht es flott zum Boot zurück, der Wind pfeift an manchen Stellen ordentlich – was aber beim Segeln ja ganz nützlich ist und viel zu schnell sind wir in Værlandet zurück.
Wirklich schade, denn mit den richtigen Leuten wird so eine Segel-Wander-Reise bestimmt ein großartiges Erlebnis.
North Sea Trail auf Værlandet
Zum ersten Mal bin ich auf Værlandet eine Etappe des North Sea Trails gewandert. Dieser Fernwanderweg führt – mit Unterbrechungen – rund um die Nordsee, durch 6 Länder (Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Großbritannien, Niederlande), wenn einmal alles fertig ist, beträgt die Strecke fast 5.000 Kilometer! Das Teilstück des North Sea Trail auf Værlandet ist nur 2,5 Kilometer lang, man lässt sich am besten am Parkplatz mitten auf der Insel „aussetzen“ und wandert dann Richtung Fähre zurück.
Es ist, zumindest Ende September, sehr einsam, von den Wegmarkierungen abgesehen sieht man die meiste Zeit nicht viele Zeichen menschlichen Lebens. Der Wind, ein paar Vögel und die Wanderschuhe im Matsch machen die einzigen Geräusche. Es geht auf und ab, durch Gras und über Holzplanken, an glatten Felsen vorbei, bis zu einem kleinen Pass, ab hier sieht man dann ein paar Häuser, der Alden kommt ins Blickfeld, ein kleiner Wald wird durchquert bevor man zur Straße zurückkommt.
Wenn die anderen 4.997,5 km North Sea Trail auch so schön sind wie die Teilstrecke auf Værlandet, dann gibts noch viel zu tun für mich!
Bei den wilden Kayakern von Bulandet
Die Insel Buldandet ist über ein paar Brücken mit Værlandet verbunden, und das auch erst seit ein paar Jahren. Es ist ein wilder Ort, sehr weit weg von Europa, gefühlt kurz vor Grönland. Nur ein paar Häuser im Wind, die dafür unfassbar gemütlich, Männer gibt es kaum, sie arbeiten alle als Fischer oder auf Ölplattformen. Für die Einheimischen ist das Meer Arbeitsplatz, kein Spielplatz, deswegen würden sie sich auch nie in ein Kayak setzen.
Jedes Jahr am letzten Wochenende im September wird es noch wilder, denn dann kommen die krassesten Kayak-Fahrer von Norwegen nach Bulandet zu einem „Gathering“ um mit ihren Kayaks durch die schäumenden Nordsee-Wellen zu fahren und Party zu machen.
Nun habe ich zwar schon ein wenig Erfahrung mit Kayaks, aber in schön glattem, harmlosem Wasser in Vancouver Island und in Neuseeland. Das hier in Bulandet ist schon etwas anderes – ich bin keine von den krassen! Beim Anschauen der Videos am Vorabend wurde mir schon ein bisschen schlecht, während ich gleichzeitig beeindruckt war. Oben erwähnter Whisky war aus mehreren Gründen gut ;-) Zum Glück sind wir dann aber in relativ ruhigem Wasser gepaddelt, ich bin nicht gekentert und der erwartete Sturm war dann doch nur Nieselregen.
Spaß hat es auf jeden Fall gemacht, mit besserer Paddel-Technik, weniger Schiss vorm Untergehen und einer wasserdichten Kamera sicher noch mehr. Und nicht alle Wasser in Norwegen sind wild – sobald ich mal alle Hausberge von München „durch“ habe, sollte ich mich vielleicht auch in Richtung Bötchen fahren weiterbilden. Nur diese faszinierende Kombination aus Meer, Inseln, Felsen, Fjorden und Bergen wie in Norwegen, die wird sich in Bayern nie finden lassen. Höchstens in Schottland… Gut, dass Norwegen nur 2 Flugstunden entfernt ist, es gibt noch viel zu entdecken!
Herzlichen Dank an Visit Norway und Fjordkysten für die Einladung nach Norwegen und die Organisation der Tour!
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Pilgern in Norwegen: auf dem Olavsweg
Gedanken und Worte über ein norwegisches T-Shirt
Und wenn ihr was vom echten Schottland lesen wollt: Ben Nevis und Conic Hill kann ich euch anbieten
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
8 Kommentare
Schaut ganz interessant aus, dieses Norwegen!
Soll ich mit „hihihi“ antworten? ;-)
Fahr hin, wird dir gefallen, Steve!
Machst Dich gut auf dem einen Foto als Kapitän :)
:-) Es gibt zu selten die Möglichkeit, solche Fähigkeiten zu zeigen…
Das Kapitän-Foto ist echt sehr süß!
Und japp, zum Glück ist Norwegen nur zwei Flugstunden entfernt :D
„Sie weiß wo’s lang geht“, „sie steuert das Schiff vertrauenserweckend durch die Wellen“, es gäbe so viele Möglichkeiten. Aber sehr süß? hahahahah.
Danke :-)
Sail&Hike…eine interessante Kombi und ne Überlegung alle mal wert bei meinem nächsten Norwegen Trip ;)!
Obwohl mir auch die Alternative zusagen würde, also am Kamin mit einem dicken Schmöker in der einen Hand und nem Whisky in der anderen ;)!
Danke für den Bericht und die Infos!
Gruß,
Chris
Die Landschaft und Naturgewalt dort ist schon beeindruckend. Darf ich mal fragen was Du für Deine Reise insgesamt ausgegeben hast? Ich möchte auch noch so viel sehen und kann mich da noch nicht so entscheiden wohin zu erst und überhaupt.. toller Artikel. Kennst Du eigentlich den neuen Blogger-System Anbieter qwer.com Ich würde mich sehr über eine Antwort auch per Email von Dir freuen. viel Erfolg mit Deinem Blog.