Die Gletscherblick bei der kurzen einfachen Sommer-Wanderung im Ötztal, von der Hohen Mut bei Obergurgl über den Mutsattel ins Rotmoostal, die hat mich so geflasht, dass sie einen eigenen Artikel bekommen soll. Es würde einfach nicht genügen, diese Tour beim Artikel über die Gletscherblicke rund um das Ramolhaus nur nebenbei zu erwähnen. Die Schönheit der Gletscher rund um Obergurgl ist atemberaubend schön, und die Schönheit lässt einen verzweifeln, wenn man an die Zukunft der Gletscher in den Alpen denkt.
Wenn du keine Bergtouren auf Gletschern unternehmen willst oder kannst aber einmal in Gletschernähe wandern willst, dann lies diesen Artikel. Neben der Wanderung findest du darin weitere Tipps für den Sommer in Obergurgl im Ötztal, einen Hoteltipp und weitere Aktivitäten und Ausflugstipps. Dies ist der zweite von zwei Artikeln zu einem langen Wochenende in Obergurgl im Ötztal. Hier geht es zu Teil 1.
Werbehinweis: Die Reise erfolgte auf Einladung von Ötztal Tourismus. Der Artikel enthält Affiliate Links*. Findest du Inspiration, findest du Gefallen an diesem Artikel und diesem Blog? Lade mich auf einen Kaffee ein!
Inhaltsverzeichnis
Sommer-Wanderung Hohe Mut und Rotmoostal bei Obergurgl
Selten wird man auf einem so einfachen Wanderweg so überwältigt von der Aussicht wie an der Wanderung von der Hohen Mut zum Mutsattel und durch das Rotmoostal. Wie gewaltig die Gletscher da stehen, so schön, dass man kaum den Blick abwenden kann. Was man über lange Zeit auch gar nicht muss, weil man über einen sanften Wiesenrücken direkt auf die weißen Felder und felsigen Spitzen von Gaißbergferner und Rotmoosferner zuspaziert.
Festkogl, Liebener Spitze, Kirchenkogl, Rotmooskogel, Vorderer Spiegelkogl, Hangerer…rund um dich herum herrliche 3000er und du mittendrin. Auf einem bequem zu gehenden Wiesenpfad, nachdem du mit der Gondel der Hohe Mut Bahn bis auf 2.670 m gefahren bist.
Man wandert auf einem Bergrücken mit leichtem Auf und Ab immer gerade aus, links unten das Gaißbergtal, rechts unten das Rotmoostal. Ab und zu trifft man ein paar Schafe und hört Murmeltiere pfeifen. Am Mutsattel hat man mit 2.556 m den höchsten Punkt der Tour erreicht. Kurz danach erreicht man eine Forschungshütte der Universität Innsbruck, man kann in der Sonne sitzen, die Gletscher bewundern und sich ein wenig an die Höhe gewöhnen. Gar nicht schlecht zur Akklimatisierung, wenn du zum Beispiel aufs Ramoljoch weiter willst, oder noch höher.
Am Talende wird das Gras weniger, es gibt mehr Steine, ein Bach fließt vorbei – oder schmilzt hier nur der Gletscher? Über ganz leichtes Blockgelände steigt man auf die Muräne zum sogenannten Umkehrpunkt. Und macht erst mal wieder Pause – ganz nah dran an verschiedenen Gletscherformen. Wo soll mal bloß zuerst hinschauen?
Der Rückweg geht vom „Umkehrpunkt“ immer leicht bergab durchs Rotmoostal. Das karge Geröll der Muräne wird wieder abgelöst von herrlichen Blumenwiesen. Doch das Herz wird dir schwer, wenn du die Markierungsschilder siehst, wie weit der Gletscher noch bis vor kurzer Zeit reichte.
Der restliche Abstieg verläuft über die Schönwieshütte und den Zirbenweg, beides siehe unten ausführlicher. Für einen halben Tag ist die Wanderung toll, hat man mehr Zeit, lässt man die Seilbahn weg und wandert hinauf zur Hohen Mut. Laut Strava: 9,5 km, 203 Hm im Aufstieg (ca 900 im Abstieg).
Übernachten in Obergurgl: das Hotel Alpenaussicht
Im Hotel Alpenaussicht merkt man zwar, dass der Sommer die ruhigere Jahreszeit in Obergurgl ist. Doch die Gäste, die im Sommer ins Hotel kommen, werden verwöhnt, mit Leckereien zum Abendessen (siehe die Zucchini Palatschinken auf dem Foto zum Beispiel, oder zum Dessert eine Himbeercreme, die im Bauch verschwunden war, bevor ein Foto möglich war) und ausgiebigem Frühstück, das Kraft für die Bergtouren gibt.
Rund um die Uhr hört man die Ötztaler Ache vorbei rauschen, man blickt über den Ort Richtung Gletscher und sieht ganz klein ganz oben das Ramolhaus thronen. Statt Halligalli wie weiter unten im Tal gibt es hier bergbegeisterte Gastgeber, die sich nach dem Heumachen mit den Gästen auf die Terrasse setzen und beim Espresso Geschichten von den Bergen und den Gletschern erzählen.
Mehr Infos: www.alpenaussicht.at
Sommer in Obergurgl: die Schönwieshütte 2266 m
Ich bin ein großer Fan von Berghütten und Almen, das weißt du, wenn du Gipfelglück regelmäßig liest (mehr Hüttentouren zB hier). Manche Hütten gefallen mir mehr als andere… An der Schönwieshütte kommt man oft automatisch vorbei – am Rückweg vom Rotmoostal, am Rückweg von der Piccard Brücke, am Ende des Zirbenwegs. Sie ist recht neu und modern, fügt sich gut in die Landschaft neben einem Speichersee ein, in der Nähe grasen Haflinger. Die Spinatknödl, die ich gegessen habe, waren zwar recht teuer aber sehr gut.
Aber. Müssen auf einer Berghütte wirklich Meeresfrüchte, Garnelen und Champagner auf der Speisekarte stehen?
Mehr Infos: https://www.schoenwieshuette-obergurgl.at/
Sommer in Obergurgl: Zirbenwald Wanderung
Auch der Wanderweg durch den Zirbenwald liegt am Rückweg sowohl vom Rotmoostal als auch von der Piccardbrücke, ein Stück unterhalb der Schönwieshütte. Weshalb ich ihn auch zwei mal gegangen bin – der Wiesensteig ist ca 4,5 km lang mit 150 Höhenmetern und führt hinunter zur Gurgler Ache.
Am Blick auf den Wasserfall erfreuen sich alle, die 15 Info-Stationen richten sich vor allem an Kinder (aber nicht nur, Gletscher, Vögel und die Geschichte der Menschen im Ötztal sind auch für große Menschen interessant). Es gibt eine kleine Broschüre dazu, mit Aufgaben und Rätseln und einer Lupe, zum Erforschen der Flechten und Ameisen entlang des Wegs.
Herausgegeben wird diese vom Naturpark Ötztal, der sich trotz der Skigebiete und damit bedingten Beeinträchtigungen der Natur für Schutzgebiete im Ötztal einsetzt. Die Ziele des Naturparks sind der Erhalt der Natur, Erholung, Bildung, Forschung und Regionalentwicklung.
Am Ende des Zirbenweges könnte man noch in der Zirbenwaldhütte auf 1950 m einkehren, da hat man den Ort fast wieder erreicht. An steilen Grashängen sind ganze Familien hier mit Heu machen beschäftigt, mit Sense und viel Muskelkraft, damit das Vieh im langen Gurgler Winter zu fressen hat.
Mehr Infos: https://www.naturpark-oetztal.at
Sommer im Ötztal: das Ötzidorf in Umhausen
Das Ötzidorf ist ein kleiner Archäologischer Freilichtpark in der Nähe des Stuibenfalls bei Umhausen. (mehr zum Wasserfall hier). Er macht das Leben, Wohnen und Wirtschaften in der Steinzeit besser begreifbar als jedes reine “Indoor Museum”.
Am 19. September 1991 fand das Ehepaar Simon aus Nürnberg den berühmten Ötzi, in den Ötztaler Alpen, wo Italien und Österreich aufeinander treffen. Er wurde ins Museum nach Bozen gebracht (ein wirklich tolles Museum, siehe meinen Bericht hier) und begründete ein riesiges Interesse für die Steinzeit in diesem Teil der Welt und weitere Forschung, Rekonstruktionen und Erkenntnisse.
In Umhausen informiert ein kleiner Museumsraum über Ötzi, seine Entdeckung und nachfolgende Forschungen. Das Spannende ist aber der Rundgang draußen durch nachgebaute Hütten, zu einem See, durch ein Waldstück, mit Stationen, deren Erklärungen man sich über das eigene Handy anhören kann. Zu den Stationen gehören Brotbackofen, Opferplatz, Schamanenhütte, zentraler Dorfplatz, Hütten der Handwerker und der Palisadenzaun.
Mehr Infos: https://www.oetzi-dorf.at/
Obergurgl im Sommer
Auf gewisse Dinge sollte man vor einer Reise vorbereitet sein, deswegen muss ich ein paar Worte zu Obergurgl im Sommer verlieren.
Es herrscht eine etwas eigenartige Stimmung, man merkt, dass Obergurgl vorrangig ein Urlaubsort für den Winter ist. Im Juli wird einerseits überall gebaut und renoviert und ausgebessert, viele große Hotels haben geschlossen und stehen wie Fremdkörper in einem Dorf, in dem es eigentlich wirklich rund geht! Auf allen Wiesen sind Familien mit Sensen und Rechen beschäftigt, machen Heu.
Rund um das Dorf herum sind überall Leute unterwegs, in den Klettersteigen, auf den Wanderwegen, die Terrassen der Hütten sind gut besucht, ständig fahren die Busse mit den Fahrradanhängern hin und her. Die wenigsten von ihnen scheinen in Obergurgl zu übernachten sondern lieber weiter unten im Tal, wo es trubeliger ist, wo zwischen Tabledance Bars Halligalli herrscht und sich viele viele Menschen durch die Straßen und Geschäfte schieben.
Nunja, die Geschmäcker sind verschieden und ich hoffe, du wirst den richtigen Ort und die richtige Unterkunft finden, wenn du bald einmal in die Gletscherwelt des Ötztals reisen kannst. Als Basislager für die Besteigung vieler Dreitausender, leichtere und schwerere, liegt Obergurgl genial, man kann autolos mit dem Bus vom Bahnhof Ötztal anreisen und hat dann eine große Auswahl an großartigen Touren.
Datum der Tour: 15. bis 18. Juli 2022
Alle Höhenangaben stammen aus dem Rother Wanderführer Ötztal und Infomaterial von Ötztal Tourismus. Den Rother Wanderführer kannst du hier bei Amazon bestellen* oder hol ihn dir in deiner Lieblings-Buchhandlung.
Weiterlesen
Bericht vom Vier-Seen-Marsch, einer Wander-Veranstaltung im mittleren Teil des Ötztals
Alle Artikel aus dem Ötztal: Skifahren, Alpenüberquerung und natürlich die Gletscher rund um das Ramolhaus
Website Ötztal Tourismus
Website Infos zu Obergurgl
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
5 Kommentare
Das sieht nach einer traumhaften Tour aus – die hab ich direkt auf meine Wanderliste hinzugefügt.
Ja, ich kann die Tour von der Hohen Mut ins Rotmoostal sehr empfehlen!
Hallo Stefanie,
Danke für deinen super interessanten und spannenden Beitrag… Es hat sehr Spaß gemacht ihn zulesen
Sehr schöne Beschreibung der Wanderung durchs Rotmoostal.
Genau diese Tour haben wie auch gemacht … und sogar fast genau Zeitgleich :-)
Ich hab mir deinen Blog gleich mal gespeichert … als Anregung für weitere Wanderungen
Gruß Norbert
Hallo Norbert,
wenn dir das Rotmoostal gefallen hat, schau dir mal das Gschlösstal an. Das könnte dir auch gefallen:
https://www.gipfel-glueck.de/gletscher-wanderung-gschloesstal/