Zu einem Natur- und Outdoor-Urlaub in Kanada gehört auch ein wenig Stadtluft dazu. Am besten Vancouver, denn Vancouver ist eine großartige Stadt mit ganz viel Outdoor-Gefühl, in der ich mir am liebsten sofort eine Wohnung gesucht hätte um zu bleiben. Ein wenig wie Wellington in Neuseeland, ein wenig wie San Francisco, der Pazifik und die Coast Mountains sind in jedem Moment präsent, dazu schöne Cafés und Restaurants. Und am besten entdeckt man Vancouver bei einer Fahrradtour!
Es gibt verschiedene Fahrradverleiher in der Innenstadt, am besten wählt man einen an der Promenade am Coal Harbour und nimmt zunächst Kurs auf den Stanley Park. 4 Stunden Leihfahrrad haben mich 30 Dollar gekostet, Helm und Schloss waren incl, erst mal ein happiger Preis aber es hat sich sehr gelohnt, den radeln in Vancouver macht wirklich Spaß. Viele Radwege, gute Beschilderung, die unten beschriebene Rundtour immer an der Küste entlang ist flach, und wenn man ans Fahrradfahren in München gewöhnt ist, schrecken einen auch die radelnden Raser von Vancouver nicht ab.
Stanley Park Vancouver mit dem Fahrrad
Stanley Park ist ein riesiger Park am Rand der Innenstadt von Vancouver, an drei Seiten vom Wasser umgeben, ein paar Straßen führen hindurch, jede Menge Radwege, Spazierwege (80 km!), mit sehr lebhaften Ecken aber auch mit viele Ruhe. Zum Teil angelegte Gärten, zum Teil wilder Regenwald, ein See und überall das Meer. Zu Fuß wäre mir der Weg entlang des Ufers (ca 9 km) zu lang gewesen, mit dem Fahrrad war es perfekt!
Alle paar Meter lohnt sich ein Stopp um ein Foto von der Skyline von Vancouver zu machen, ein Kunstwerk zu betrachten…
… oder Leuten auf dem Wasser in Segelbooten, Kayaks oder beim Stand-up-paddeln zuzuwinken.
Wunderschön geschnitzte Totempfähle kann man an einer Stelle betrachten…
(in der Nähe der Totempfähle liegt übrigens einer von so einigen Stanley-Park-Geocaches), und an der Ostseite der Halbinsel beginnen dann die großartigen Strände von Vancouver.
Hier schwenken die meisten Rad-Touristen dann schon wieder nach links Richtung Canada Place ab, um die Fahrräder zurück zu geben. Es lohnt sich meiner Meinung aber sehr, die Räder für 4 Stunden auszuleihen und an der Küste weiterzuradeln. Auf English Bay folgt Sunset Beach und dann geht es über die Burrard Street Bridge über den False Creek. Was für eine Sicht man allein von der Brücke hat!
Weiter am Ufer entlang kommt man dann zur hübschen Granville Island, einer Ansammlung von kleinen Läden, Restaurants, einer Brauerei und Märkten, toll zum Shoppen, den Straßenmusikanten lauschen oder um sich in den Markthallen mit selbst gemachter Limonade aus frischen Zitronen und einem dicken Sandwich mit Chicken Salad zu versorgen und dann am Wasser bei den Möven zu verspeisen.
Das besondere Flair von Granville Island kommt von den alten Fabrikhallen und Lagergebäuden, in die neues kreatives Leben eingezogen ist, und gleichzeitig zieht es einen immer nach draußen, um aufs Wasser und die modernen Häuser von Vancouver zu schauen. Wer nicht mit dem Fahrrad kommt, hat entweder einen langen Fußweg zu absolvieren oder man nimmt sich einen der kleinen Aquabusse.
Man könnte anschließend über die Granville Bridge zurück radeln oder, noch besser, die Radtour am False Creek Ufer entlang fortsetzen. Touristen gibt es hier wenige, sportliche Einheimische jede Menge. Hier war 2010 das Olympische Dorf, das ganze Ufer hat Rad- und Fußwege, Wiesen für Sport, Bänke, Grillplätze, auf dem Wasser flitzen Kayaks und Wassertaxis hin und her.
Am Ende des False Creek empfehle ich dann einen kurzen Abstecher nach Chinatown zu machen – obwohl große Teile von Vancouver heute als Chinatown bezeichnet werden könnten, sogar in den Schulen wird inzwischen Mandarin als Fremdsprache unterrichtet, sinnvoller als französisch… Die Zeit der ruhigen Radwege ist nun vorbei, man stürzt sich ins Gewühl auf der Straße, und erreicht dann ein kleines Highlight von Vancouver, das Eishockeystadion der Vancouver Canucks. Außer ein paar Spielerpostern gibt es im Sommer leider nichts zu sehen, sogar das Fußballstadion ist von außen eindrucksvoller.
Also nur ein kurzer Fotostop (ein Fanshop ist übrigens auf der Robson Street…) und weiter zu letzten Station der Radtour durch Vancouver:
Gastown, das älteste Viertel von Vancouver. Das Gas kommt vom Spitznamen des Gründers Kapitän John „Gassy Jack“ Deigthon. Er wollte 1867 einen Saloon eröffnen und versprach einigen Arbeitern so viel Whiskey wie sie nur trinken könnten – 1 Tag später stand der Saloon und Vancouver nahm seinen Anfang. Eine Statue von Gassy auf einem Whiskeyfass steht heute direkt vor dem empfehlenswerten Vera’s Burger Shack. Ansonsten gibt’s in Gastown hauptsächlich Souvenirläden mit den immer gleichen T-Shirts und Magneten…
Für die schönsten Fahrräder von Vancouver hat das Vancouver is Awesome Blog sogar eine eigene Kategorie – Bike Brake. Sollte man für München auch mal anfangen…
Mir fiel es schwer, das Fahrrad dann wieder zurück zu geben, lieber hätte ich es für diesen und die anderen Tage behalten. Räder darf man kostenlos im ÖPNV mitnehmen, auf eine besondere Weise: um diese hier zu zeigen, bin ich zwar stundenlang mit knipsbereiter Kamera durch die Straßen gelaufen, doch sind wohl alle lieber Fahrrad gefahren, statt sich im Bus mitnehmen zu lassen. Mein Glück: Romy vom Snoopsmaus Blog war ein paar Wochen vor mir auch in Vancouver, hat jede Menge Fotos in einem Flickr Album, und eins darf ich euch hier zeigen: den Fahrrad-Transport bei den Bussen in Vancouver.
Kayak fahren und Berge besteigen
Dem Fahrrad hinterher trauern lohnt sich nicht, ich habe dann nachmittags noch eine kleine Runde mit dem Kayak gedreht und habe am nächsten Tag die berühmteste Wanderung der Umgebung gemacht, den Grouse Grind. Nicht unbedingt schön, einfach nur anstrengend, da steil steil steil. Der Grouse Mountain (1.250m) ist mehr ein Halli-Galli-Berg mit Seilbahn, Grizzly-Gehege etc, zeigt aber, wie schnell man von der Innenstadt von Vancouver in den Bergen sein kann um von dort aufs Meer zu schauen.
Entspannter und ruhiger ist da ein kleiner ruhiger Spaziergang im Lighthouse Park. Am besten zu erreichen auf dem Weg von der Fähre in Horseshoe Bay Richtung Innenstadt, am Marine Drive ist ein Parkplatz, von dem verschiedene Wege auf der kleinen Halbinsel im Burrard Inlet losgehen. Der Wald wurde übrigens als dunkler Hintergrund für den Leuchtturm (1874 gebaut) gepflanzt!
Outdoor-Kunst für die Outdoor-Stadt Vancouver
Das Wetter in Vancouver war während meines Aufenthalts viel zu gut für Museumsbesuche. Aber irgendwie ist es ja logisch, dass eine Outdoor-Stadt viele moderne Kunstwerke im Freien hat. Den Digital Orca habt ihr oben schon gesehen, auch das Mädel im Neoprenanzug, hier sind noch ein paar mehr, die euch vielleicht auch an die Olympischen Spiele von 2010 erinnern:
Das Maskottchen der Vancouver Olympics, Inukshuk, aus Stein zum Beispiel…
… oder der Ort, wo das Olympische Feuer gebrannt hat…
… oder A-maze-ing Laughter, was leider wegen einer Baustelle abgesperrt war, die lachenden Figuren sind aber alles Selbstportraits des Künstlers Yue Minjun, an einem meiner Lieblingsorte, English Bay, und wenn man die Figuren sieht, muss man einfach mitlachen…
… oder der Running Man im Stanley Park vor der Skyline von Vanocuver:
Nun noch ein paar Tipps für einen Vancouver-Besuch
Übernachten
Geschlafen habe ich im Samesun Backpackers Hostel auf Einladung von Hostelbookers, die Zimmer sind zwar weder groß noch gemütlich, das Frühstück aber für ein Hostel klasse (mit Obstsalat, Bagels und Muffins) und die Lage sehr zentral.
Kaffee trinken
Unendliche Möglichkeiten…viele Ketten-Coffee Shops aber auch genug individuelle.
Abendessen in Vancouver
Das beste Essen hatte ich im hippen Viertel Yaletown im Commune Cafe. Große Bierauswahl, tolle Speisekarte, gut zum Leute gucken.
Food Trucks in Vancouver
Leckeres abwechslungsreiches Fast Food gibt es in den Food Trucks, die überall an den Straßen stehen und mal Burger, mal mexikanisches Essen zu günstigen Preisen verkaufen, so dass man so viel Zeit wie möglich bei dem Traumwetter im Freien verbringen kann.
Vancouver hat leider nicht immer so fantastisches Wetter, ist viel mehr bekannt für Regen – ich hoffe trotzdem, dass ich bald mal wieder hin kann!
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Weitere Gipfelglück-Kanada-Berichte:
Ein Roadtrip am St. Lorenz Strom: durch Ontario und Québec in Kanada
Ost-Kanada Roadtrip Teil 2: Highlights am Ontariosee
Hüttentour Wells Gray Provincial Park
Traumstraße Kanadas: der Icefields Parkway
Reiseführer (mit ausreichendem Vancouver-Anteil): Nationalparkroute Kanada
Reisetipps für die Provinz British Columbia
Reisetipps für die Provinz Alberta
Packliste und allgemeine Kanadatipps
Ausrüstung für Fahrradtouren
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
8 Kommentare
Jeder erzählt es und überall liest man davon…Fahrrad fahren im Stanley Park.
Da muss wohl wirklich was dran sein!
Extra wegen der Tour fährt man nicht nach Kanada, aber wenn man schon mal da ist und die Sonne scheint, ist es eine schöne Sache, ja :)
Wirklich schön.
Wenn der Flug nur nicht so lange wäre würde ich bestimmt mal für ne Woche hindüsen. Auf den Digital Orca kann man bestimmt nicht hochklettern :)
Hochklettern? Hehe, ich glaube nicht. Ich würde trotzdem gern wieder hin…
Schön, Vancouver muss echt toll sein. Die Busse mit den Fahrradständern vorn drauf sind ja der Hit :)
Das einzig unentspannte in Vancouver ist die Jagd nach dem Foto vom Bus mit Fahrrad :-)
Schon ewig geplant geplant und nie gemacht, aber ist das schön dort.
LG, Josef
PS Digital Orca = Legoland!
unbedingt machen, Josef!