Auf ca 230 Kilometern führt der Icefields Parkway durch die Rocky Mountains, von Lake Louise nach Jasper, und ist sicher eine der schönsten Straßen der Welt. Hinter jeder Kurve lachen einen durch die Windschutzscheibe neue Gletscher, neue Berge, neue traumhafte Ausblicke an – und an jedem Aussichtspunkt sieht man die gleichen Reisebusse, Wohnmobile und Autofahrer, die einem ein „This is NOTHING compared to Alaska“ entgegen schmettern.
Denn so schön es ist, den Highway entlang zu fahren, so voll ist er – natürlich – auch. Zum Glück hat man es als Wanderer gar nicht so schwer, dem Trubel immer wieder ein wenig zu entkommen. Und egal, ob man von Süd nach Nord fährt wie ich oder von Nord nach Süd – früh am Morgen losfahren lohnt sich, um dem Trubel zu entgehen und genug Zeit für viele kurze und lange Stops zu haben. Stundenlang nur vom Auto aus schauen wäre auch viel zu langweilig, oder?
Schon wieder hatte ich einen Tag mit fantastischem Wetter erwischt, ideal zum Fahren wie auch zum Schauen und zwischendurch wandern. Mein erster Kurz-Stop war noch vor dem Crowfoot Glacier, trotz grandiosem Gletscherblick hatte der Parkplatz nicht mal einen Namen oder Erklär-Schilder. Vielversprechend, wenn die no-name-Parkplätze schon solche Sicht haben!
Hier jetzt meine weiteren Stopp- und Wandertipps für den Icefields Parkway:
Highlights am Icefields Parkway in Kanada
Icefields Parkway Highlight: Peyto Lake
43 km hinter Lake Louise
10 Minuten einen steilen Betonweg vom Parkplatz entfernt sieht man von einer Plattform aus den türkisen Peyto Lake. Wie meistens ist der Busparkplatz noch näher dran und selbst früh am Tag muss man Plattform und Aussicht mit vielen anderen teilen… Außer man folgt den Wanderwegen noch mal 20 Minuten den Hügel hinauf, durch Tannenduft und Eichhörnchen-Geraschel- dann steht man allein mit einem Streifenhörnchen auf diesem Felsplateau und hat den See für sich, einen besseren Tal- und Gletscherblick noch dazu! Und der Blick ist einfach der Hammer, solche Farben in der Natur sind schon krass.
Rundherum Wald, Berge, Gletscher. Zu lange bleibt man an diesem Fels nicht sitzen, zum einen ist der Highway noch lang, zum anderen stellt man sich vor, wie die Bären hinterm Baum stehen und wie ihnen das Wasser im Mund zusammen läuft. Ich habe Lieder gesungen um sie abzuschrecken und hatte Bärenspray gut sichtbar im Rucksack dabei – hat funktioniert.
Peyto Lake für Nicht-Wanderer | Icefields Parkway
Icefields Parkway Highlight: Parker Ridge Trail
120 km nach Lake Louise
2 Stunden sollte man für die geniale Wanderung auf dem Parker Ridge Trail einplanen. Vielleicht 20 andere Leute sind mir in der Zeit begegnet, keine Bärengefahr. Vom Parkplatz geht es in Serpentinen einen Wiesenweg hinauf, zuerst noch durch Wald, dann über der Baumgrenze. Eine Weile sieht und hört man noch den Highway unten, schon bald aber nur noch den Wind um einen herum.
Auf dem Plateau angekommen führt ein Pfad durch Blumenwiesen, durch die Murmeltiere und Pikas huschen, nach links, mit privilegiertem Blick auf den Saskatchewan Gletscher– ihn sehen nur die Wanderer. Genauso wie den dunkelgrün schillernden See, den North Saskatchewan River und mehrere Wasserfälle. Zwischen Parkplatz und Plateau ist ein Höhenunterschied von 250 Metern, ideal für eine Unterbrechung der Fahrt auf dem Icefields Parkway.
Icefields Parkway Highlight: Columbia Icefield Center
129 km nach Lake Louise
Die Menschenmassen am Columbia Icefield Center hätten mich fast davon abgehalten hier anzuhalten… Der Blick auf den Athabasca Gletscher ist aber sehr beeindruckend und ziemlich krass sind die Schilder, die den Rückgang des Gletschers in den letzten Jahren markieren. Die Jahre 2000 und 1992 sind ja noch nicht sooo lange her und trotzdem sind die Schilder schon erheblich weit weg von der aktuellen Position der Gletscherzunge!
Neben dem kurzen Spaziergang am Gletscher, Restaurant, Ausstellung und einem riesigen Souvenirshop werden auch Touren auf dem Gletscher in speziellen Bussen (!) angeboten. Angeblich schadet das dem Gletscher nicht und es ist halt toll fürs Familienalbum…
Anstrengend für Wanderer, andererseits ist das ganze Spektakel hier schon irgendwie in Ordnung, denn es ist der einzige Punkt entlang des Highways, wo es ums Geldverdienen geht, die restlichen Parkplätze haben Toiletten und Picknicktische aber weder Souvenirbuden noch wandelnde Sonnenbrillenverkäufer. Für jemanden, der noch nie auf einem Gletscher war, sicher ein Erlebnis, die anderen können ja nach einem Kaffee wieder weiterfahren. Oder ein paar Wanderungen unternehmen, wenn Zeit ist!
Icefields Parkway Highlight: Wasserfälle
Ca 200 km nach Lake Louise
Den Mistaya Canyon kann man sich sparen, dafür empfehle ich euch die Stops an den Sunwapta Falls (mit schönen Totempfählen am Eingang) und die Athabasca Falls, die schon kurz vor Jasper liegen. Diese sind besonders schön am Morgen und Abend – deswegen im „rustikalen“ Athabasca Falls Wilderness Hostel übernachten, das sehr gemütlich ist, aber ohne fließendes Wasser, Strom zum Akkus aufladen oder Wlan.
Die Fahrt über den Icefields Parkway gehört sicher zu den Highlights in Alberta und West-Kanada. Man braucht einen ganzen Tag Zeit und je früher man morgens startet desto besser. Die Landschaft ist wirklich spektakulär und abwechslungsreich, die Straße gut ausgebaut und macht auch kleinen Autos und Wohnmobilen keine Probleme. Tanken sollte man vor der Abfahrt, und sich Wasser und Picknick einpacken, die Gegend ist einsam und bietet ausschließlich Landschaft, größere Orte sind nur Banff und Jasper. Voll ist es, aber es gibt auch keine Staus, man kann zum Fotografieren auch mal kurz am Straßenrand anhalten.
Höchstgeschwindigkeit übrigens meistens 70 km/h oder 90 km/h… An Sommertagen, wenn es lange hell ist, kann man sich viel Zeit für die Strecke nehmen und die Blicke auf die 3000er genießen. Wer mehr Zeit hat – es gibt auch längere Wanderungen und einsame Hütten rechts und links des Weges, an denen der Tagesbesucher dann doch seufzend vorbei fahren muss.
Der größte Teil des Icefield Parkway gehört zum Banff National Park, im Norden wechselt man dann allerdings in den Jasper National Park über. Die Nationalparkgebühren zahlt man übergreifend für beide, je nachdem wie oft man übernachtet.
Am Canada Day, dem Nationalfeiertag am 1. Juli, bekommt man die Nacht kostenlos (also die Unterkunft zahlt man natürlich, aber keine NP Gebühr). Bezahlt wird an Mauthäuschen am Highway. Alle Kilometer Angaben stammen übrigens aus dem Reiseführer „Nationalparkroute Kanada“ aus dem Conbook Verlag, den ich hier näher vorstelle und sehr empfehlen kann.
Weitere Gipfelglück-Kanada-Reiseberichte:
Ein Roadtrip am St. Lorenz Strom: durch Ontario und Québec in Kanada
Ost-Kanada Roadtrip Teil 2: Highlights am Ontariosee
5 Tage Hüttentour im Wells Gray Provincial Park
Reiseführer Tipp: Nationalparkroute Kanada
Mit dem Fahrrad durch Vancouver
Reisetipps für die Provinz British Columbia
Reisetipps für die Provinz Alberta
Packliste und allgemeine Kanadatipps
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
25 Kommentare
Schöner Bericht – herzlichen Dank. Der Athabasca Gletscher ging 1986 noch bis zum Straßenrand – der einzige Gletscher, den ich je in Birkenstockclogs betreten habe, da er spaltenlos war. Ist ja echt Wahnsinn, wie der zurück gegangen ist… Damals war auch noch wesentlich weniger Rummel…
Liebe Grüße
Dorothee
Spalten gibt es inzwischen schon und jede Menge Unfälle und Tote, die in Flipflops auf dem Gletscher rumlaufen. Würde ich niemandem empfehlen ;-) Aber der Rückgang ist wirklich krass. Viele Grüße!
Das ist wirklich eine der tollsten Panoramastraßen ever! Leider hatten wir nicht ganz so gutes Wetter und nicht ganz so gute Sicht, aber der Ausblick auf Peyto Lake war trotzdem fantastisch, außerdem hab ich noch nie so viele Gletscher auf einem Haufen gesehen. ;-) Der Rückgang des Athabasca Gletschers ist allerdings erschreckend… LG Susi
In den letzten Monaten hatte ich so oft schlechtes Wetter, jetzt hat Kanada alles wieder gut gemacht! Längerer Regen war nur an dem Tag, als ich von Jasper nach Clearwater gefahren bin, und genau bei der Strecke wars völlig egal, von Mt Robson vielleicht abgesehen. Glückspilz :)
Wow! Beeindruckende Bilder! Das bringt mich wieder darauf, dass ich UNBEDINGT mal nach Kanada muss.. hach. Auf jeden Fall schon jetzt wertvolle Punkte, danke! :)
Ja, da muss man unbedingt hin. Und wohl nicht nur ein Mal. Wenig Kurven allerdings zum Fahren ;-)
Ach, ich glaube die Landschaft und das, was man dort auch neben der Strecke „begehen“ kann, gleicht das wieder aus :)
Auf jeden Fall!
Hach, Reiselust auf Kanada hast du bei mir erfolgreich geweckt. Wundervolle Landschaften hast du in den Fotos eingefangen.
Danke! Ich bin noch lange nicht fertig mit erzählen und Reiselust bei anderen wecken…
Ich bin vorgestern zurückgekommen, nach fünfeinhalb Wochen Kanada – was für ein traumhaftes Land! Den Icefield Parkway sind wir auch entlang gefahren, diesem Artikel ist nichts mehr hinzuzufügen, vielen Dank dafür :-) „eine der schönsten Strecken der Welt“ – kann ich voll und ganz bestätigen. Kanada mit seinen warmherzigen, entspannten Menschen ist für mich nach dieser ersten Reise dorthin auch eines der schönsten und sympathischsten Länder der Welt.
Ui 5 1/2 Wochen klingt toll, sehr viel besser als meine 3 :-) In der nächsten Zeit kommen hier noch weitere Canada Artikel, ich würde mich freuen, wenn du zu Stammleserin wirst. Viele Grüße!
Wow! Den Columbia Glacier habe ich jetzt einige Jahre nicht gesehen (ich kenne ihn seit 1988 und war als ehemalige Reiseleiterin häufig dort). Der ist ja gewaltig zurück gegangen. Und der untere Zeh des Crowfoot Glacier verschwindet auch langsam. Trotzdem – tolle Fotos, Stefanie!
Die Gegend ist immer noch wahnsinnig beeindrucken, vor allem natürlich, wenn man den Vergleich nicht hat. Aber die Schilder machen den Rückgang schon sehr krass deutlich… Danke :)
hallo stefanie! danke für deinen bericht. wir fahre mitte september nach kanada und sind schon sehr gespannt. um die reise besser planen zu können sind berichte wie deiner natürlich toll! eine antwort konnten wir im internet bisher nicht finden, aber sicher weißt du da bescheid. darf man denn am columbia icefield auch ohne tour den gletscher betreten oder ist der gesperrt und nur für touren zugänglich?
Hm so weit ich weiß ist da nichts gesperrt, man sollte aber ordentliche Gletscherausrüstung dabei haben- es kommen regelmäßig Leute in den Spalten um wegen mangelnder Erfahrung und Ausrüstung.
Ich kann von deinem Kommentar jetzt nicht einschätzen, wie erfahren ihr seid – also Kanada genießen aber keinen Mist bauen ja?
Im Zweifelsfall in der Tourist Info in Banff oder Jasper nachfragen, die können das sicherer sagen als ich.
danke…dann werden wir mal vor ort nachfragen…mist bauen wollen wir natürlich nicht…und da wir in banff und jasper unseren urlaub starten wäre es ja schade, wenn wir direkt zu beginn in einer gletscherspalte verschwinden würden :)
Schau am besten mal hier https://www.gipfel-glueck.de/gletscher-kurs-grossglockner-der-bericht/ und hier https://www.gipfel-glueck.de/packliste-fur-gletschertouren/ Viel Spaß in Kanada!
Hallo Stefanie,
du schreibst von „einsamen Hütten links und rechts des Wegs“ – kann man in den Rockies Wanderungen unternehmen, wobei man dann, wie in den Alpen üblich, in einer Berghütte übernachten kann? GIBT es überhaupt solche Berghütten in den Rockies?
Danke für deine Antwort und viele Grüße, Silke.
Hallo Silke,
das Hütten-Netzwerk in den Rockies ist etwas anders als in den Alpen bei uns. Es gibt Hütten, die meisten sind aber eher Selbstversorgerhütten, also selber Essen kochen, oder auch mal Holz hacken etc. Beim Alpine Club of Canada gibt es Infos: https://www.alpineclubofcanada.ca/facility/ Ich habe da aber keine richtige Erfahrung, ich war nur im Wells Gray Provincial Park in Hütten, und die gehörten privat dem Tourveranstalter: https://www.gipfel-glueck.de/kanada-5-tage-huttentour-im-wells-gray-provincial-park/
Ich hoffe das hilft dir etwas weiter!
Hallo Stefanie, vielen Dank für deine Antwort, die Links sind sehr hilfreich. Deine Tourbeschreibung im Wells Gray Park hört sich prima an, aber das werde ich dann mal in ein paar Jahren ohne Kinder machen! ;-)
Hallo Stefanie,
ein interessanter Bericht. Ich fand den Icefields Parkway auch toll, leider hatte ich weniger gutes Wetter. Allerdings muss ich sagen, dass ein Tag für die gesamte Strecke eigentlich garnicht reicht, wenn man sich das ein oder andere genauer anschauen möchte und an der Strecke gibt es auch die ein oder andere rustikale Lodge, die die Eindrücke der schönen Gegend noch um eine weitere Facette ergänzt :-)
LG
Stefan
Ja, das stimmt, mit mehr Zeit kann man alles noch intensiver erleben und besser kennen lernen. Bei den Entfernungen in Kanada, bei der Weite, rauscht man eh an viel zu viel vorbei. Aber bei wenig Zeit ist ein Tag schon ziemlich toll!
Alles toll und von uns gerade genauso erlebt, aber bitte, bitte mach aus den „Marterpfählen“ an der Rest Area Sunwapta Falls die richtig zutreffenden „Totempfähle“. Ich habe zwar auch oft meinen Karl May im Hinterkopf, aber sowas darf man nicht machen!
Ohje, vielen Dank für den Hinweis! Ist schon geändert.