Unterwegs mit dem Fahrrad in Toronto – im Herbst 2021 musste ich mich tatsächlich ein wenig kneifen, zu unwirklich schien es, dass ich tatsächlich hier war. Toronto hat ein fantastisches Leih-System für Fahrräder und ich radelte da durch schattige Hochhaus-Schluchten und an den sonnigen Ufern des Ontario Sees entlang. Ich stoppte an Cafés und Museen und genoss es so, zurück in Kanada zu sein.
Meine Kanada-Reise war sehr spontan gebucht und geplant, mit Anfang und Ende in Toronto, und diese 3 Wochen waren gefüllt mit so viel, was mir in all den Pandemie-Monaten gefehlt hatte. Dieser Artikel handelt von Toronto, über den Rest der Reise den St. Lorenz Strom entlang berichte ich in weiteren Artikeln (siehe unten).
Werbehinweis: Der Artikel enthält Affiliate Links*. Das vorgestellte Buch ist ein Rezensionsexemplar des Verlags. Findest du Inspiration, findest du Gefallen an diesem Artikel und diesem Blog? Lade mich auf einen Kaffee ein!
Inhaltsverzeichnis
Toronto, Kanada!
Aus der Luft schon war Ontario im Osten von Kanada faszinierend: sehr flach, riesige Wälder, unzählige kleine und große Seen. Plötzlich eine riesige Wasserfläche und am Ufer Hochhäuser, der markante CN Tower.
Es war Herbst, doch die berühmte Laubfärbung noch ganz am Anfang. Das Wetter herbstlich gemischt – mal 20 Grad und strahlende Sonne, mal drückender Nebel, der wie ein grauer Deckel auf Stadt und See lag. Aber hey, das Wetter ist kein Grund zur Klage, wenn man im Herbst 2021 überhaupt nach Kanada reisen kann! In einer Großstadt wie Toronto gibt es bei jedem Wetter etwas zu tun und zu sehen, und wenn es mit dem Fahrrad doch mal zu ungemütlich ist, kommt man mit Straßenbahn und U-Bahn gut und recht günstig herum.
Dieser Artikel hat ein paar allgemeine Informationen zu Toronto und zum Erkunden von Toronto mit dem Fahrrad, vor allem aber ganz persönliche Highlights und Moment-Aufnahmen.
Toronto mit dem Fahrrad
Das Bike Share System in Toronto ist ganz ähnlich wie zB. das in London: Man zahlt 7 $ und kann dann innerhalb von 24 Stunden beliebig viel mit den Rädern fahren. Allerdings immer nur Fahrten von max 30 Minuten. Dann muss man das Rad an einer der vielen Stationen zurückgeben und ggfls ein neues entnehmen. In 30 Minuten kommt man aber in der Regel sehr weit! Die App ist praktisch, weil man dadurch immer checken kann, wo die nächste Station ist (vor allem fürs zeitgerechte Zurückgeben wichtig…) und wie viele Fahrräder dort verfügbar sind. Die Räder haben drei Gänge, was für das recht flache Toronto auch vollkommen reicht, und vorne eine Taschenablage (wobei Rucksack praktischer ist).
In der Innenstadt gibt es eher wenig Fahrradwege. Allerdings ist auf den Straßen so viel Stau, dass Autos, Busse und Tram eh langsam fahren und man sich gut durchschlängeln kann. Ein sehr guter Radweg führt am Ufer des Lake Ontario entlang, der Martin Goodman Trail.
Die Orientierung in der Innenstadt ist einfach, die großen Straßen sind schachbrettartig angelegt und sehr sehr lang. Mit der Zeit kennt man die Reihenfolge von Bloor St, Harbord St, College St, Dundas St, Queen St usw und findet leicht ans Ziel. Manche Straßen sind noch mal nach East und West unterteilt, wobei die Yonge Street die „Grenze“ von Ost- und West-Toronto bildet.
Alle Infos: https://bikesharetoronto.com/
Toronto Sehenswürdigkeiten und Highlights
Die Atmosphäre einer Stadt lässt sich manchmal in Sehenswürdigkeiten fest machen. In Toronto entsteht die Atmosphäre eher aus den unterschiedlichsten Menschen und Kulturen. Von First Nations, deren Vorfahren schon immer hier gelebt haben, bis zu denen, die aus allen Teilen der Welt in den letzten Jahrzehnten oder Jahrhunderten in Kanada eingewandert sind.
Es gibt Menschen in allen Hautfarben, in Turban und Rastalocken, die Kundschaft der Cannabis-Läden neben dem Personal der Banken in Anzug und Kostüm, auf dem Fahrrad und im Luxusauto. Man hört unendlich viele Sprachen, wenn man einfach mal an einer Straßenecke stehen bleibt.
Natürlich herrschte auch in Toronto immer noch Pandemie. Der eingeübte Rythmus von Maske auf und Maske ab, von Hände desinfizieren und Impfbestätigung vorzeigen wirkt allerdings fast normal, nebensächlich, wenn drumherum so viel passiert und so viel zu sehen ist.
Toronto Highlight: die Skyline fotografieren
Die berühmte Ansicht der Skyline von Toronto mit Wasser davor zu fotografieren ist gar nicht so kompliziert, wie man vielleicht denkt: der beste Spot dafür sind die Fähren nach Toronto Island oder gleich am Fähranleger von Ward’s Island.
Wenn man Glück hat, bekommt man auch Segelboote oder Surfer:innen mit aufs Bild. Wenn man Pech hat, geht hier die Kamera am Handy kaputt und man kann für den Rest der Reise nur die Selfie-Kamera benutzen (und natürlich den “richtigen” Fotoapparat, mit dem man nicht telefonieren kann…). Mehr zu Toronto Island gibt’s weiter unten.
Toronto Highlight: Hockey Hall of Fame
Um Spaß an der Hockey Hall of Fame zu haben, muss man schon großer Eishockey Fan sein, und sich möglichst auch gut mit den Vereinen in Kanada und den USA auskennen. Für mittelgroße Fans aus Europa wie mich gibt es ein paar interessante Räume, wie etwa den internationalen Saal mit einer Handvoll deutscher Trikots und Anekdoten. Natürlich macht man ein Selfie mit dem Stanley Cup. Und davon abgesehen ist es vor allem toll zu erleben, welch großen Stellenwert Eishockey in Kanada einnimmt, wie viel Glitzer und Glamour dazu gehört und wie groß die Souvenirshops in einem Hockey-Land sein können!
Mehr Infos: www.hhof.com/ | Bike Share: mehrere Stationen in der Front Street West.
Toronto Highlight: Art Gallery of Toronto
Was man in der AGO sehen kann, hängt natürlich vom Zeitpunkt des Besuchs ab und den (Sonder-) Ausstellungen, die gerade gezeigt werden. Ich hatte das Glück eine fantastische Andy Warhol Ausstellung besuchen zu können, ein Künstler, den ich schon seit vielen Jahren gerne mag. In einem anderen Raum wurden Kunstwerke ausgestellt, die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Galerie stammen. Eine so coole Idee, die ich in jedem Museum/ Galerie der Welt besuchen würde.
Mehr Infos: ago.ca/ | Bike Share: um die Ecke in der Beverly Street
Toronto Highlight: Halloween
Herrlich verrückt. In den Oktober-Wochen macht es noch mehr Spaß, irgendwelche Seitenstraßen in Wohngebieten in Toronto mit dem Fahrrad zu erkunden, wegen der verrückten Halloween Dekorationen in den Vorgärten. Was es nicht alles gibt: aufblasbare Spinnen und luftgefüllte Gespenster, Spinnweben um jeden Ast eines Baumes, Grabsteine und Kürbisse und Monster.
Mit dem Fahrrad ist man einfach so viel schneller unterwegs als zu Fuß, da fährt man gerne einen kleinen Umweg auf dem Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit, in der U-Bahn sieht man gar nichts und in der Straßenbahn vor allem große Straßen – aber keine Geister oder Monster.
Toronto Highlight: der St Lawrence Market
Unbedingt sehenswert ist diese Markthalle, die bereits 1845 erbaut wurde. Sie bringt einen als Tourist:in natürlich in Schwierigkeiten- man will so gerne etwas kaufen aber hat vielleicht nur ein kleines Zimmerchen in einem Bed & Breakfast, oder ist weit weg vom Kühlschrank des Apartments und will nicht den ganzen Tag frische Lebensmittel herumschleppen…
Und so bestaunt man die Berge von Gemüse, Reihen von Olivenöl Flaschen und Ahornsirup, Saucen und Gewürze, Käse- und Fisch-Stände. Zum Glück gibt es aber auch den Stand von St. Urbain Bagels. Perfekt für alle, die in der schönen Umgebung gerne etwas kaufen wollen, süß und herzhaft, draußen gibt es Picknicktische, an denen man die Bagels mit Cream Cheese gleich probieren kann.
Mehr Infos www.stlawrencemarket.com/ | Bike Share: mehrere Stationen in der King Street und Lower Jarvis Street
Toronto Highlight: Street Art
Tolle Streetart gibt es überall über die Stadt verteilt. Egal ob man zu Fuß unterwegs ist oder mit dem Fahrrad, es gilt die Augen offen zu halten für Häuserwände und Stromkästen, ganze Hinterhof-Gassen sind ein einziges buntes verrücktes Kunstwerk. Mit https://streetartoronto.ca/ lassen sich berühmte Street Kunstwerke auf einer Karte suchen und finden.
Die Queen Street East und ihre Seitenstraßen im Bereich Leslieville haben besonders viele schöne Kunstwerke – wo ich die einzelnen Bilder in diesem Artikel fotografiert habe, kann ich selber nur noch grob zuordnen. Mach dich am besten auf einen spontanen, willkürlichen Kunst-Spaziergang!
Toronto kulinarisch
Für Leute wie mich ist Toronto aus kulinarischer Sicht wirklich das Paradies – Restaurants und Cafés und Fast Food Take Away gibt es überall, mit Köstlichkeiten aus allen Ecken der Welt. Ich hätte den ganzen Tag nur futtern können! Du musst selbst auf Entdeckungstour gehen, schauen was dir wann das Wasser im Munde zusammen laufen lässt, wo du einen Sitzplatz bekommst… hier sind dafür zwei meiner Highlights:
Wanda’s Pie in the Sky in Kensington Market
Kensington Market ist ein verrückt-buntes Stadtviertel, wo das Bummeln besonders Spaß macht. In Wanda’s Pie in the Sky Café sitzt man auf bunten Stühlen an wackeligen Tischchen, beobachtet die vorbeischlendernden Menschen und bekommt sehr leckeren Pflaumenkuchen zum Kaffee.
Chung Chun Rice Hot Dog
Die Bloor Street im Bereich Bathurst St. ist auf den ersten Blick eine laute mehrspurige ungemütliche Straße. Wenn man genau hinschaut, gibt es hier aber jede Menge kleine interessante Läden und Restaurant. Empfehlen kann ich dir die koreanischen Snacks von Chung Chun Rice Hot Dog (615 Bloor St/ Nähe Bathurst St), die nicht unbedingt satt machen aber genau richtig sind für eine leckere Kleinigkeit zwischendurch.
Kanada Buchtipp: Toronto von Kenneth Bonert [Rezensionsexemplar]
Wer lebt in den Häusern Torontos, an denen man vorbei radelt? Wer sind die Leute in der Straßenbahn, wer sind die Menschen, die in der Hockey Hall of Fame arbeiten oder auf der Fähre nach Toronto Islands? Als Touristin wechselt man vielleicht ein paar Worte mit ihnen, aber man erfährt nichts über sie.
Im Buch “Toronto” von Kenneth Bonert erzählen Einwohner:innen von Toronto, was sie so umtreibt. In einzelnen Geschichten geht es um neue Untermieter und neue Nachbarn, neue Liebe, vergehende Liebe, neue Selbsterkenntnis. Vermutlich könnten die Geschichten irgendwo in einer Stadt in Nordamerika spielen, der Bezug zu Toronto taucht nur ab und zu in Form von Straßennamen auf.
Aber mit dem echten Toronto im Hinterkopf kann man es sich gut vorstellen, wie einem die Personen aus dem Buch (sehr distanziert, nicht immer sympathisch) in der Straßenbahn gegenüber sitzen.
2021 war Kanada übrigens das Partnerland der Frankfurter Buchmesse. In einem späteren Artikel gibt es deswegen weitere Kanada Buchtipps!
Infos zum Buch: Toronto von Kenneth Bonert, erschienen im September 2021 im Diogenes Verlag, ISBN 978-3-25707, von mir als E-book gelesen. Hier kannst du „Toronto“ von Kenneth Bonert bei Amazon* bestellen oder hol es dir in deiner Lieblings-Buchhandlung.
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Lake Ontario, Toronto Island, Toronto Beaches
Der Ontariosee, an dem Toronto liegt, kommt einem nicht vor wie ein See sondern eher wie das Meer. Ein anderes Ufer erkennt man nicht, so riesig ist der See, der der kleinste der 5 Großen Seen in Nordamerika ist. Meine Tipps für den Lake Ontario findest du in diesem Artikel.
Toronto Beaches ist eine Strand-Gegend östlich der Innenstadt, hinter den Straßen von Leslieville. Ganz anders als die Asphaltwelt der schwarzen Anzüge in der Innenstadt. Hier geht es relaxed zu, mit Beach Volleyball-feldern, hier wird gesurft, hier kann man sich einfach einen der bunten Muskoka Chairs (die berühmten Holzsessel) schnappen, ein Buch lesen, den Sonnenuntergang bewundern.
Bike Share Stationen sind z.B. am Lake Shore Boulevard E.
Toronto Island erreicht man mit der Fähre, Bike Share Stationen gibt es auf den 15 großen und kleinen Inseln keine. Man mietet sich ein Rad “am Festland” entweder für den ganzen Tag oder leiht ein Fahrrad am Center Island Beach, oder erkundet die Inseln zu Fuß (West-Ost-Ausdehnung ca 5km). Autos gibt es keine auf den Inseln, die übrigens so nah beieinander liegen, dass man manchmal gar nicht merkt, dass man eine andere betritt.
Toronto Island ist ein beliebtes Ausflugsziel von denen, die in der trubeligen lauten Stadt leben, aber es wohnen auch rund 750 Leute auf den Inseln, viele Kreative, Künstler:innen und besonders naturverbundene Menschen. Eins der Häuser zu mieten oder kaufen ist äußerst kompliziert… aber man würde sofort eines nehmen, wenn man denn könnte.
Mein Tipp: Zeit für ein langes Mittagessen im Island Café einplanen, gleich da wo die Fähre auf Ward’s Island ankommt. Mit dem Fährticket kann man unter drei Anlegern wählen und zB auf dem Hinweg nach Ward’s Island fahren und die Rückfahrt von Centre Island oder Hanlan’s Point antreten. Auf der Stadtseite fahren alle Fähren vom Anleger am Martin Goodman Trail ab, zwischen Yonge und Bay Street (Bike Share Stationen Queens Quay West uvm).
Eine Kanada Reise im Herbst 2021…
Ein paar Worte zur Pandemie, alles Stand September 2021, du weißt, dass sich alles ständig ändert…
Für eine Reise nach Kanada im Herbst 2021 musste man geimpft sein, einen negativen Test vorweisen, die ArriveCAN App runterladen, darin alle möglichen Infos eintragen und einen Quarantäne Plan ausarbeiten. Kontrolliert wurde alles bis auf den Quarantäne Plan am Abreise-Flughafen, sowie wohl sporadisch bei der Einreise.
Zugang zu Gastronomie, Museen, Ausstellungen etc. gab es nur nach Vorlage von Impfnachweis plus Personalausweis und alles wurde überall gründlich aber freundlich überprüft- was ganz oft zu nettem Small Talk führte! Tickets für Ausstellung gab es teilweise nur online, sehr häufig war nur Kartenzahlung möglich.
Die schönen kanadischen 5 Dollar Geldscheine mit den eishockeyspielenden Kindern sind inzwischen leider ganz ausgemustert (werden aber noch akzeptiert).
Übernachten in Toronto
Ich fand es relativ schwer, eine schöne und günstige und gut bewertete Übernachtung in Toronto zu finden, die möglichst in der Nähe zu einer Bike Share Station oder U-Bahn lag. Einen Hostel Schlafsaal wollte ich wegen Corona vermeiden, viele preiswerte Unterkünfte hatten wirklich schlechte Bewertungen hinsichtlich Sauberkeit. Über gründliche Suchen auf Booking und Airbnb hatte ich letztendlich doch Glück, es gibt schöne Bed and Breakfast Pensionen und Apartments mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Wenn Geld gar keine Rolle spielt, dann buch dir ein Innenstadt-Hotel mit unglaublichem Blick auf den See und die Hochhäuser der Nachbarschaft. Ich habe die Buchungs-Portale gründlich durchsucht aber selbst für eine einzige Ich-gönne-mir-was-Nacht habe ich kein für mich passendes Angebot gefunden…
Von Toronto ging die Reise übrigens weiter mit dem Zug nach Montréal und dann mit dem Auto durch viele kleine und große Orte am Sankt Lorenz Strom. Davon handelt dann ein anderer Artikel.
Datum der Reise: September/ Oktober 2021
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Packliste und allgemeine Kanadatipps
Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.