Die Samerberg Runde im Chiemgau ist eine perfekte Mountainbike Tour für Anfänger wie mich, von der Streckenführung her, aber auch wegen der entspannten Einkehr auf der Dandlbergalm, die ich als Wanderin wohl nicht so bald kennen gelernt hätte. Der Samerberg ist ein klassischer MTB Berg und kein Wanderberg.
Endlos steile Bergauf-Fahrten sind die Hölle für Mountainbike Anfänger wie mich. Selbst im kleinsten Gang wird man immer langsamer, die Lungen scheinen zu platzen, die Oberschenkel brennen. Und ist man einmal abgestiegen, ist es schier unmöglich, an einem steilen Hang wieder anzufahren.
Viel viel besser sind kurze knackige Anstiege, die bald wieder in flachere oder ebene Wege übergehen, so zum Durchhalten motivieren und einen schnell wieder durchatmen lassen. Mit der Zeit – so zumindest lautet meine persönliche Hoffnung – schafft man dann immer längere steile Passagen ohne peinlich herum zu japsen und hilflos nach Luft zu schnappen.
Zum Glück kam dies bei meiner Samerberg-Runde – die ich übrigens bei roBerge.de gefunden habe – gar nicht vor, das einzige Schiebe-Stück war tatsächlich ein paar Meter bergab, in der Beschreibung als „holprig“ bezeichnet und mir schlicht zu riskant mit meiner geringen Trail Erfahrung. Alle anderen steileren Stellen waren relativ kurz und wechselten immer wieder mit flacheren Wegabschnitten ab.
Start der Radltour ist am großen kostenlosen Parkplatz neben der Kirche in Altenbeuern (Salzburger Autobahn bis Rohrdorf nehmen). Die Route als solche ist nicht ausgeschildert, die Etappenziele aber schon, und die Beschreibung hatte ich zusätzlich ausgedruckt dabei.
Von Altenbeuern aus geht es auf der Straße nach Holzham und dort in Richtung Steinkirchen/ Törwang ziemlich bald in den Wald hinein. Ziemlich viel bergauf in diesem Wald…aber wie oben beschrieben kommen immer wieder flache Teilstücke, auf denen man sich etwas erholen und den Atem beruhigen kann. Hilfreich sind die Asphaltplatten hier zur Motivation, nur noch 3 Platten, nur noch 2 Striche, nur noch 1 bis zur Pause…und dann geht es sogar noch drei Plattenstriche weiter.
Ein paar Kilometer später verlässt man den Wald, der Weg wird flach. Es geht an Bauernhöfen vorbei, und an dicht behangenen Apfelbäumen wie an diesem Feldweg kurz hinter Unterleiten.
Man fährt durch Obereck hindurch und kann am Ortsende an der Aussichtskapelle und der Luitpoldeiche (“…wurde […] anläßlich d. 70jähr. Geburtsfestes seiner kgl. Hoheit des Prinzregenten Luitpold v. Bayern am 12. März 1891 als Zeichen treuer Anhänglichkeit an das angestamte Königshaus gepflanzt“ – das waren Zeiten!) eine erste Pause machen. Dabei erfährt man nicht nur Geschichtliches aus der Zeit der Wittelsbacher sondern auch den neuesten Dorftratsch aus dem 21. Jahrhundert. Als kleiner Exkurs, ja, dies ist der Luitpold, nach dem das schöne Prinz-Luitpold-Haus am Hochvogel im Allgäu benannt ist…
Am anderen Ende von Obereck folgt man einem Feldweg, der dann in einen relativ steilen Wiesenweg übergeht – gerade so ohne Absteigen vom Mountainbike machbar – und am Ende der Wiese befindet man sich auf dem Samerberg*. Die Aussicht könnte theoretisch ganz schön sein, an diesem Tage aber nicht – und bei besserem Wetter wäre ich wohl auch wandernd irgendwo anders unterwegs gewesen, nach ungeschriebenem Gipfelglück-Gesetz.
Kurz bergab nach Steinkirchen, und dann komme ich von der vorgeschlagenen Route zur Dandlbergalm ab, die von hier so schnell und bergab erreicht werden soll – ich fahre einen Umweg durch den Wald, noch mal bergauf, komme dafür an einer Steinmännchen-Versammlung vorbei…
… und erreiche wenig später dann doch die Dandlbergalm. Herrlich entspannt sitzt man hier auf der Terrasse mit Blick auf Nussdorf, den Inn und den Heuberg, gemurmelte Gespräche von anderen Bikern und Spaziergängern sind die einzigen Geräusche, schnell steht Zwetschgenkuchen vor mir, noch bevor ich das verschwitzte T-Shirt ausziehen kann.
Letzteres ist heute wichtig, denn wenn man sich endlich von der Alm losreißen kann, geht es bergab, die ganze Zeit! Auf Asphalt durch Schilding, Brunn und Anker, dann über Wiesen- und Waldwege. Kurz bevor man das Tal erreicht, kommt die kurze Schiebe-Stelle, über die sich erfahrene Trail-Biker freuen würden, mir ist der steile Wurzel-Stein-Schlamm-Weg nicht geheuer und absteigen scheint die bessere Option zu sein. Im nächsten Jahr komme ich wieder…
Die letzten Meter sind ausrollen im Tal bis zum Parkplatz in Altenbeuern zurück.
Länge der Tour: ca 18 km (laut RoBerge.de)
Höhenmeter: ca 350 m (laut Roberge.de)
Dauer: 3h mit Pausen
Datum der Tour: 19. September 2015
*Vom Samerberg Gipfel spricht übrigens allein Roberge.de. Es gibt eine Gemeinde namens Samerberg, zu der laut Wikipedia 78 Ortsteile gehören, von denen keiner Samerberg heißt. Der wichtigste Berg der Gegend ist die Hochries. Auch in der Kompass Karte ist kein Samerberg Gipfel verzeichnet. Wie auch immer, ich halte mich an die Beschreibung, die ich dabei hatte, und stand auch an einem Wegkreuz auf einer Anhöhe. Nennen wir diesen Punkt einfach Gipfel.
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
3 Kommentare
Servus Stefanie, schöner Bericht aus meiner Region, Danke hierfür! Du bist allerdings die ganze Zeit auf dem Samerberg gewesen; so wird nämlich der komplette Höhenzug genannt! Daher auch die gleichnamige Gemeinde und die „Rastanlage Samerberg“, die auf der BAB 8 zwischen den AS Rohrdorf und Achenmühle liegt. Die Samerberg’ler haben bei uns übrigens einen, naja, sehr „eigenen“ Ruf, aber vielleicht schreibe ich dazu mal was. Grüße und weiterhin ois Guade!
Antwort vom Experten, danke! Das heißt einen wirklichen Gipfel hat der Samerberg nicht? Was denn für einen Ruf? Ich kenne nur die Tratschweiber von der Kapelle und die netten Leute von der Alm :-)
Ein sehr gut geschriebener Artikel und tolle Fotos.
Vielleicht hast du ja Lust bei Gelegenheit bei meinem Blog vorbei zu schauen. Viele Grüße und weiter so!
http://www.outdooraesthetics.org