Von den Mountainbiketouren für Anfänger wechselt man irgendwann zu den Mountainbike Touren für Fortgeschrittene. An einem trüben Mai-Sonntag war es bei mir so weit: die Staubfall Runde im Chiemgau ist nicht mehr als einfach zu bezeichnen. Welch großartige Tour versteckt sich da im Grenzgebiet von Bayern und Salzburg, in einer Landschaft, die eher nach Kanada zu passen scheint als in die Chiemgauer Alpen.

Gestartet bin ich wieder einmal, welch Luxus, von meiner Haustür aus, die Traun hinauf bis in die Laubau (am Holzknechtmuseum ist ein Parkplatz für alle anderen). Die Staubfall-Runde ist hier bereits ausgeschildert, immer auf den Saurüsselkopf zu geht es auf den breiten Forstwegen gemütlich Richtung Süden. Zu Fuß zäh und eintönig, mit dem Fahrrad bei wenig gutem Wetter genau das richtige.


Foto: @bergundball

Hinter dem kleinen Unterstand ist dann erst mal Schluss mit radeln, viele Leute parken hier ihre Räder und laufen zum Staubfall. Wer eine volle Runde fahren will, steigt ab und schiebt. Es geht durch den Wald, der Weg ist steil und schmal, teilweise voller Wurzeln und mit Stufen – wenn man solche Wege nicht gewöhnt ist, braucht es oft einige Augenblicke, bis man die “Steilstufen” überwunden hat. Tief unter uns der Fischbach, scheinbar völlig unberührt, fern der Zivilisation wie im tiefsten Kanada.

Irgendwann hört man ein Rauschen, der Pfad bekommt rechts ein Geländer und schmiegt sich links steil an den Hang, ein Schild verkündet das Ende (oder den Anfang) der Bundesrepublik Deutschland.

Noch eine Kurve und der Staubfall rauscht vor uns herab. Der Weg? Führt hinter dem Wasserfall, unter dem Wasserfall durch, in einem engen, steilen Gang, wo man sich kurz wünscht, man hätte kein Fahrrad dabei.

Der Wasserfall spritzt, man wird aber nicht nass (zumindest bei der Wassermenge im Mai 2017 – das kann bei mehr Wasser ganz anders sein!), es schaut glitschig aus, ist dann aber doch halb so wild. Eine enge Ecke nach rechts, dann geht es 7 oder 8 Stufen herauf, so schmal, dass gerade Radl und Radlfahrerin hinauf passen, links Fels und Stahlseil, rechts Geländer und Wasserfall.

Hat man das geschafft, folgen ca. 20 Stufen bergab, breiter und nicht ganz so steil, aber dennoch etwas unangenehm, man hangelt sich Stufe um Stufe hinunter, am Willkommen in Österreich Schild vorbei zu einer Bank.

Wo man den Puls beruhigen und das ganze Schauspiel endlich einmal in Ruhe betrachten kann. Gewaltig, was da herunter braust! Und winzig die Menschen in den bunten Klamotten, mit und ohne Fahrräder.

Mit 200m Höhe gehört der Staubfall übrigens zu den 10 höchsten Wasserfällen in Deutschland!

Der Weg geht weiter über weichen schattigen Waldboden, immer wieder mit tollem Blick nach unten, zum Beispiel auf die Fischbachfälle. Zwar kann man hier wieder radeln, schieben scheint aber besser, weil man eh ständig zum Fotografieren stehen bleibt.


Dann öffnet sich der Wald und man radelt durch die weite grüne Almlandschaft des ruhigen Heutals. Links sieht man die “harmlose” Rückseite des Sonntagshorns, an der Straße angekommen grüßt vor einem Lucky Luke, umrahmt von ein paar trägen Pferden.

Wir radeln nach rechts (Richtung Winklmoos-Alm, Wildalm) und es geht bergauf. Lang und stetig bergauf aber nicht so brutal, dass man absteigen müsste. Alles machbar. Der Weg ist ein einfach zu fahrender, breiter Waldweg ohne große Aussicht. Ca. an der Kreuzbrücke hat man den höchsten Punkt erreicht, dann geht es bergab zur Winklmoos-Alm. Die Loferer Steinberge kommen ins Blickfeld, wenn auch wolkenverhangen und trüb, die Steinplatte und die grünen Skipisten, die Moorsträucher und der kleine Weiher. Es geht zurück über die Grenze nach Bayern. Einfach so, ohne Passkontrolle, ohne Bewacher.

Gemütlich rollen wir zu den Gaststätten und entscheiden uns für die Traunsteiner Hütte – auch wenn es hierher noch mal ein paar Höhenmeter bergauf geht. Geschwitzt, kurze Hosen, nur noch 10 Grad – nichts wie rein in die proppenvolle Hütte, frisches T-Shirt, Kaffee und Käsekuchen, was braucht man da noch mehr.

Für den Rückweg nehmen wir – nach einem kurzen Stopp am “Gipfelkreuz” – den Weg über die Skipiste, also die Talabfahrt. Teilweise ganz schön steil, aber insgesamt super zu fahren. Ganz anders steil als im Winter mit Ski an den Füßen… Den Bach entlang, kaum andere Menschen, je tiefer wir kommen, desto wärmer wird es, und am Parkplatz in Seegatterl scheint dann sogar die Sonne. Und wärmt Rücken und Arme…

Wer sein Auto in der Laubau stehen hat, fährt nun einfach den Radweg entlang durch das Dreiseengebiet Richtung Ruhpolding. Wir biegen am Weitsee links ab, durch das herrliche Wappbachtal mit Blumen, frischem Grün und gurgelndem Bach geht es zum Röthelmoos hinauf (siehe ausführlichen Artikel hier) und dann einfach nur noch bergab bis nach Hause, fast. Die allerletzten paar Höhenmeter bis ins Gipfelglück Basislager müssen dann eigentlich nicht mehr sein, aber was will man machen….
Fazit zur Staubfall Runde:
Für die Tour braucht man eine gute Kondition und ein wenig Erfahrung auf dem Mountainbike. Die Uhr zeigte am Ende 45 km (nur wenig Asphalt) und 730 Hm (incl Schiebe-Strecke) in 5,5 Stunden (mit Pause auf der Traunsteiner Hütte). Der Staubfall und der Rest des Fischbachtals sind grandios, solch eine Landschaft verbindet man weniger mit dem Chiemgau als vielmehr mit Kanada. Ein Geheimtipp ist dies nicht, aber eine ganz dicke Empfehlung!
Wichtig: Der Weg ist teilweise sehr schmal und auch bei Wanderern beliebt. Deswegen unbedingt Rücksicht nehmen – am besten an einem Schlechtwetter-Tag radeln, wenn wenig Wanderer unterwegs sind.

—–
Datum der Tour: 21. Mai 2017
Weiterlesen
Mehr Touren im Chiemgau
Mehr Wasserfälle

Mehr Mountainbike Touren für Anfänger
Samerberg Runde im Chiemgau
Kranzberg Runde bei Mittenwald
Weltwald bei Freising
Hirschberg Runde am Tegernsee
Fahrtraining im Bikepark in Lenggries
Die Röthelmoos Runde im Chiemgau
Bike & Hike auf den Zinnkopf bei Ruhpolding



Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
6 Kommentare
Wow sieht ja sehr toll aus! :) Werde ich in den nächsten Wochen dann auch mal fahren.
Lg
Viel Spaß!
Hallo Stefanie,
ich finde die Runde auch immer wieder schön,
allerdings fahre ich vom Heutal aus den Forstweg nach Moarlack,
und anschließend weiter nach Winkelmoos. Finde ich persönlich
interessanter.
Grüße aus Siegsdorf.
Ralph
Das ist ein guter Tipp, danke Ralph! Werde ich nächstes Jahr auf jeden Fall mal probieren. LG :-)
1/10, 1. Punkt wegen der schönen aussicht.größte rotz Strecke .Wie soll man denn da mit dem Fahrrad fahren ?!70% der Strecke schieben.ist bestimmt gut zum wandern ,aber sein 10kg Fahrrad zu tragen und zu schieben ist wirklich nicht schön
Hm, ich schiebe lieber das Fahrrad als den langen flachen Hatscher im Tal zu Fuß gehen zu müssen! Die Geschmäcker und Vorlieben sind halt verschieden und es gibt genug Berge und Strecken für alle :-)