Home Skisaison Projekt Pistenglück 1/ 2016: Skiwochenende in Lech am Arlberg

Projekt Pistenglück 1/ 2016: Skiwochenende in Lech am Arlberg

von Stefanie Dehler
5 Kommentare

In Lech am Arlberg in Österreich hat für mich die Skisaison 2015/ 16 begonnen, mit Sonne und herrlichem Schnee, während überall in den Alpen die Tourismusverantwortlichen sorgenvoll zum Himmel blicken und auf den Winter warten.

Oberlech mit der Mohnenfluh (2.544m) und dem Hotel Mohnenfluh.
Oberlech mit der Mohnenfluh (2.544m) und dem Hotel Mohnenfluh.

Der vorherrschende Gedanke des Wochenendes war (einmal mehr), dass ich 30 Jahre zu spät dran bin mit dem Skifahren lernen; zum einen, weil es als Kind viel einfacher gewesen wäre, aber eben auch, weil es „früher“ noch recht zuverlässig Schnee gab!

Skisaison eröffnet!
Skisaison eröffnet!
Eine Skipiste, wie sie sein soll: blau und sonnig und mit Aussicht!
Eine Skipiste, wie sie sein soll: blau und sonnig und mit Aussicht!

Der Ort Lech liegt auf 1.450m, der Nachbarort Zürs auf 1.716m, der für mich höchste Punkt, die Bergstation der Kriegerhornbahn, liegt auf 2.170m. Also durchaus hoch, aber mit dem Schnee ist es in diesem Jahr überall schwierig gewesen. Umso größer meine Freude, als ich, nach 3 Stunden Fahrt von München, kurz hinter der Autobahnabfahrt Klösterle schon Schnee rechts und links liegen sehe, im Dunkeln hier und da Pistenraupen hin und her fahren und die letzten Meter nach Oberlech (auf 1.660m gelegen) Schnee sogar auf der Straße liegt.

Früher Dezember-Morgen in Lech am Arlberg
Früher Dezember-Morgen in Lech am Arlberg

Das Skigebiet Lech Zürs in Vorarlberg hat also Schnee zum Skifahren, weiter unten erzähle ich euch, was die Tourismusverantwortlichen außerdem tun, damit notfalls auch ohne Schnee Gäste herauf kommen – denn ohne Tourismus würden jede Menge Arbeitsplätze wegfallen.

Ich komme also in der Dunkelheit an, leicht nervös, ob ich das denn noch können werde, dieses Skifahren, ob wohl die Angst noch/ wieder da sein wird. Zur Nervenberuhigung stellt mein Hotel ein Dessert Buffett bereit und ich beginne den Pistenplan zu studieren, nach blauen, einfachen Pisten suchend, insbesondere die, die an Oberlech vorbeiführen. Denn die Beschreibung meiner Unterkunft, Hotel Mohnenfluh in Oberlech, versprach eine Lage direkt an der Piste.

Abendprogramm: Studium des Pistenplanes
Abendprogramm: Studium des Pistenplanes
Früher Dezember-Morgen in Oberlech
Früher Dezember-Morgen in Oberlech

Was das heißt, sehe ich am nächsten Morgen, als es hell ist. Das Hotel liegt direkt an der Piste, an einer blauen Piste! So richtig profitieren kann ich davon erst am Sonntag, denn am Samstag muss ich erst einmal den Bus nach Lech hinunternehmen um die Skiausrüstung auszuleihen und den Skilehrer zu treffen (der Bus fährt nur 1x pro Stunde – “in Oberlech muss er nicht öfter fahren, die Leute nehmen ja eh die Ski um ins Tal zu kommen”, sagte mir jemand). Zu dem Bus komme ich auch später noch mal.

Auf in die nächste Runde
Auf in die nächste Runde

10 Uhr, Treffen mit Skilehrer Daniel an der Talstation des Schlegelkopflifts. Auch wenn ich die letzte Skisaison in Seefeld optimistisch beendet habe, jetzt ist doch wieder Nervosität da und die Frage, ob ich „es“ noch kann. Das Einsteigen in den Lift geht schon mal gut, das Aussteigen vor allem auch, die ersten Meter und, um es vorwegzunehmen der ganze Tag, verlaufen ohne Sturz. Es ist sonnig, der Blick auf die umliegenden schneebedeckten Alpengipfel herrlich, und wir gleiten auf bestens präparierten Pisten dahin. Zack, hüpft das Grinsen ins Gesicht – es hat sich doch gelohnt, noch mit Mitte 30 mit dem Skifahren angefangen zu haben. So lange es noch Schnee gibt in den Alpen, muss ich das ausnutzen.

An der Bergstation der Kriegerhorn Bahn
An der Bergstation der Kriegerhorn Bahn

So lange, bis Skilehrer Daniel andere Lektionen startet und mit allen Tricks arbeitet. Wir erreichen einen steilen Hang, der „sonst nie so steil war“, da sind angeblich die Schneekanonen Schuld und wir müssen da trotzdem runter. Ein Hang, dem ich ansehe, dass ich viel zu schnell werde, wenn ich da in meinen Schwüngen runterfahre, und wo mir viel zu mulmig ist, wo ich sicher nicht richtig bremsen kann. Wo andere 10 Sekunden unterwegs sind, brauche ich 2 Minuten um mit parallel zum Hang gestellten Ski seitlich runterzurutschen, bis der Hang flach genug und mein Mut groß genug sind, wieder etwas Fahrt aufzunehmen. An diesem Hang wird es das ganze Wochenende nicht besser, ich muss ihn aber runterfahren, wenn ich zur Kriegerhornbahn will, die eine tolle Abfahrt bereit hält – blau, nicht allzu steil, breit genug und eine Wahnsinns-Aussicht von der Bergstation aus.

Dem Skilehrer muss man immer gehorchen...
Dem Skilehrer muss man immer gehorchen…

Der nächste Schocker kommt dann an der Piste am Weibermahdlift: Stöcke auf die Seite legen, „freihändig“ fahren. Horror! Deswegen fahre ich doch Ski und nicht Snowboard, ich brauche Stöcke zum Festhalten, so albern das auch klingen mag. Aber dem Skilehrer muss man ja gehorchen, diese Piste rund um den Weibermahdlift ist gut geeignet für solche Trainingsspielchen und natürlich geht alles gut. Lift fahren ohne Stöcke ist der nächste Alptraum für Ski-Anfänger, umso ermutigender ist es, dass ich es kann!

Traum-Ski-Tag in Lech
Traum-Ski-Tag in Lech

In der nächsten Runde sind die Skistöcke wieder dabei, ich muss sie aber quer vor mir halten oder hinter dem Hintern und diese Abfahrt endet mit einer Sensation – ich beklage mich, dass wir zu langsam unterwegs waren!

Für den Schnee wären kalte Temperaturen viel besser und notwendiger, aber das Positive an dem warmen Wetter ist, dass man in der Pause draußen vor den Hütten sitzen kann, wenn diese nicht im Schatten liegen. An der Kriegeralpe fahren wir mehrfach vorbei, die Terrasse bekommt aber nur ganz selten Sonne ab, dafür muss ich besser noch einmal wieder kommen. Die Rud Alpe dagegen ist perfekt für die Mittagspause geeignet, es ist eine urige Hütte mit sonniger Terrasse, keine kantinenartige Großküche mit Après Ski Musik.

Rud Alpe
Rud Alpe
Mittagessen auf der Rud Alpe
Mittagessen auf der Rud Alpe

Glückliche Gesichter rundherum, hier sind alle zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Der Nachteil vom Skifahren im Dezember ist das frühe Dunkelwerden, und durch den niedrigen Sonnenstand sind ständig irgendwelche Berge im Weg, so dass zum Beispiel Lech schon früh am Nachmittag wieder im Schatten liegt.

Blick von der Rud Alpe auf Lech
Blick von der Rud Alpe auf Lech
Winter in Oberlech
Winter in Oberlech
Hotel Mohnenfluh Oberlech
Hotel Mohnenfluh Oberlech

Aber ich habe ja meine Unterkunft in Oberlech, 200 m höher gelegen und mit einer herrlich sonnigen Terrasse ausgestattet, direkt an der Piste. Ich fahre von meiner 62erPiste also bis vor die Hoteltür, bringe die Ski in den Keller, ziehe normale Schuhe an und die Sonnenbrille, und bestelle erst einmal einen Kaffee – froh, ohne Sturz den Tag verbracht zu haben, glücklich über die Sonne, den Schnee und in den Bergen zu sein. Bei dieser Umgebung ist es kein Wunder, dass auch viele VIPs nach Lech Zürs zum Skifahren kommen – ob holländische Königsfamilie, Brad Pitt oder Sebastian Vettel. Erkannt habe ich aber niemanden, ich kenne mich da wohl viel zu wenig aus.

Hotel Terrasse in Oberlech
Hotel Terrasse in Oberlech
Nachmittagskaffee im Hotel Mohnenfluh
Nachmittagskaffee im Hotel Mohnenfluh
Lieblings-Aussicht: von der Kriegerhorn Bergstation Richtung Balmalp
Lieblings-Aussicht: von der Kriegerhorn Bergstation Richtung Balmalp

Ski In Ski Out in Oberlech

Am nächsten Morgen dann ein wahres Stück Luxus: im Keller des Hotels ziehe ich die Skischuhe an, stapfe die Treppe hinauf und stelle ein paar Meter weiter meine Ski auf der Piste auf und fahre los. Ohne am Lift anstehen zu müssen, ohne mit Auto oder Bus irgendwo hinzufahren und einen Parkplatz zu suchen, nein, nur noch schnell ein paar Fotos und dann gehts auch schon los. Denn natürlich liegt in Oberlech auch im Dezember morgens um 10 schon alles in der Sonne. Was kann ein Skifahrer Herz nur mehr wollen?!

Sonntag Morgen 10 Uhr in Österreich...
Sonntag Morgen 10 Uhr in Österreich…

Während erfahrene Skifahrer möglichst immer verschiedene Pisten fahren und immer andere Lifte nehmen, bin ich ganz froh, die selbe Piste öfter fahren zu können. Eine Sache, die ich anderen Anfängern sehr empfehlen kann – man sieht Fortschritte, weil man manche Stellen besser fährt, schneller, mit weniger Angst. Man fährt mit mehr Selbstvertrauen, weil man weiß, was einen erwartet, und man weiß, dass man die Piste ja schon einmal gemeistert hat. Man genießt es viel mehr, weil man sich beim zweiten und dritten Mal nicht mehr so auf die Piste konzentrieren muss sondern mal rechts und links schaut und die Sonne und die Berge genießt.

Skifahren mit Blick auf die Mohnenfluh
Skifahren mit Blick auf die Mohnenfluh

Wenn zum Saisonstart noch nicht alle Pisten präpariert und geöffnet sind, ist es umso praktischer vom Skilehrer durchs Skigebiet geleitet zu werden. Allein „verfährt“ man sich ruckzuck und steht dann vor scheinbar unüberwindbaren Hindernissen in Form von schmalen steilen Pisten, auch wenn sie nur 10m lang sind,  man sieht sich doch mit gebrochenen Haxen  irgendwo unten liegen. Was mir gleich am Sonntag morgen zwischen Rudalpe und Schlegelkopf Lift passiert ist.

Irgendwo anders abgebogen als am Tag vorher, und plötzlich ist es so steil. Es ist früh am Tag und früh in der Saison, also habe ich genug Zeit mir die anderen Skifahrer anzusehen, ohne diesen im Weg zu stehen, und mir eine Strategie zu entwerfen, wie ich das wohl schaffen werde. Am liebsten möchte ich einfach die Augen zu machen um nicht sehen zu müssen, wo ich da lang fahre. Irgendwie geht es, fast ohne Sturz, und nach einer Weile stehe ich aufatmend mit den anderen Skifahrern im Schatten an der Talstation der Schlegelkopf Bahn.

Stand der Dinge im Dezember in Lech
Stand der Dinge im Dezember in Lech

Winterstart in Lech Zürs auch ohne Schnee

Lech Zürs hat in diesem Jahr Glück gehabt – es hat geschneit, der Schnee ist liegen geblieben und es war kalt genug, um die Pisten beschneien zu können. Aber wer weiß schon, wie das in den nächsten Jahren sein wird? Die Orte sind auf die Gäste angewiesen, so viele Arbeitsplätze hängen daran, deswegen sind die Bemühungen groß, schneeunabhängige Anreize für Besuche zu schaffen.  Es gibt die Snow & Safety Conference für Tiefschneefahrer, die Weinmesse Arlberg Weinberg und – was ich besucht habe – die „Fantastic Gondolas„.

Fantastic Gondolas ist eine Veranstaltung am Samstag abend mit DJs und großartigen Lichtinstallationen, bei denen Seilbahngebäude angeleuchtet werden, Berg und Schnee als Projektionsflächen dienen, DJs auf Bühnen und sogar in den Gondeln der Rüfikopf Bahn spielen. Die Musik ist nicht unbedingt mein Geschmack, die Illuminationen haben mich allerdings sehr begeistert. Mehr Infos: www.fantasticgondolas.com

In Kombination mit dem Skifahren am Tag perfekt, doch eben auch eine gute Veranstaltung für Gäste, sollte es grün statt weiß rundherum sein. Und auch nachts fährt übrigens ein Bus von Oberlech nach Lech und zurück, der ist dann allerdings nicht mehr kostenlos sondern kostet 4,50 Euro pro Nacht – und heißt originellerweise James, der Bus.

Illuminationen und DJs bei den Fantastic Gondolas
Illuminationen und DJs bei den Fantastic Gondolas

Wissenswertes zum Skifahren in Lech Zürs

Anfahrt von München: ca. 3 Stunden mit dem Auto, am besten über Bregenz. Schneeketten sollte man dabei haben, vor allem, wenn man nach Oberlech will.

Skifahren lernen mit Skilehrer: Ich hatte meinen Unterricht bei Daniel von der Skischule Lech, was ich sehr empfehlen kann, besonders für den ersten Skitag des Winters. 4 Stunden Privatunterricht kosten 345 Euro

Aktuelle Bedingungen und Livebilder: zum Beispiel über die Webcams auf der Website der Skischule

Preise für Skipässe in Lech Zürs: 1 Tag kostet 51 Euro in der Hauptsaison, der Pass ist dann gültig für 97 Bahnen und Lifte in Lech, Oberlech, Zürs, Warth, Schröcken, St.Anton, St.Christoph, Stuben, Klösterle/Sonnenkopf und Pettneu (und zum Beispiel auch für die Busse zwischen Lech und Oberlech , ohne den James). Pfand 5 Euro.

Leihgebühr für Skiausrüstung: z.B. bei Strolz, Ski, Schuhe und Stöcke ab 43 Euro

Datum der Skitage: 12. und 13. Dezember 2015

Der Tourismusverband Lech Zürs am Arlberg hat meinen Aufenthalt unterstützt, vielen Dank dafür.

Skifahren im Dezember in Lech
Skifahren im Dezember in Lech

Das Projekt Pistenglück

 

 

 



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5 Kommentare

Gregor 26. Dezember 2015 - 12:53

Hi Steffi,

vielen Dank für den schönen Artikel.
Da ich diesen Winter wohl eher wenig bis nicht zum Skifahren komme freue ich mich umsomehr von anderen und ihren Erlebnissen zu lesen.
Die Region Lech Zürs habe ich auch schon oft besucht und finde das Skigebiet auch echt klasse, vor allem wenn Viel Schnee liegt hat man ein super Tourengebiet.

Liebe Grüße aus Hessen
Gregor

antworten
Stefanie Dehler 10. Januar 2016 - 13:21

Hi Gregor,
ich bin mal gespannt, wie viel Winter es noch gibt dieses Jahr…aber ich bin froh, dass ich das tolle Wochenende immerhin schon mal hatte :)
Viele Grüße!

antworten
Wanderweib 27. Dezember 2015 - 03:48

Klasse Fotos! Von Schnee können wir in Tokio nur träumen. :/

Grüße aus Tokio,
Tessa

antworten
manni 31. Januar 2016 - 10:49

Toller Bericht und super schöne Bilder !

antworten
Stefanie Dehler 31. Januar 2016 - 21:27

Danke!

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