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Wie du ängstlichen Skifahrern helfen kannst, die Angst loszuwerden

von Stefanie Dehler
12 Kommentare

Wenn du als Erwachsene Skifahren lernst – manchem als „Projekt Pistenglück“ bekannt – lauern Gefahren an allen Ecken. Selbst dann, wenn du schon einigermaßen die blauen Pisten herunter kommst. Gefahr kommt von Liften. Von anderen SkifahrerInnen, solchen die skifahren können und solchen, die als AnfängerInnen ihre Ski ebenfalls nicht unter Kontrolle haben. Von eisigen, steilen, engen, buckeligen Pisten.

Angst ist nicht rational, Angst steckt fest im Kopf.
Und Angst ist für andere nicht unbedingt verständlich.

Wenn du schon lange Ski fährst, vielleicht als Kind Skifahren gelernt hast, dann weißt du nicht (mehr) wie es ist, Angst zu haben. An Stellen, wo du einfach vor dich hinfährst, bleiben AnfängerInnen vielleicht aus tiefster Panik stehen und du fragst dich warum. Mit Tipps und gutgemeinten Gesten scheinst du das Gegenteil zu erreichen und den Neulingen in noch mehr Angst und Schrecken zu versetzen.

Aus meinen Erfahrung der letzten Jahre Skifahren lernen und Gesprächen mit anderen Lehrlingen kommen hier 5 Tipps, wie du als SkifahrerIn AnfängerInnen dabei unterstützen kannst ihre Angst loszuwerden.

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Nimm Angst ernst. Baue Vertrauen auf.

Vermeide Sätze wie “Das ist harmlos”, “Die Piste ist ganz einfach”, “Das ist nicht schlimm”, denn für die Ängstlichen ist es eben nicht harmlos. Nicht einfach sondern es ist schlimm! Lob und Aufmunterung tun gut. Lass die AnfängerInnen entscheiden, welche Pisten sie fahren. Sie wissen selber genau, was sie sich trauen und was nicht. Überrede sie nicht zu anderem.

Hinweise auf kleine Kinder, die doch so toll fahren können, helfen rein gar nichts bei der Angstbewältigung. Lustige Videos von ängstlichen Skifahrern sind nicht lustig. Frage nicht nach den Gründen der Angst, Angst ist nicht rational. Und wer keine Angst hat, versteht die Ängstlichen nicht.

Stressfaktor Skilift

Stressfaktor Skilift

Skilifte bedeuten zusätzlichen Stress. Durch viele Leute, die oft drängeln, durch einen relativ schnellen Ablauf, durch Enge, durch eisige Stellen, zu wenig Stabilität und Stellen zum Festhalten – für AnfängerInnen sind Einsteigen und Aussteigen stressige Angst-Situationen. Auch wenn sie vom Können vollkommen in der Lage sind, mit den Liften zu fahren.

Wichtig: lass AnfängerInnen konzentriert ein- und aussteigen. Lenk sie nicht ab. Wenn du SnowboarderIn bist, halte dich nicht an AnfängerInnen fest! Fahr nicht zu dicht an AnfängerInnen heran, fahre nicht auf ihre Ski, verhake dich nicht in ihren Stöcken sondern gib ihnen genug Platz zum Ein- und Aussteigen. Besonders schwierig ist ein Lift, den die AnfängerInnen noch nie gefahren sind. Vermeide Beschreibungen wie „einfach“ und „problemlos“, versuche höchstens zu erklären, wie der Ausstieg sein wird – ob ihr nach rechts oder links weiterfahren werdet, ob es einen Pistenplan als Treffpunkt gibt, mach Vorfreude auf die Aussicht.

Lift ohne Angst
Anfänger-Traum: leere Lift-Anlage am frühen Morgen

Halte Abstand

Wenn du gerne so fährst, dass der Schnee hinter dir aufspritzt, dann halte extra Abstand zu AnfängerInnen. Schnee im Gesicht ist extra Stress. Auch wenn du Abstände und Geschwindigkeit einschätzen kannst, AnfängerInnen können es nicht. Rase nicht auf sie zu und bremse erst kurz vorher ab. Fahre nicht zu dicht an ihnen vorbei, weder vor ihnen noch dahinter noch rechts oder links. Drängle dich nicht durch.  Ängstliche sind unberechenbar, halte Abstand. Dazu gehört auch der nächste Punkt:

Hab Geduld

An schmalen Pistenabschnitten nervt es dich vielleicht, dass ein langsamer Angsthase vor dir fährt. Hab Geduld und bleib hinter ihm und fahre erst an einer breiten Stelle vorbei. Vorbeidrängeln stresst extrem. Die Gefahr ist hoch, dass AnfängerInnen eine Kurve fahren, wo du es nicht erwartest, weil du mit deinem Fahrkönnen einfach gerade runter fährst. Zack hast du den Angsthasen übern Haufen gefahren (nicht ausgedacht, ist mir genauso passiert! Und ich musste mir noch blöde Sprüche anhören!). Es geht nicht um Zeit und Pokale, also hab Geduld und bleib hinter den AnfängerInnen.

Auf dem Weg zum angstfreien Pistenglück

Setze AnfängerInnen nicht unter Druck – auch nicht unbewusst

Vermeide Ratschläge wie “Langsam musst du dir mal den Pflug abgewöhnen”, “Jetzt wird es wirklich mal Zeit, dass du dich auf die rote Piste traust”, “Beim nächsten Mal nimmst du aber mal die Talabfahrt”. Die AnfängerInnen allein wissen, was sie sich trauen. Mit guten Skifahrern unterwegs zu sein setzt AnfängerInnen eh schon unter Druck – sie wollen sich nicht blamieren, die anderen müssen eh ständig warten, alle können es nur man selber nicht.

In den meisten Fällen ist es am besten, AnfängerInnen allein auf Pisten üben zu lassen, die sie kennen. Ohne, dass sie jemand unter Druck setzt, weder sie sich selber noch andere. Immer wieder zwischendurch treffen ist wichtig, zum Kaffee trinken, zum Mittagessen. Zum Berichten, was man alles gepackt hat, oder zum Ausheulen. Und die Pause gehört zum Skifahren ja eh dazu.

Anti-Stress-Einheit: der Einkehrschwung

Fazit

Die Angst beim Skifahren vergeht, indem man skifährt. Indem man besser wird, und damit sicherer, mehr Kontrolle hat, und dann mit der Zeit auch schwierigere Stellen meistert, die am Anfang noch unmöglich schienen. Viel von diesem Lernprozess passiert innerlich, im Kopf.

Als gute/r Skifahrer/in kannst du diesen Angst-Abbau-Prozess unterstützen, indem du die oben stehenden Punkte beachtest, auch wenn du die Angst überhaupt nicht nachvollziehen kannst. Nimm die Angst ernst, lass die AnfängerInnen ihr Ding machen, setz sie nicht noch mehr unter Druck, nimm Rücksicht. Die SkianfängerInnen auf dem Weg zum Pistenglück werden es dir danken!

Und du?

Hast du noch mehr Tipps für SkifahrerInnen, wie sie helfen können, Stress, Druck und Angst zu vermindern? Schreib deine Tipps und Erfahrungen unten in die Kommentare.

PS: Dies sind meine Erfahrungen, die auch andere AnfängerInnen gemacht haben. Vielleicht gibt es andere, die sich gerne aus dem Lift helfen lassen, oder die sofort mitkommen, wenn jemand „schwarze Piste“ ruft. Das lässt sich rausfinden.

2. PS: Natürlich gibt es zu den einzelnen Punkten keine passenden Fotos – ich bin noch immer froh, wenn ich am Ende eines Skitages mit heilen Knochen und Nerven im Tal ankomme. Deswegen nur allgemein Pistenglück-Fotos aus diesem Winter.

3. PS: Der eine oder die andere mag sich hier vielleicht wieder erkennen – keine Sorge, ihr macht das zumeist gut, sonst würde ich nicht mehr mit euch skifahren gehen!

Vernetzen!

Tu dich mit anderen Anfängern zusammen, teile deine Ängste und Erfahrungen, gib Tipps und Mut: in der Gipfelglück Facebook Gruppe Skifahren lernen für Erwachsene. Jetzt gleich mitmachen!

Links wird es schmal, auch wenn ein blaues Schild dasteht. Obacht, langsame Anfänger.

Das Projekt Pistenglück

 

 

 



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12 Kommentare

Lutz Prauser 13. März 2017 - 14:55

Höchst interessant – ich kenne das Ganze viel mehr aus der anderen Perspektive, was heißt, Anfänger sicher den Berg wieder runterzubringen. Dazu gehört natürlich viel Geduld.
Vertrauen ist hier das allerwichtigste:

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Vertrauen in den, der einen beim Skifahren begleitet und den Privat-Coach gibt. Der kann nämlich (Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und entsprechende Befähigung vorausgesetzt) besser beurteilen, was der Anfänger schon kann und was nicht. Denn Angst verstellt nicht selten den Blick auf die eigenen Fähigkeiten.

Wenn ich zu jemandem sage: „Wir fahren die Schwarze runter, Du schaffst das“, dann heißt das auch, dass ich das Fahrvermögen des anderen sehr genau studiert habe und einschätzen kann, dass ich denjenigen da runter bringe, ohne, dass etwas passiert, oder dass er eine „Nahtoderfahrung“ dabei erlebt. So etwas mache ich nie, um den anderen unter Druck zu setzen – das wäre kompletter Unfug.

Aber wenn wir dann da runter fahren – sehr konzentriert und mit viel Lotsenhilfe, wo nötig, ist das Ergebnis eigentlich immer das Gleiche. Ehrlich: Gibt es etwas Schöneres, als unten an der Liftstation wieder hochzuschauen und zu sagen: „Unglaublich – da bin ich runter…“?

Zur Not bin ich mir auch nicht zu vornehm, verzweifelten Bremern, die sich im Nebel verirrt haben, das erste Wochenende auf Skiern sind und um Hilfe gefragt haben, den Weg zurück zur Bergstation der Gondel nicht nur zu zeigen, sondern sie auch dahin zu begleiten. Bogen für Bogen. Wenn die dann aber trotz aller Hilf- und mittlerweile Kraftlosigkeit nicht mit der Gondel ins Tal abfahren sondern die rote Piste nehmen, dann ist bei mir auch Schicht. So auch schon erlebt.

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Stefanie Dehler 14. März 2017 - 20:37

Letztendlich ist das Lernen bei jedem anders – und nicht jeder Skifahrer kann abschätzen, ob ein anderer wirklich schon eine schwarze Piste fahren kann oder nicht. Vielleicht ist der Schritt von rot zu schwarz auch nicht so krass wie von blau zu rot? Geschichten erzählen kann am Ende jeder :-)

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Leni 9. Februar 2018 - 16:14

Hallo Stefanie,

ich bin gerade auf deinen Blog gestoßen und möchte sagen: DANKE! Ich stand letztes Jahr den ersten Tag mit Skiern auf der Piste (bin 28) und hatte tierische Angst. Gestern dann das zweite Mal, nur mit Profis unterwegs und wenn man dann aus Versehen auf der falschen Piste gelandet ist, vergeht einem ganz schnell die Lust auf’s Skifahren.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du hier geschrieben hast :) Ich war so schlecht drauf und ängstlich, dass ich beim besten Willen meinen Mitmenschen nicht mitteilen konnte, wie sie sich am besten mir gegenüber verhalten sollen.
Für mich ist das Wichtigste, dass ich selbst am besten einschätzen kann, was ich mir zutraue und was ich schaffe. Wenn ich merke, dass ich die eine blaue Piste problemlos herunterkomme, komme ich von ganz allein schon darauf, die nächste Piste zu probieren. Das ist für Profis, die als Kinder fahren gelernt haben, nicht immer ganz leicht nachzuvollziehen.
Auch wenn ich mich wie der Klotz in der Truppe gefühlt habe, war ich immer froh, dass ein Profi in meiner Nähe war. Und wenns nur um Hilfestellung beim Aufstehen ging ;)

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Stefanie Dehler 10. Februar 2018 - 10:15

Danke Leni für deinen Kommentar! Das bestärkt sehr und motiviert zum Schreiben von weiteren Artikeln!
Und durchbeißen auf die eigene Art und Weise ist gut, ich bin diesen Winter schon einige rote Pisten gefahren und habe inzwischen wirlich Spaß am Skifahren. Und den wünsche ich dir auch weiterhin :-)

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Karl-Heinz Augustynak 22. März 2018 - 07:35

Sehr interessante Artikel, vor allen nochmal das Bewußtsein dafür zu schaffen, dass Angst nicht rational ist!!
Wenn der Anfänger einen kontrollierten Bogen fahren kann, will man als „Privat Coach“ ihn auch weiter entwickeln. Auf einer neuen Piste kommt dann plötzlich die „Blockade“ obwohl sie nicht „steiler“ ist, als das was er eben noch mit Bravour und frei von Angst gefahren hat. Dann hilft nur noch Geduld und viel Einfühlungsvermögen, auch wenn das nicht immer leicht ist. Es ist aber „alternativlos“. Weiterhin viel Spass im Schnee.

antworten
Stefanie Dehler 22. März 2018 - 20:13

Nein, rational ist die Angst nicht, dass macht es so schwierig. Geduld ist das richtige Stichwort :-) Danke für deinen zustimmenden Kommentar!

antworten
Karl-Heinz Augustynak 22. März 2018 - 20:42

Ich habe heute die „Blockade“ lösen können. Wir haben uns heute wieder auf einem Übungshang getummelt.
Nach einer halben Stunde war sie komplett wieder „die Alte“, und hat den Spaß am Skifahren wieder erlangt. Vielen Dank für deinen Bericht, er hat mir echt geholfen. Es wäre auch schade gewesen, wenn die liebe Freundin aufgegeben hätte, denn sie hat ein gutes Rutschgefühl.

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Stefanie Dehler 23. März 2018 - 08:07

Das freut mich wirklich sehr zu hören! Viel Spaß euch auf der Piste :-)

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Tatjana 3. Januar 2019 - 16:00

Dankeschön für diesen tollen Beitrag. Ich bin 30 und stand heute das erste Mal auf Abfahrt-Ski (davor zweimal im Leben auf Langläufern). Die blaue Piste in Kössen ist weiter unten, wo ich es probiert habe, teilweise sehr buckelig und ziemlich steil, außerdem leider teilweise vereist. :( Jedenfalls nichts für blutige Anfänger. Dein Artikel macht Mut und morgen bleibe ich am Übungshang und lerne für mich sicher Kuren fahren. :) Liebe Grüße Tatjana <3

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Stefanie Dehler 3. Januar 2019 - 22:35

Bucklig, steil und eisig klingt nicht gut… irgendwann wirst du vielleicht mit einem großen Grinsen solche Hänge fahren, aber man muss es gar nicht. Kurven auf Übungshängen können sehr entspannend sein. Durchhalten ??

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Karl-Heinz Augustynak 4. Januar 2019 - 06:40

Wenn Du – wie Du schreibst – Anfänger bist, solltest Du nur bedingt alleine fahren. Du brauchst Hilfe und Anleitung, dass Du richtig auf dem Ski stehst, und Dir nicht einen „falschen“ Fahrstil angewöhnst. Erst wenn Du die Grundbegriffe verinnerlicht hast, kannst Du Dich positiv weiter entwickeln.

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Stefanie Dehler 4. Januar 2019 - 08:18

Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Mir hat es sehr gut getan, einfach vor mich hinfahren zu können und mich auf das zu konzentrieren, was die Skilehrer mit auf den Weg gegeben haben. Ohne die ganze Zeit beobachtete zu werden, ohne die ganze Zeit gut gemeinte Ratschläge zu bekommen, ohne das jemand ungeduldig wurde, ohne dass jemand ständig auf mich warten musste. Allein üben kann sehr hilfreich sein!

Aber jede muss das für sich selbst heraus finden, Lernverhalten ist unterschiedlich. Und in diesem Artikel geht es mir ja gerade um „die anderen“, wie die die Lernende unterstützen können. Die Anfängerin muss entscheiden, wie sie besser lernt, ob allein oder in Begleitung. Mit „du sollst“ kommt man da nicht weiter…

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