Mein Hauptgedanke beim Skifahren in Kössen im Kaiserwinkl: na also, es geht doch… Nach dem Desaster des 1. Skitags war ich nun am „Action Hill“ in Kössen auf einer schönen Anfängerpiste gelandet. Sie bot genug Herausforderung mit ein paar steilen Stellen, dazwischen aber langgezogene flache Bereiche, mit denen man sich genussvoll an Schnee und Ski gewöhnen kann.
Das beste daran: kein Halligalli, wenig los, teilweise war nur das Knirschen der eigenen Ski zu hören, es fühlte sich an wie ein Wanderweg am Waldrand, mit Schnee. Bis ich die gelben Schilder sah und merkte, dass ich tatsächlich einen Wanderweg entlang fuhr! Es war so eine erste Vorstellung davon, wie es einmal, in ferner Zukunft, auf einer Skitour sein wird…
Es hatte am Abend vorher geschneit, so war es möglich tatsächlich ein wenig Powder zu erleben, frischen „Tief“schnee statt Eis-Piste. Die Schneekanonen liefen zum Teil trotzdem und pusteten einem Eispartikel ins Gesicht, weniger schön, aber dafür war das für mich guter Schnee zum Fahren. Bis auf den letzten Hügel vor der Talstation. Steil und eisig und voll und unangenehm. Aber irgendwie gings tatsächlich gut beim ersten Mal, und voller Übermut fuhr ich das allerletzte Stück etwas schneller und krachte prompt mit voller Wucht in den Schnee. Kurz die Knochen nachgezählt, alle noch da, schlimmer waren die Blicke der Kinder, die lässig, kopfschüttelnd, rechts und links vorbei huschten…
Der Action Hill ist nicht sehr groß, das Auto stand direkt an der Talstation (Kössen liegt auf 588m) und eignete sich bestens, um nach der ersten Runde Tee zu trinken, durchzuatmen, und eine halbe Tafel Ritter Sport Schokolade zu inhalieren – passenderweise von der Sorte Olympia…Und dann ging es direkt wieder mit der 6er Gondel hinauf zum Start der Piste Nummer 3, der Familienabfahrt. Nur ein paar Minuten von der Bergstation auf 1.500m entfernt ist angeblich die Bärenhütte, außerdem kann man einen Sessellift zum Unterberghorn noch 300 Höhenmeter höher nehmen, von wo auch eine blaue Piste hinabführt. Auf beides musste ich jedoch verzichten, da ja mittags schon die Fahrt mit dem Heißluftballon geplant war – und so ein Skifan bin ich dann doch noch nicht, natürlich wollte ich da pünktlich sein!
Die Angst ist immer noch mitgefahren, aber es waren nur kurze Angst-Phasen, dazwischen waren, vor allem bei der zweiten Runde, wirklich lange Phasen wo es Spaß gemacht hat, wo Geschwindigkeit aufkam, wo es einfach geklappt hat. Dann wieder ein Moment der Überwindung, des lieber in den Schnee fallen lassen, des Panik bekommen, weil das alles viel zu schnell ging und das Bremsen nicht funktionierte… Aber es schien machbar auf dieser Piste, nicht ganz so frustrierend wie am Rifflsee. Oh, und die Aussicht, die habe ich tatsächlich auch genossen zwischendurch, auf Kössen und das Kaisergebirge ein wenig, ein paar Sonnenstrahlen fanden auch ihren Weg.
Der Action Hill von Kössen lässt sich also sehr gut für Anfänger empfehlen, es gibt aber auch rote Pisten und ein paar schwarze. Auffällig viele Skifahrer haben nicht die Gondel genommen sondern sind hoch gewandert übrigens. Wlan gibts auch, damit man gleich ein paar Fotos von der Piste in die Welt schicken kann.
Projekt Pistenglück kann also weitergehen, demnächst wohl besser noch mal mit Skilehrer.
Zum Ski ausleihen empfehle ich euch Sport & Mode Mühlberger, am Ortseingang von Kössen, vielleicht 10 Autominuten von der Talstation entfernt. Sehr freundlich, sehr viel erklärt, was Anfänger so wissen wollen. Dass die Skischuhe z.B. ein Clickding haben, damit ist das Gehen mit den Schuhen ohne Ski angenehmer, da sie dann beweglicher sind. Oder die indiskreten Fragen, die die Skiverleiher immer stellen, nach Alter, Gewicht, Fähigkeiten… damit wird ein Wert berechnet, der bei einem Sturz die Bindung früher oder später aufgehen lässt!
Den Kaiserwinkl erreicht man von München aus übrigens ohne Autobahnplakette, wenn man die Abfahrt Oberaudorf nimmt. Und sonntags haben die Supermärkte auf!
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Vielen Dank an den Tourismusverband Kaiserwinkl für die Unterstützung bei Ausrüstung und Skipass!
Das Projekt Pistenglück
- Teil 15 Skifahren in Hovden / Norwegen
- Buchtipp: Skifahren einfach
- Im Kino: STREIF One hell of a ride
- Videos: Skifahren lernen mit Youtube?
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.
2 Kommentare
Schön, dass es anfängt Spaß zu machen!!! Es wird von Mal zu Mal besser!
Ich beneide dich ja schon, dass du einfach mal für einen Tag in so ein schönes Skigebiet fahren kannst.
Wir werden am Sonntag mal schauen wie das Skifahren in Winterberg im Sauerland klappt. Ich hoffe ich bin nicht allzu enttäuscht, da es uns sonst immer in die riesige „Skiwelt Wilder Kaiser“ zieht. Da ist das Sauerland wahrscheinlich nicht mit zu vergleichen, aber immerhin besser als gar kein Ski zu fahren…
Die Nähe zu den Skigebieten ist einer der Gründe, warum ich es überhaupt mache – das muss man ja eigentlichausnutzen… Können kommt nur durch üben üben üben. Und ich denke auch ein Mittelgebirge ist besser als gar nicht fahren, ich wünsche morgen viel Spaß!