Wenn vom Skigebiet Kasberg-Grünau die Rede ist, ist das Wort „Skigebiet“ eigentlich völlig irreführend. Insbesondere, wenn man sich ein Zimmer im Hochberghaus nimmt, mitten im „Wintersportgebiet“, alles sehr gemütlich angehen lässt, und nach zwei Tagen erstaunt feststellt, wie viel man erlebt hat und wie viel entspannter es ist (und man selber wird), wenn man nach all den Aktivitäten einfach am Berg bleibt anstatt ins Tal zu fahren.
Das kleine „Ski“gebiet befindet sich am östlichsten Rande des Salzkammerguts in Oberösterreich, über die Autobahn A1 stress- und staufrei zu erreichen. Der Talort Grünau liegt auf 528 m, das Hochberghaus auf 1.200 m, ganz ähnlich wie im bayrischen Alpenvorland geht hier das flache Land ins Hochgebirge über, und viel zu wenig bekannt (zumindest bei mir) ist die Tatsache, von welch herrlichen Bergen die berühmten Seen im Salzkammergut umgeben sind.
Mit dem Wochenende im Salzkammergut wurde so etwas wie eine neue Tür aufgestoßen, zu einem ganz neuen Spielplatz im Osten des neuen Gipfelglück Basecamps. Eine Annäherung in nachahmenswerten 4 Wintersport-Kapiteln.
Winteraktivität No. 1: Schneeschuhtour zum Hochberg & ruckXbob Abfahrt
Das alte Problem: Schneeschuhwandern ist so lange schön, bis es an den Rückweg geht. Bis man die Skifahrer beneidet, die die Hänge hinab gleiten können, während man selber stapfen muss und kaum voran kommt. Im Salzkammergut haben sie die Lösung dafür: den ruckXbob! Erfunden haben ihn allerdings…die Bayern. Mit der 8er-Einseilumlaufbahn fahren wir vom Tal hinauf ins Skigebiet; unsere Tour von der Bergstation bis zum Hochberghaus beginnt wie jede andere Schneeschuhtour. Außer, dass wir ein seltsames Gebilde aus Plastikwanne und Gurten am Rücken tragen. 5 kg schwer, 35 l Ausrüstung oder Proviant könnten wir darin auch noch transportieren.
Abseits der Pisten, durch Tiefschnee und auf gewalzten Wegen, wandern wir in totaler Ruhe durch den Wald und erreichen pünktlich zum Sonnenuntergang den Hochberg (1.300 m). Am strahlenden warmen Licht merkt man schon, dass der morgige Tag ein herrlicher werden wird! Zwar hat der Hochberg kein Gipfelkreuz, aber vom Blick auf die Berge des Salzkammerguts können wir uns kaum trennen. Doch es wird kalt und so wandern wir weiter, bis zur roten Skipiste No. 8.
Hier wird umgebaut. Die Plastikwanne wird zum Schlitten, mit den Gurten befestigen wir jetzt unsere Schneeschuhe auf dem Rücken – und hui geht es die ganz schön steile Piste hinunter! Nichts mehr mit stapfen und nicht vorankommen. Der unter unserem Schlitten aufspritzende Schnee macht uns blind, wir fahren uns gegenseitig über den Haufen, man hört Schreie in der Dunkelheit – und als wir direkt vor der Tür des Hochberghauses zum Stehen kommen, strahlen unsere Gesichter um die Wette. Ein großer Spaß und eine großartige Erfindung, so ein ruckXbob!
Winteraktivität No. 2: Skifahren mit Guide im Skigebiet Kasberg-Grünau
Auch wenn das Skifahren bei mir inzwischen einigermaßen geht – mal wieder mit einem Skilehrer unterwegs zu sein, hat richtig viel gebracht! Da das Hochberghaus ja direkt an der Piste liegt (siehe oben…und unten), holt mich der Skilehrer direkt nach dem Frühstück ab.
Einerseits großartig, direkt starten zu können, ohne jedes Anstellen und Warten – andererseits haben wir nur die Wahl zwischen den sehr steilen 8er Pisten mit dem sehr steilen Schlepplift, oder der Talabfahrt. Der Weg ins Tal ist schmal und schattig, kein perfekter Start in den Skitag für mich, doch der Skilehrer macht seinen Job gut, mich da erst mal irgendwie runter zu bringen, auch das allerletzte dunkelrote Stück. Bereits da ist deutlich zu erkennen: der Skilehrer sieht genau, was ich kann bzw nicht kann, welche Tipps mir wann helfen, welche Pisten mich weiterbringen. Die größte Herausforderung eigentlich: die Schlepplifte. So gut es geht, habe ich diese an den vergangenen Skitagen vermieden, im Skigebiet Kasberg Grünau gibt es kein Entkommen – und mit Skilehrer an der Seite ist es natürlich kein Problem.
Wir verbringen den ganzen Tag auf den herrlich blauen Pisten im Zauberwald, am Jagerspitz und am Regenkar (1.600 m), erfreuen uns am Blick auf den Dachstein, zum Großen Priel, zum Kasberg, zum Spitzplaneck und ins Tote Gebirge. Das Skigebiet ist überschaubar und entspannt, ideal, wenn man einen Tag stressfrei an seiner Technik arbeiten will. Neben dem Hochberghaus gibt es noch weitere Hütten mit sonnigen Terrassen zum Ausruhen zwischendurch. Weit und breit kein Après-Ski-Spektakel, ganz nach meinem Geschmack!
Ganz am Ende – wir wollen natürlich wieder bis vor die Tür des Hochberghauses fahren – wartet noch eine besondere Herausforderung. Der Skilehrer möchte, dass wir bei voller Fahrt mittendrin aus dem Schlepplift rausspringen, um über die Piste 2c zum Gasthaus zu fahren! Es funktioniert tatsächlich und stärkt das Selbstbewusstsein. Genau wie der komplette Tag mit dem Skilehrer, der mit kleinen Verbesserungen dazu beigetragen hat, dass die Schülerin sicherer die Berge hinab- und dem Pistenglück näher kommt.
Infos zum Skigebiet Kasberg-Grünau: 21 km Pisten (11 km blau, 9 km rot, 1 km schwarz), 10 Bahnen und Lifte. Einen Skiverleih gibt es in der Talstation der 8er-Einseilumlaufbahn. Tagesticket: 38,50 Euro. Die Skisaison dauert dieses Jahr vermutlich bis zum 26. März.
Winteraktivität No. 3: Pistenbully Mitfahren & Selber Fahren
Zwischen Skifahren und Abendessen passt noch ein echtes Schmankerl: der Pistenbully, der draußen die Skipisten für den nächsten Skitag präpariert, hält vor dem Hochberghaus und lädt uns zu einer Spritztour auf. Eine Tour, die die Skipiste No. 8b fünf oder sechs mal rauf und runter führt, eine rote Skipiste, incl des Teils unter dem Schlepplift. So steil, dass ein Seil zwischen Pistenbully und einem Haken im Boden am oberen Ende gespannt ist und die Seilwinde unser Auf- und Abfahren unterstützt.
Auf Youtube gibt’s ein Video zu meiner Fahrt mit dem Pistenbully.
Mit den Ski würde ich mich derzeit noch nicht auf diese Piste trauen… im Pistenbully ist es eine andere Art Nervenkitzel. Eine mit Radiomusik und aufgedrehter Heizung, neben einem konzentrierten Fahrer, der ja nur seinen Job macht und bizarrerweise zwei Zuschauer neben sich sitzen hat. Ein Fahrer, der schon lange selbst nicht mehr Skifahren war, weil er in der Freizeit ja auch mal woanders sein will.
Und ein Fahrer, der mich nach einer Weile tatsächlich fragt, ob ich denn auch mal will. Ans Lenkrad eines Pistenbullys? Na klar! Lenkrad und Gaspedal wie beim Auto, aber sonst ist das hier eine ganz andere Liga. Inzwischen ist es stockdunkel, ich drehe zwei Runden um den Baum vor dem Hochberghaus, versuche keine herumliegenden Ski zu berühren und ertappe mich mit einem fetten Grinsen im Gesicht.
Pistenbullys sind einfach faszinieren, kein Wunder, dass der Gipfelglück-Artikel „Wo kann man mit einer Pistenraupe mitfahren?“ zu den beliebtesten im Blog zählt. Und selber fahren so richtig toll!
Winteraktivität No. 4: Ausruhen, futtern & aufwachen
Ruhe kehrt ein, wenn gegen 16:30 Uhr die Bahnen und Lifte nicht mehr fahren, und man selber das Privileg hat “oben” bleiben zu dürfen, nicht ins Tal zu müssen. Dafür gibt es das Hochberghaus.
Spezialität im Hochberghaus: Almrundenpfandl.Mit Blunzengröstl, Kässpätzle, Tiroler Gröstl, heißem Krautsalat und Spiegelei
Direkt an der Skipiste gelegen, mit Blick zum Traunstein und Blick ins Tal. Ein Berggasthof mit gemütlichen Zimmern, einem äußerst gastfreundlichen Team und, wie es sich für Österreich gehört: fantastischem Essen. Österreichisch ist auch, dass in der Hälfte der Stube, ausgerechnet da, wo der Kamin steht, noch geraucht werden darf, das ist man einfach nicht mehr gewohnt, wenn man in Bayern wohnt. Dabei könnte jeder Raucher doch vor der Tür den spektakulären Sternenhimmel bestaunen…und bevor es zurück zum Bier in die Stube geht, noch mit der Rutsche in den Keller rutschen, zu den Toiletten. Durchaus auch für „große Kinder“ geeignet.
Am Ende: Abreisen (müssen)
Der letzte Morgen bricht an. Nebel im Tal, ein wolkenloser Himmel, es verspricht ein weiterer herrlicher Schneetag zu werden. Ich blicke fasziniert die Piste hinauf, die “wir” gestern abend gewalzt haben. Da jetzt als erste hinuntergleiten, das wärs… Doch ein Knattern unterbricht die Stille. Selbst das Abschiednehmen vom Hochberghaus wird noch zum Erlebnis. Per Skidoo werden wir samt Ski und Gepäck zur Bergstation der 8er-Einseilumlaufbahn gebracht und haben kurz das Privileg, die Aussicht ganz für uns allein zu haben und mit niemandem teilen zu müssen.
Fazit zum Skiurlaub im Almtal im Salzkammergut
Für die Chiemgauer ist das Ski-bzw Wintersportgebiet zwischen Kasberg und Hochberg im Almtal super erreichbar, aber auch für Münchner lohnt sich die Anfahrt für ein langes Wochenende, wenn man ein ruhiges, kleines Skigebiet fernab von Stau, Hektik und Après-Ski-Gedudel sucht. Indem man abends nicht ins Tal fährt sondern am Berg bleibt, fühlen sich 2 Tage an wie 10 – sehr zu empfehlen!
Zum Aufenthalt rund um Kasberg und Hochberg im Almtal wurden wir vom Tourismusverband Almtal, vom Hochberghaus, von der Österreich Werbung und der Region Dachstein Salzkammergut eingeladen, vielen Dank dafür. #feelaustria.
Datum der Reise: 20. und 21. Januar 2017
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Website vom Hochberghaus
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Website der Schischule Grünau-Kasberg
Pistenbully fahren auf Anfrage über den Tourismusverband Almtal
Das Projekt Pistenglück
- Teil 15 Skifahren in Hovden / Norwegen
- Buchtipp: Skifahren einfach
- Im Kino: STREIF One hell of a ride
- Videos: Skifahren lernen mit Youtube?
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Herausgeberin des Gipfelglück Blogs – seit 2011 eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen beim Wandern, Bergsteigen, Radlfahren und Reisen, im Chiemgau, in den Alpen, weltweit.
Mit einer Vorliebe für Höhenmeter, Kuchen, Kaffee, Bücher, Yoga und Weit-Weg-Unterwegs-Sein.